Gesellschaft
Vorsitzender:
Volker Kricheldorf
Günterstalstr. 16
79100 Freiburg;
Vereinslokal:
Oberkirch am Münsterplatz,
Treffen:
Jeden 3. Montag im Monat, in Oberkirchs Weinstuben am Münsterplatz, 20 Uhr
Aktuell
Die Pandemie hat die Aktivitäten der NG zu Freiburg vom Hotel Oberkirch auf den Münsterplatz verlegen lassen, was aber im Schatten des Münsterturmes, demnach Jacob Burckhardt „Schönsten Turm der Christenheit", eher eine Bereicherung war nach dem jahrelangen Eingerüstetsein für die umfangreichen Restaurierungsarbeiten am Turmhelm durch die Münsterbauhütte. Die Synagoge könnte wieder die Binde von den Augen nehmen wie in Straßburg neben der Ekldesia!
Berichte
Nachberichte:
2020: Jahresrückblick
Im Juni 2020 hatte unser Mitglied Prof. Andreas Urs Sommer, schon bekannt durch seinen Katalog „Die Münzen des Byzantinischen Reiches 491-1453“ einen Sonderdruck aus dem Wallsteinverlag mitgebracht mit dem Titel „Nietzsche in Erz. Philosophie und Leben im Medium der Medaille“. Ergänzt wurde der Vortrag durch mitgebrachte Originale mit dem unverwechselbaren Schnauzbart von 1900 bis 1945. Eine wohltuende Abwechslung für uns Sammler!
Der Juli- Vortrag gab unserem Vorsitzenden Volker Kricheldorf die Möglichkeit, über „Die Deutschen Spottmedaillen auf Juden“ von Bruno Kirschner aus dem Ernst Battenberg-Verlag zu referieren. Das Thema ist in Freiburg wieder aktuell, wobei es hier um die Versetzung einer Büste von Alban Stolz geht. Die Umbenennungsüberlegungen machen demnächst auch nicht bei Martin Luther und seinen Ansichten zu den Juden Halt?! Diskussionsbedarf wieder mal! Coronabinden auf die Augen für die Übereifrigen! Paul Bert
2019: Jahresrückblick
Am 18. November 2019 zeigte der Vorsitzende Volker Kricheldorf zwei Aurei aus der Republikzeit und wies auf die verworrene Zeit vom Ende der Republik und der Kaiserzeit mit zwei schönen Münzen hin. - Dr. Marko Zähringer zeigte eine Suite von den Medaillen Maria Theresias in vorzüglicher Erhaltung. Freiburg war ja über Jahrhunderte Sitz auch der Vorderösterreichischen Regierung und der Brautzug bedeutete auch eine Würdigung der Stadt. - Ihr Ende in der Revolutionszeit von Maria Antoinette bietet immer noch Gesprächsstoff für die Regenbogenpresse. Auch heute noch im Film und Fernsehen und eben mal zum Anfassen bei einer unserer letzten Sitzungen. In der kommenden Zeit werden die Alamannen ein Thema sein nach der gelungenen Ausstellung in der Freiburger Sparkasse, die sich immer wieder als ein Mäzen für die Numismatik hier beweist. Das Dreiländereck hat immer etwas zu bieten!
Leserbrief in der Badischen Zeitung zur 20-Euro-Gedenkmünze "900 Jahre Freiburg":
Wer sind sie denn, diese 13 Freiburgerlein, die hier die Bühne vorm Freiburger Stadtwappen zieren? Sie vertreten doch nicht etwa die Szene, die diesen Münzentwurf zum Stadtjubiläum zu verantworten hat? Doch wer überhaupt hat die Münzfrage entschieden, wer hatte eine Jury gewählt? Hat man bemerkt, in welche Richtung der Wimpel oben auf dem Schlossbergturm flattert? Darf man dem Bundesadler, der doch staatliches Hoheitszeichen ist, einfach die Federn abknicken, denn schließlich soll docT1 eine Million dieses Geldstücks zum Ruhme Freiburgs geprägt werden? Nun, glücklicherweise hängen Freiburgs münzgeprägte Trauben weit unten und nicht zu hoch!! Also ab mit dem Geld in den Sparstrumpf, der Silberwert bleibt ja erhalten ... Paul Bert
2018: Jahresrückblick
Für März 2019 ist wieder die Antike angesagt. Das Thema kommt aus dem Umfeld von Kaiser Caligula (37-41 n. Chr.), über den Alois Winterling, Professor an der Freiburger Universität, eine lesenswerte Biographie geschrieben hat. Näher betrachtet wird die Ptolemäer-Königin Jotape (14-72 n. Chr.) aus der damals noch autarken Provinz Kommagene, heute im Kurdengebiet der Türkei liegend.
Das Jahresende 2018 unter Leitung von Volker Kricheldorf und Torsten Boehlke wurde wieder mit dem vertrauten Quiz beendet. Paul Bert wurde mit einer Medaille für 35 Jahre Vereinsvorsitz geehrt. Die Jahreslosung war der CONCORDIA mit einem Denar der Crispina (t 183 n. Chr.) gewidmet, wobei die Darstellung des Handschlags auf der Rückseite als das Symbol der Eintracht gilt. Zum Jahresbeginn 2019 hatte sich Volker Kricheldorf dem Thema „Judenmünzen“ gewidmet mit dem Hinweis auf die Schwierigkeit, dieses Thema zu behandeln. Zwar war die Anzahl der mitgebrachten Münzen umfangreich, doch ist die Literatur darüber sehr spärlich. Der Zeitrahmen zu diesem -Thema ist das beginnende 19. Jh., die Nach-Napoleon-Zeit um 1819-1822. Fragen blieben offen: Wer waren die Auftraggeber, wo wurde geprägt und für wen? Die Münzen mit Bezeichnungen wie THELER oder ATRIBUO oder mit fiktiven Symbolen kamen von Birmingham in großen Mengen. Den Themenkomplex Judenpfennige möchte Herr Kricheldorf zu einem späteren Zeitpunkt vertiefen. Zu den halbamtlichen Privatgeprägen sind auch die Schnepfenheller der Fürsten von Ysenburg und Solms im Darmstädter Bereich zu zählen, die 1805-1956 als Statussymbole für Jäger in Silber und für Treiber in Kupfer geprägt wurden. Heute sind es goldene Musikinstrumente, Singvögel oder Märchenfiguren die den Numismatischen Horizont in unserer Überflussgesellschaft erweitern sollen, in der mancher nicht weiß, wohin mit dem vielen Geld. Glücklicherweise gibt es aber das NNB mit seinen verlockenden Angeboten im Anzeigenteil mit Polymerringen und in Farben, aber noch geruchsfrei?
Unser Schriftführer Torsten Boelke hatte Münzen der Weimarer Republik in großer Zahl mitgebracht, so dass die Visualisieruhg wieder mal im Original erfolgen konnte und nicht wie üblich geworden auf dem Bildschirm. Münzen sollte man „begreifen“ können, besonders die Silberlinge der Nachinflationszeit! Gezeigt wurde auch das 4-Pfennig-Stück von 1932, dem geburtenschwächsten Jahrgang, als „Brüningtaler“ bekannt.
Zum Jahresbeginn 2018 wurde über die Änderungen im Vereinsvorstand diskutiert und beschlossen, die Vereinsleitung ab Juni neu zu strukturieren. Der Vorsitz wurde an Volker Kricheldorf übergeben, dessen Vater Helmuth 1951 die Numismatische Gesellschaft gegründet und bis 1956 geleitet hatte.
Prof. Hubert Seemann prägte über 25 Jahre den Charakter unserer Gesellschaft in einer humanistischen Ausrichtung mit eigenen Vorträgen und heimatkundlichen Exkursionen, kontinuierlich festgehalten im NNB. Ab 1976 versuchte Paul Bert in diesem Sinne diese Tradition weiter zu pflegen. Doch nun, nach über 35 Jahren, ist es Zeit für den Generationenwechsel.
Nicht ganz ohne Stolz können wir auf die Veröffentlichungen unserer Mitglieder in eigener Regie hinweisen:
- Peter Franz Mittag: Alte Köpfe in neuen Händen. Urheber und Funktion der Kontorniaten. Bonn 1999.
- Thomas Ganschow, U. Kampmann: Die Münzen der römischen Münzstätte Alexandria 2008 Battenberg Verlag, Regenstauf 2008.
- Andreas Urs Sommer: - „Die Münzen des byzantinischen Reiches 491-1453“. Battenberg Verlag, Regenstauf 2010.
Nach den Sommerferien startete der Vorsitzende Volker Kricheldorf mit einem Kurzreferat über die Popponen von Henneberg. Anlass war eine vorzügliche Renaissance-Goldmedaille, die er mitgebracht hatte. Er konnte uns die verwirrende Geschichte der hochadligen Familien der Henneberger Franken näher erläutern, auch im Bezug zur 1457 neu gegründeten Universität in Freiburg. Das Geschlecht der Henneberger Popponen erlosch 1583.
Paul Bert
Neujahrsgruß unter dem Motto „Thanatos“ 2018
Am 15. Januar 2018 gab es einen Rückblick auf das abgelaufene Jahr 2017 mit einem Neujahrsgruß unter dem Motto „Thanatos“. Zu dem Thema „Der Tod auf antiken Münzen“ konnte ich zwei Provinzial-Römische Münzen vorlegen, auf denen der Tod in zwei verschiedenen Varianten dargestellt ist: einmal der geflügelte Genius, der sich mit gekreuzten Beinen trauernd auf eine verlöschende Fackel stützt. Dort, in der Stadt Philippopolis, die sich als „Neokorie“ darstellt, weist sie auf ihre Bedeutung hin, ein Priesterkollegium für einen Tempel des Kaiserkultes zu besitzen. Philippopolis, das heutige Plovdiv, wird 2019 Europäische Kulturhauptstadt. Die mit 15 mm Durchmesser kleinere Münze wurde in Markianopolis, der Hauptstadt der Provinz Moesia Inferior unter Caracalla (211-217) geprägt als Obolus wohl eher für den Geldbeutel der kleineren Leute und bleibt dadurch heute für Prachtkataloge weniger geeignet. Die Darstellung des Thanatos hier in barocker Heiterkeit hat wenig Bezug zum Sensenmann christlicher Frömmigkeit, lässt aber so vielleicht besser über das „memento mori“ nachdenken. So gesehen bleibt die Region um das heutige Bulgarien im Fokus des politischen Interesses, wenn man sich die Flüchtlingsströme auf der Balkanroute ins Gedächtnis ruft. Der Buchstabe Theta Θ war die 8 in der numerischen Reihenfolge des griechischen Alphabets mit dem Zahlwert 9 und wurde lieber vermieden. Tod und Schlaf waren die Kinder der Nacht „Nyx“, wobei es möglich ist, das Nickerchen vor dem Fernseher hier mythologisch einzubinden. Es ist auch denkbar, dass die Münze als Fährgeld gebraucht wurde zur Fahrt über den Styx mit dem Charon. So bekommen Leben und Endlichkeit einen hintergründigen Bezug, der für mich beim Münzensammeln ebenso wichtig ist wie einen Bezug zur Gegenwart herzustellen. Diesen Zeitbezug findet man in allen Epochen wieder, besonders auch im 19. Jahrhundert in der Salonmalerei bei John William Waterhouse oder Evelyn De Morgan. Die reiche Palette der Symbolisten kann man genüsslich im PC betrachten. Hier ist dann der PC hilfreich, der ja auch schnell wieder abgeschaltet werden kann.
Nach 35 Jahren im Vorstand der Numismatischen Gesellschaft zu Freiburg ist es Zeit, die Verantwortung in jüngere Hände weiterzugeben. Die Hoffnung, dass im Freiburger Raum für die Enkelgeneration weiterhin das reiche Angebot an Kunst und auch an humanistischer Bildung, gepflegt wird, bleibt bestehen. Der Birklehof in Hinterzarten, das Jesuitenkolleg in St. Blasien und das Kolleg St. Sebastian in Stegen sind neben den Freiburger Gymnasien und der Universität solche Zufluchtsorte unserer Heimat.
Paul Bert
2017: Kurzberichte
Im Januar 2017 trafen wir uns bei der Familie von Maurus Tacke, unserem 2. Vorsitzenden. Der Quizabend um das Thema „Amaltheia" wurde mit dem Neujahrsgruß verbunden.
Am 20. Februar fand im Novotel Freiburg die 49. Auktion der Fa. Kricheldorf statt, so dass sich viele der Mitglieder dort trafen. Unser Mitglied Volker Kricheldorf hatte mit der Versteigerung der Sammlung von Prof. Wiemers u.a. wieder einmal ein Glanzstück der Numismatik nach Freiburg geholt und damit das Numismatische Schlummern beendet. Sein Vater war 1951 unser Vereinsgründer Helmuth Kricheldorf. In seinem eigenen Verlag veröffentlichte er die „Berichte“ und brachte er auch 1947 einen ersten Nachkriegskatalog heraus, eine außergewöhnliche Leistung, wodurch sich Freiburg in Sammlerkreisen einen guten Namen verdiente. In Freiburg gab es damals außerdem die Münzhandlung von Helga Blaser-Frey mit dem Angebot von Briefmarken, Münzen und entsprechenden Versteigerungen. So entstanden in Freiburg zwei Münzsammlervereine mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Nun hat Volker Kricheldorf mit der 49. Auktion einen wichtigen Akzent gesetzt in einer Zeit eines riesigen, aber immer mehr verflachenden Angebotes von Pseudomünzen und Medaillen. Gegen die Hochglanz-Postwurfsendungen kann man sich nicht mehr wehren. Auch die im NNB angezeigten Neuheiten von 2€ bis 200€ sind kaum noch zu überbieten an Banalitäten. Die Diskussion über die Abschaffung des Bargeldes passt hier rein. Mit seinem Katalog hat Volker Kricheldorf einen neuen Maßstab gesetzt. Nachdenklich hat auch auf der Katalogrückseite die „Rückbesinnung“ von Volker Kricheldorf gemacht mit seiner zutreffenden Einschätzung der Lage für uns Münzsammler.
Der 300. Geburtstag Maria Theresias am 17. Mai 2017 bot für Marco Zähringer eine günstige Gelegenheit über unsere Landesherrin mit reichem Münzmaterial zu berichten, hatte sich doch Freiburg 1368 unter den Schutz des Hauses Habsburg gestellt. Die „Pragmatische Sanktion“ ermöglichte es ihr als Frau die Geschichte des Reiches zu lenken, was gegen Preußen nicht ganz einfach war. Der Nord-Süd-Konflikt reicht bis in unsere Tage. Das „Tu felix Austria nube“ war für die Großfamilie mit 16 Kindern ein Ziel, das man heute den sogenannten Rechtspopulisten arglistig unterstellt. Immerhin kann man heute noch die Witwentaler, Maria Theresia mit Schleier, ab 1767 als Anlagemünze erwerben und somalische Händler damit verblüffen.
Im Juni erweiterte Andreas Sommer mit Kaiser Karl V. die Beziehungen der Augsburger Finanzwelt mit Freiburg anhand einer großartigen Medaille. Sein Standbild am Historischen Kaufhaus am Münsterplatz kündigt den Freiburgern vom Aufbruch in die Zeit der Reformation. Marco Zähringer beendete die Zeitreise mit einer Reihe von Medaillen mit religiösen Motiven, die es bei der großen Kinderschar Maria Theresias numismatisch zu feiern gab. Unvergesslich blieb den Freiburgern die Brautreise Marie-Antoinettes über das Vorderösterreichische Freiburg nach Paris. Ihr trauriges Los unter der Guillotine würde heute als Gruseleffekt ausgeschlachtet werden.
Vom 1. August an war in der Stadtsparkasse für 14 Tage eine Ausstellung zu sehen, die zum 45-jährigen Bestehen des „Freiburger Münzensammlervereines" unter Hans Seemann in liebevoller Detailarbeit von den Mitgliedern zusammengetragen worden war. Torsten Boehlke als neuer 1. Vorsitzender konnte so ein gelungenes Debut geben. Die Städtische Sparkasse stellt für Ausstellungen und Veranstaltungen von Vereinen großzügig ihre Meckelhalle zur Verfügung. Ein herzlicher Dank für diese Unterstützung! In den Vitrinen lagen von prämonetären Sammlerstücken über die vierzipfligen Pfennige des Rappenmünzbundes bis zu den heutigen Anlagemünzen im Kilobereich die breite, übliche Palette im Angebot für das vorhandene Vereinspublikum. Durch 2 Vereine in Freiburg können sowohl die Numismatik als auch die Sammler bedient werden. Ein freundschaftliches Miteinander!
Im Oktober gab das Buch von Rainer Pudill „Göttlicher Antinoos, ein Idealbild jugendlicher Schönheit“ Anlass zur Diskussion. Dass der Battenberg Verlag innerhalb von 3 Jahren schon wieder zum gleichen Thema der Schönheit in der Homophilie ein Buch veröffentlicht, hängt sicherlich auch mit der seit Oktober 2017 möglichen „Ehe für alle“ zusammen, weil doch ein allgemeines Umdenken stattfindet. Es macht Spaß, beim Blättern zwischen den unterschiedlichen Themen von der Antike über die Renaissance bis zu Zeichnungen Goethes die-Vielfältigkeit der jugendlichen Schönheit zu entdecken. Ich konnte mit einem als Spielstein benutzten Medaillon aus Smyrna, das ich 1971 bei Helmut Kricheldorf, unserem Vereinsgründer, für 50 DM erwarb, zum Thema etwas beitragen. Nicht der Erhaltungsgrad war entscheidend, sondern der Reiz des Stückes. Auf Denaren Hadrians kann man seine Reisen über den Nil von Alexandria nach Ägypten verfolgen bis zur Oase von Fayum, mit einer Gaumünze der Arsinoites oder einer Tetradrachme Hadrians mit einem Kanopus mit Hem-Hem-Krone oder seiner wenig geliebten Ehefrau Sabina. So lässt sich -numismatisch das -Ägypten-Thema um Antinoos bereichern. Das Werk von Kampmann/Ganschow über die „Münzen der Römischen Münzstätte Alexandria' ist hier sehr hilfreich. Mit der griechischen Weitsicht Hadrians wird man hier vertraut! Den Charme von antiken Umlaufmünzen muss man entdecken können und nicht beim Spiegelglanz verweilen!
Paul Bert
2016: Kurzberichte
Die erste Sitzung nach der Sommerpause war den Problemen in der Türkei gewidmet. Anlass war eine provinzialrömische Münze des Kaisers Severus Alexander (223-235) aus Kyzikos in Mysien mit einer Ziege, die von einem Bauern gemolken wird. Die Verbindung zur Jetztzeit ist dadurch gegeben, dass die fachliche Qualifizierung der Einwanderer heute auch zur Diskussion steht. Die bäuerliche Tradition ist also seit der Antike belegt.
Eine Münze des Valerian Il. (256-258) zeigt die Ziege Amaltheia mit dem kleinen Zeus, der auf ihr reitet. Seine Mutter Rhea war vor seinem Vater Kronos ins Ida-Gebirge auf der Insel Kreta geflohen, da er seine Kinder zu verschlingen pflegte. Dies verhinderte die Ziege durch die Flucht in eine Höhle, doch brach ihr ein Horn ab, das sich aber immer wieder füllt. Das Füllhorn lebt auch heute noch weiter, wenn die kleinen Erstklässler ihre Schultüten bekommen. So gelingt es immer wieder, mit der Numismatik Zeitgeschichte zu verknüpfen.
Am 21. November sprach unser Parther-Fachmann Dr. Marco Zähringer, der eine hervorragende Tetradrachme des Artaban 1. (127-124v. Chr.) mitgebracht hatte, über das „Vertrauensgeld der Französischen Revolution Er hatte im September 2016 das Norddeutsche Münzsammlertreffen auf Schloss Anholt besucht und begeistert über die Atmosphäre dort und die vielen neuen Kontakte erzählt. Begleitet wurde er von unserem ehemaligen Kassier H. J. Marehn aus Bonn. P.B
2016: Fahrt nach Trier mit Besuch Nero-Ausstellung; Münzen zur Nero-Zeit
Am 4. Juni 2016 fand unsere gemeinsame Fahrt nach Trier statt zum Besuch der NERO-Ausstellung, die von Maurus Tacke vorbereitet worden war und die er dankeswerter Weise auch mit seinem VW-Bus durchgeführt hat. Teilnehmer mit ihm waren Marco Zähringer, Andreas Sommer, Volker Kricheldorf, Renate und Paul Bert. Er saß 8 Stunden hinter dem Steuer und hintermalte die Fahrt mit einem Tonband zur Römischen Geschichte, so dass wir reichlich informiert waren. Im Landesmuseum beeindruckte neben den Exponaten zu Nero auch der größte Goldmünzenschatz der Römerzeit, der mit 2650 Aurei und einem Gewicht von 18,5 kg 1993 in Trier entdeckt worden war.
Die letzte Sitzung vor den Sommerferien bot den Mitgliedern die Möglichkeit, ihre Münzen zur Nero-Zeit zu zeigen, beginnend mit der Genealogie bei Marc Anton und seiner Frau Octavia bis zu den Kindern von Vitellius, der aber vergeblich versuchte, damit eine neue Dynastie zu begründen. Das misslang auch der Poppaea, von der eine Münze mit ihrer Tochter Claudia gezeigt werden konnte. Der Trierer Ausstellungskatalog zu Nero bietet einen ausführlichen Bericht dieser Zeit.
Paul Bert
"NEUJAHRSGRUSS", "WERT DES GELDES", "CLASSIS ROMANA"
Der Neujahrsgruß für die Mitglieder zeigte eine Münze der AELIA FLACILLA (t 388) aus Antiochia in Syrien. Die mit einem Perlendiadem geschmückte Kaiserin schreibt als Viktoria ein Christogramm auf ein Demo-Schild. - Religiöse und politische Parolen vor 2000 Jahren verbunden mit einem Friedenswunsch für den Mittleren Osten!
Am 18. Januar 2016 referierte unser Mitglied Maurus Tacke über den „Wert des Geldes“. Der Vortrag basierte auf der Schrift von Heinz Voigtlaender: Löhne und Preise in vier Jahrtausenden (Numismatische Gesellschaft Speyer, 1994, Band 35, Nachdruck 2015). Diese kommentierte Zusammenstellung erlaubt Vergleiche über größere Zeiträume und zu einer Zeit zwischen verschiedenen Berufen und Objekten. Eine arbeitsteilig organisierte Gesellschaft benötigt Verrechnungseinheiten für ihre Produkte, mit denen die unterschiedlichen Güter gehandelt werden können: das Geld. Diese Tatsache wird oft unangenehm empfunden (Geld regiert die Welt!), ist aber Konsequenz der notwendigen Existenz von Geld. Allgemein stellt sich die Frage nach dem kaufbaren Gegenwert für Münzen in ihrer Zeit; der Vergleich über die Zeit zeigt einen stetigen Wertverlust des Geldes. Die Gewinnung der Edelmetalle und ihre Verarbeitung wie das Prägen waren immer aufwändige Prozesse, „high-tech“ ihrer Zeit, und in stetiger Weiterentwicklung. Die Angaben des Bandes von Herrn Voigtlaender sind neben ihrer wissenschaftlichen Bedeutung oft auch unterhaltsam; der Vortrag wurde abgerundet durch Präsentation einer bunt gemischten Zusammenstellung von Münzen, sicher einer schönen Seite der Existenz des Geldes.
Im Februar bot der Peace-Dollar von 1921 eine Möglichkeit, über die »CLASSIS ROMANA", die flotte Römerin, wie die Lateinlehrer auch heute noch witzeln, anhand von Münzen und Fotos zu berichten. Seiner schönen Frau TERESA CAFARELLI aus Neapel konnte der Münzdesigner DE FRANCISCI bis 1935 ein Millionenfaches Denkmal setzen. Tausendfach waren auch die Damen der Römerzeit, beginnend mit den Sibyllenmünzen der Republik und den Kaiserinnen der Severerzeit. Eine eindrucksvolle Flotte der Antike! Paul Bert
2015: BYZANZ 491-610; VÖLKERWNDERUNG; POLITISCHE PROPAGANDA; SELEUKIDEN
Im November sprach Prof. A. U. Sommer, bekannt durch sein Werk über die Münzen des byzantinischen Reiches, das im Battenberg-Verlag erschienen ist und als Zitierwerk verwendet wird, über seine neusten Erkenntnisse zur Zeit von 491 bis 610. Durch seine Präsentation mittels Laptop sind die Mitglieder, die fast vollzählig gekommen waren, optimal informiert worden. Den Jahresabschluss bildete am 21. Dezember unser Quizabend.
Aus aktuellem Anlasse bot das Thema „Völkerwanderung“ die Möglichkeit, im Oktober 2015 über die Münzen der Zeit um 500 n. Chr. zu sprechen. Die Münzen der Vandalenkönige ab Geiserich bis zum Untergang des Vandalenreiches 534 durch den byzantinischen Feldherrn Belisar konnte ich mit Münzen von dem letzten König Gelimer belegen. Ergänzt durch „Felix Karthago“-Prägungen unter Hunerich oder einem mit XLII gegengestempeltem As des Titus. Als handliches Nachschlagewerk erweist sich immer noch das Werk von W. Wroth von 1911. Es ist in vielen Bereichen von Wolfgang Hahn durch sein MIB 1989 neu konzipiert und erweitert worden. Die Münzen der Ostgoten wurden mit dem schnurrbärtigen Odovacar begonnen auf einer kleinen Kupfermünze mit Monogramm. Der Untergang des weströmischen Kaisertums ab Julius Nepos 480 wird durch die Münzen der Ostgotenkönige ab Theoderich bis zum letzte König Theja dokumentiert, allerdings tauchen dessen Münzen nur ganz selten im Handel auf. Dafür gab es dann „Felix Ravenna“ oder Roma unter Justinian mit dem M als Zahlzeichen für 40 Nummi. Hans Seemann konnte mit seinen Münzen der Westgoten, Burgunder, Franken, Langobarden bis zu den Merowingern die „finstere“ Zeit in der Münzprägung uns beleuchten. Es wurde uns klar, dass die gegenwärtigen Wanderungen mit den damaligen nicht vergleichbar sind, aber auch immer der Wunsch nach einem besseren Leben dahinter stand, oft pervertiert von den Herrschenden zur Machterweiterung.
Zum 75. Geburtstag von Prof. Michael Strocka, unter dessen Ägide die Archäologische Sammlung der Freiburger Universität im Herderbau neu konzipiert war mit einer umfangreichen Sammlung von Abgüssen, konnte ich meine Glückwunschkarte vorstellen: Unterschiedliche Städte haben in der Römerzeit auf Münzen mit Kunstwerken geworben (wie z.B. Aphrodite des Praxiteles oder dem Apollo Sauroktonos und Standbilder des Antinoos). Reklame in der Antike!
Am 20. April 2015 konnte ich aus gegebenem Anlasse politische Propaganda, wie sie in der Römerzeit auf Münzen üblich war und damit bis heute eine wichtige Quelle für das Geschichtsbewusstsein ist, in der Philatelie nachweisen. Wenn man von den Medaillen absieht, so sind politische Aussagen auf unserem Geld doch recht dürftig und allenfalls in der DDR gegeben. Die Sondermarken des 3. Reiches boten dem damaligen Schüler eine reiche Auswahl an politischen Themen wie etwa auch die Nürnberger Parteitage oder Waffengattungen der Wehrmacht und der Personen-Kult um den „Führer“.
Die Junisitzung bereicherte Dr. Marco Zähringer mit einem Vortrag über die Seleukiden. Ihr Reich erstreckte sich von Babylon bis zum Mittelmeer über 278 Jahre von 312 bis 64 v. Chr. Es begann mit Seleukos I., einem General Alexanders des Großen. Von den 32 Königen sind nur 3 eines natürlichen Todes gestorben. Antiochos I. - X. unterschieden sich durch ihre Beinamen und sind auf den Münzen, meist Tetradrachmen, dem Sold eines Soldaten, in ausdrucksvoller Realität dargestellt, oft mit Löwen- oder Panterhaube. Die Rückseiten zeigen Apollo auf dem Omphalos, Zeus auf dem Thron, Elefantenquadriga, Beizeichen wie Münzstätten und Jahreszahlen, die ab 312 zählen, der seleukidischen Aera. Die Ehefrauen heißen oft Kleopatra, wobei Kleopatra VII. Philopator nicht zu den Seleukiden zählt und ihr Tod in der Kunstgeschichte ausführlich beschrieben wird. Bis in unsere Tage bleibt Syrien ein Land des Leides. An Literatur wurde das Handbook of Syrian Coins vorgestellt Marco Zähringer hat uns allen einen guten Abend bereitet.
Paul Bert
2014: ANTINOOS, ANTIKE, KARL d.G., POST-SASSANIDEN
Am 17. November, dem Geburtstag von ANTINOOS, konnte ich das kürzlich erschienene Buch von Rainer Pudill vorstellen, das im Battenberg-Gietl Verlag erschienen ist. Pudill ist es gelungen, eine Besonderheit der Münzprägung, die es im Westen als Reichsprägung nicht gab, für den griechischen Osten zu präsentieren. Ihm gelingt es, ein reichhaltiges Bildmaterial mit profundem Wissen um die antike Mythologie der Römer, Griechen und Ägypter miteinander zu verbinden. Wenn unsere Mitglieder eine Regenbogenpresse unter dem Motto „Sex & Crime" vermutet hatten, so musste ich sie enttäuschen. Antinoos ist der „gute Hirte", bartlos und zeitlos schön. Die Auseinandersetzung mit dem frühen Christentum und die Neigungen Hadrians in einem damals üblichen Umfeld von Homo- und Pädophilie werden diskret behandelt, ein Thema, das heute politisch wieder hoch kocht. Eine Besonderheit des Buches ist auch die beigefügte Arbeit von Gustav Blum „Numismatique d'Antinoos", mit Tafelteil, 1914 in Athen gedruckt.
Ab April lag der Schwerpunkt unserer Treffen wieder bei Themen der Antike. Maurus Tacke sprach im Mai über die SECURITAS bei den Römern. Mit 250 Limes-Falsa konnte ich die Durchlässigkeit der Grenzen belegen, die auch heute wieder bei wirtschaftlichen Interessen üblich ist. Das Thema „Frauen auf römischen Münzen" ( Autor Richard Stoll) konnte jedes Mitglied mit einigen Originalen belegen, wobei mit Kaiserin IRENE unser Byzanz-Spezialist U. A. Sommer mit seinem Fachwissen das Thema ergänzte. Die Münzen der Kaiserin CRISPINA boten für mich eine Gelegenheit, das Ende der Epoche der Adoptivkaiser anzusprechen. Eine Münze mit einem Altar für die „DIS GENI-TALIBUS" und für „JUNO LUCINA" machen ih-ren Kinderwunsch deutlich, der aber unerfüllt blieb.
Im März 2014 stand mein Denar Karls des Großen zur Diskussion. Das NNB hat sich mit der Ausgabe vom September 2014 für die Numismatik in meiner Bibliothek besonders verdient gemacht, denn nun kann ich die Münze bei den Nummern 153 -159 KdG SYLLOGE BERLIN einordnen. Das Heft informiert umfassend über diese Zeit.
Im Januar 2014 hielt Dr. Marco Zähringer seinen 3. Vortrag, diesmal über die Post-Sassaniden, den sesshaften Weißen Hunnen und Hephtaliten am Hindukusch um Kundus. Die nur mit Spezialliteratur lesbaren Münzen haben nur eine geringe historische Aussagekraft und sind uns auch durch ihren aktuel-len Zeitbezug interessant wie auch durch die nördlich des Hyrnalaya verlaufende Seidenstraße. Wirtschaftliche Gründe auch damals schon.
2013: BASLER MEDAILLEN, ELAGABAL
Den Jahresabschluss 2013 bildete das erwartete Quiz und wurde ergänzt durch einen Englischen Gruß auf einer Groschen-Münze von 1282 aus Neapel, einem Saluto d'argento, der mit der Verbindung von Angela und Gabriel einen aktuellen Zeitbezug herstellte.
Am 18. März 2013 sprach unser Mitglied Prof. U. A. Sommer, bekannt durch sein Standardwerk über die Byzantinischen Münzen, diesmal über „Basler Medaillen". Er folgte dem Katalog Christian Winterstein, vom Historischen Museum Basel 2012 veröffentlicht, beginnend mit Erasmus von Rotterdam, der nach Einführung der Reformation in Basel nach Freiburg zurückgekehrt war. Gleichzeitig emigrierte auch das Basler Domkapitel nach Freiburg und residierte hier im Basler Hof, dem heutigen Regierungspräsidium. Anhand einer großen Anzahl von Medaillen konnte so das Selbstbewusstsein einer reichen Bürgerstadt lebendig dargestellt werden: Stadtansichten, Universität, Schützentaler, Religionsgeschichte etc.
Im April boten die kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien um die Stadt Homs, dem antiken Emesa, für den Vorsitzenden Anlass, über den Kaiser Elagabal und sein Umfeld zu sprechen und eine reichhaltige Münzdokumentation der Familiengeschichte vorzustellen.
Im Juli bot in der Ferienzeit Antinoos die Möglichkeit, über die Reisen Kaiser Hadrians zu sprechen und eine Verbindung mit den aktuellen Ereignissen in Ägypten herzustellen.
Im November stellte der Vorsitzende die 3 Gordiane auf ihren Münzen vor, wobei auch hier wieder die realistischen Porträts aus Alexandria hervorzuheben sind.
Paul Bert
Nachruf
Der Tod unseres ehemaligen Mitgliedes, Prof. Konrad Hummel, der am 30.12.2014 verstorben war, gab einen unerwarteten Kontrapunkt. Seine berufliche Tätigkeit als Humangenetiker hatte ihn weltweit bekannt gemacht durch seinen Erfolg bei der Feststellung des Vaterschaftsnachweises. Als Numismatiker hat er viel in unsere Gesellschaft eingebracht, zuletzt auch durch das Einbinden der Deutsch-Indischen Gesellschaft in einen Vortragszyklus über indische Münzen und prämonetäres Geld im asiatischen Raum. Hummels vielseitige Interessengebiete belegten auch seine Porträtmünzen der Diadochenzeit nach Alexander dem Großen, die er mit wundervollen Exemplaren belegen konnte. Auch die Heimatgeschichte um Freiburg konnte er fesselnd darstellen. Wenn wir auch dieser Tage des 600-jährigen Jubiläums des Konstanzer Konzils gedenken, so ist Hummels Beitrag über den Gegenpapst Johannes XXIII. unvergessen, der als Baldassare Cossa aus Neapel 1415 schließlich abdankte und bei Nacht und Nebel über den Schwarzwald – den Schauinsland – Gießhübel – nach Freiburg floh und zuletzt bei Neuenburg am Rhein festgesetzt wurde. Mit der Wahl Martins V. 1417 war das Schisma der Kirche beendet. Noch bis in die 1960er Jahre erinnerte eine Inschrift am ehemaligen Dominikanerkloster an die Übernachtung des Papstes in Freiburg, dessen Name später durch Giuseppe Roncalli als neuem Johannes XXIII. ersetzt wurde. Ein bisschen Kirchen- und Kriminalgeschichte in unserer Heimat in unserer Zeit. Aus der Sammlung von Konrad Hummel ragte eine Tetradrachme des römischen Kaisers Uranius Sulpicius Antoninus hervor, dessen Leben ebenfalls obskur ist. Er war Priester des Elagabal-Kultes, dessen heiliger Stein wieder von Rom nach Emesa verbracht worden war. Syrien lag mit dem Sasanidenkönig Shapur I. im Kampf. Heute heißt diese Stadt Homs und ist wieder Brennpunkt der politisch-religiösen Auseinandersetzungen in Syrien. Münzen mit Bezug zur Zeitgeschichte, denn mit Assad hat sich nur die Schreibweise eines Potentaten geändert.
Paul Bert