Verein
Vorsitzender:
Fernando Zaumseil
Tel. (0561) 2861430
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Homepage: www.muenzverein-kassel.de
Vortrags- und Tauschabend:
jeden 2. Freitag des Monats um 19.30 Uhr, Friedrichsstr. 23, 34117 Kassel.
Aktuelles
Aufgrund der bekannten Corona-Problematik, finden keine Informations-, Tausch- und Vortragsveranstaltungen statt
Berichte
Die Numismatische Gesellschaft Kassel feierte am 24. September 2016 im Kloster Flechtdorf bei Korbach ihr 60-jähriges Bestehen. Begonnen wurde das Vereinsjubiläum mit einer ausführlichen Besichtigung des Klosters Flechtdorf, das in den letzten Jahren aufwendig restauriert wurde und jetzt für Veranstaltungen zur Verfügung steht.
Bernd Rhodius stellte uns im Verlauf der Besichtigung die Geschichte, die noch vorhandene Bausubstanz und die Restaurierungsmaßnahmen vor. Das ursprüngliche Benediktinerkloster wurde im Jahr 1101 von Graf Erpo von Padberg und seiner Frau Beatrix in Boke gegründet. Nach Erbstreitigkeiten wurde jedoch das Kloster bereits um 1104 nach Flechtdorf verlagert, wo die Klosterkirche errichtet und mit den notwendigen Konventsgebäuden ergänzt wurde. Zusammen mit der Grafschaft Padberg wurde das Kloster im Jahr 1120 an das Erzbistum Köln verkauft. Die Hochphase hatte das Kloster im 12. und 13. Jahrhundert. Der allmähliche Niedergang begann im 14. Jahrhundert und führte schließlich nach Einführung der Reformation im Jahr 1535 zur Auflösung des Konvents. In der Folgezeit wurde das Klostergut als Domäne der Grafen von Waldeck weitergeführt und diente sowohl als Gemeindekirche als auch als Hospital für Arme und alte Kranke. Mit der Restaurierung der verfallen Klostergebäude wurde unter Federführung des Fördervereins Kloster Flechtdorf im Jahre 2007 begonnen.
Die numismatischen Vorträge begannen nach der Begrüßung unseres Vorsitzenden Fernando Zaumseil mit anschließenden Kaffee und Kuchen. Unser langjähriger Vorsitzender Hilmar Melzer begann mit einer Rückschau der letzten 60 Jahre der Numismatischen Gesellschaft. Dabei stellte er Bilder von Vereinstreffen, Münzbörsen und Exkursionen vor und erzählte Anekdoten aus der Vereinsgeschichte. Außerdem gab er einen Überblick über die bisherigen Veröffentlichungen - immerhin 25 Werke - der Numismatischen Gesellschaft. Diese Werke können für alle Interessierten fast vollständig über unseren Verein bezogen werden.
Den zweiten Vortrag hielt Stefan Roth zu einer Urkunde Landgraf Wilhelms I. von Hessen (1466-1515) über die Prägung von drei Nominalen in der Münzstätte Kassel. Nach der bisher unedierten Urkunde vom 13. Oktober 1486 schlossen Landgraf Wilhelm I. und der Münzmeister Heinrich Stein einen Vertrag über die Prägung von Blancken, Weißpfennigen und halben Weißpfennigen Die Münzprägung wurde vom Münzmeister auf eigene Rechnung, aber unter scharfer Kontrolle des Wardein Conrad Wolden betrieben Als Bezahlung musste der Münzmeister dem Landgrafen an zwei Terminen im Jahr für jede Mark verprägten feinen Silbers vier Weißpfennige geben. Der Vertrag ist daher ein Zeugnis für die Privatisierung der hessischen Münzprägung am Ende des 15. Jahrhunderts.
Die Vortragsreihe zum Jubiläum beendete Wolfgang Böhm mit einem Referat zu den Münzen des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632). Zunächst gab er einen Überblick über die Regierungszeit des Landgrafen, die sowohl durch einen kulturelle Blüte als auch eine hohe Staatsverschuldung geprägt war. Die Münzpolitik des Landgrafen unterlag dabei dem Wandel der Zeit. So kam es bei den kleineren Nominalen ab dem Ende des 16. Jahrhunderts zu einer allmählichen Verschlechterung, die
sich ab etwa dem Jahr 1618 stark beschleunigte und heute als Kipper- und Wipperzeit bekannt ist. Zum Abschluss des Vortrages präsentierte Herr Böhm noch zahlreiche hervorragend erhaltene Münzen aus seiner Münzsammlung, die unter Landgraf Moritz in der Landgrafschaft Hessen-Kassel geprägt wurden.
Das Jubiläumsjahr 2016 endet am 8. Dezember mit einer Exkursion zu den Göttingen Münzsammlungen.
Außerdem gibt es eine neue Homepage der Numismatischen Gesellschaft Kassel, die Sie besuchen sollten: http://www.muenzverein-kassel.de/
Stefan Roth
Nachruf
Jochen Schäfer †
Jochen Schäfer wurde am 3. Oktober 1960 geboren. Schon früh vom Großvater an die hessische Geschichte herangeführt, wurde er u. a. vom Kasseler Münzhändler Erich Haas für die hessische Numismatik begeistert. Schon als Jugendlicher trat er der Numismatischen Gesellschaft Kassel bei. Sein Spezialgebiet war das hessische Mittelalter, wobei ihn besonders Brakteaten, Hohlpfennige und Groschen interessierten. Seine profunden geschichtlichen Kenntnisse halfen ihm bei der für ihn wichtigen exakten Bestimmung der Münzen. Nicht der Preis einer Münze, sondern der historische Wert machte ihm diese am kostbarsten. Er pflegte beständig intensiven Kontakt zu wissenschaftlichen Numismatikern, Museen, Münzkabinetten, Münzhändlern und Sammlern; sein Rat zur Bestimmung mittelalterlicher Münzen wurde von allen gerne angenommen. Bei der 4-bändigen Vereinspublikation von Dr. A. Schütz „Die hessischen Münzen des Hauses Brabant“ wirkte er mit. Er war Mitglied der Gesellschaft für Thüringer Münz-und Medaillenkunde und nahm mit großer Leidenschaft an deren Jahrestagungen teil. Jochen Schäfer kannte die historischen Stätten seiner nordhessischen Heimat. Eine hessische Münze war für ihn ein Stück lebendiger Geschichte.
Jochen Schäfer verstarb nach langer Krankheit am 10. April 2017. Die Mitglieder der Numismatischen Gesellschaft Kassel betrauern seinen frühen Tod, sie verlieren einen Freund und ihren hessischen Mittelalterspezialisten. Unser tiefes Mitgefühl gilt der Ehefrau und der Tochter.