Gesellschaft

Vorsitzender:
Kristian N. Worbs (E-Mail: n.worbs[at]bngev.de)

Geschäftsstelle:
Staatl. Münzsammlung
Residenzstr. 1
80333 München
Tel. (089) 227221

Internet:
www.bngev.de

 

Sitzungen:
in der Regel jeden 3. Dienstag im Monat in der Bibliothek der Staatl. Münzsammlung ab 18.00 Uhr.

 

Aktuell

Vorschau 2. Quartal 2024:

16. April: Dr. Hans-Joachim Barth, München: Keltische Münzprägung - Vorläufer der modernen Kunst?

14. Mai Dr. Martin Hirsch, Staatliche Münzsammlung München: Nachahmungen antiker Münzen in der Renaissance

18. Juni: Dr. Volker Heenes: Jacopo Stradas „Magnum ac Novum Opus“: ein numismatisches Corpus des 16. Jahrhunderts

 

Alle Vorträge finden in der Bibliothek der Staatlichen Münzsammlung München, Residenzstr. 1, von 18:15 - ca 20:00 statt.

Gäste sind herzlich Willkommen !

Vortragsprogramm

BNG Vorträge 2023

Dr. Robert Lehmann und Dr. Andreas Pangerl: Metallanalysen zu Römischen AE Prägungen von Augustus bis Marcus Aurelius im Vergleich zu anderen Archäologischen Objektklassen.

Achim Feldmann, München: Der Graveur und Medailleur Max Gube.

Prof. Dr. Reinhard Wolters, Wien: „Das Haus ist so groß wie der Himmel, kleiner ist es aber als sein Herr (Mart. 8,36,12)“ – Stadtrömische Bauten und Monumente auf Münzen Domitians als Herrscherlob

Prof. Dr. Werner Tietz, Köln: Zahlungsmittel bei Homer

Dr. Frank Berger, Frankfurt: Das Geld der Dichter (in Goethezeit und Romantik)

Rudolf Hilbert, München: Zur Legierung und Metrologie von Elektronmünzen – ein Zwischenbericht

Wolfram Tillack, München: Zur Münzprägung des Silvanus

Bernd Hamborg, Ülzen: Herkules Farnese – Bildnisse und Münzen

17. Oktober 2023, Dr. Robert Lehmann, München: Möglichkeiten und Grenzen moderner naturwissenschaftlicher Analysen in der Numismatik.

21. November 2023, Dr. Mathias Ohm, Stuttgart: Der Fürther Medailleur und Rechenpfennig-Produzent Johann Christian Reich (1730–1814).

19. Dezember 2023, PD Dr. Wolfgang Fischer-Bossert, Wien: Griechische Exilprägungen.

BNG Vorträge 2022

Andreas Pangerl, München: Vom Knaben zum Mann und vom Prinzen zum Kaiser

Dr. Wilhelm Hollstein, Münzkabinett Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Schätze aus ungewöhnlichen Orten. Der Goldmünzenfund von Leipzig (1999) und der Münzfund aus der Sächsischen Schweiz (2016)

Dr. des. Julian Wünsch, München: Die griechischen Könige Baktriens. Von Diodotos I. bis Antimachos I. (ca. 250–170 v. Chr.)

Marco Besl M.A., Mag. Theol., München: Warum griffen römische Kaiser auf ihren Vorgänger Augustus zurück? Zur Bildrepräsentation kaiserlicher Münzen im römischen Prinzipat.

Prof. Dr. Ernst Emanuel Mayer, Yale – NUS College Singapur –: Nero nach Modell. Computergestützte Stempelstudien zur römischen Finanzgeschichte.

Martin Huth, Berlin/Abuja: Gaza bis Marib. Die Münzen der antiken Weihrauchstraße

BNG Vorträge 2021

Alexandra Hylla, Salzburg: Der mittelalterliche Münzhort aus der Salzburger Judengasse, 28.000 Münzen – 28.000 Bilder

Johannes Hartner, Wien: Von Bayern nach Böhmen. Der Münzfund von Běhařov bei Klatovy (12. Jh.)

Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert: Hero und Leander

Dr. Hans Christoph von Mosch, München: Wer ist der König?

BNG Vorträge 2020

Agnes Aspetsberger, Wien: Die falschen Guldenblätter von 1482

Rudolf Hilbert, München: Neue Aspekte der archaischen Münzprägung in Milet

Andreas Pangerl, München: Ein neuer Porträttyp München-Antiochia für Agrippina minor – basierend auf Münzporträts und einer Porträtskulptur

 

BNG Vorträge 2019

Dr. Koray Konuk, Institut AUSONIUS CNRS – Université Bordeaux Montaigne Maison de l’Archéologie: „Neue Einsichten und neue Fragen zum Beginn der Münzprägung“

Dr. Saskia Kerschbaum, München: „Zur Münzprägung von Byzantion“.

Prof. Dr. Johannes Nollé, München: „England und seine Kolonien im Spiegel der Münzen“

Dr. Rainer Grund, Direktor Münzkabinett Dresden: „Die Dresdner Künstlerfamilie Hoeckner – Medaillenkunst aus drei Jahrhunderten“

Dr. Simone Killen, Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Wien: "Zur Perspektive der Stadtansichten auf provinzialrömischen Münzen"

Dr. Margret Nollé, München: „Ritterschaft, Fangschnur, Bogenspann – Die Herrschaft der Achämeniden über Kleinasien im Spiegel der Münzen“

Weihnachtsveranstaltung, Dr. Karsten Dahmen, Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin: „Die röm. Medaillone aus dem Fund von Abukir (Arbeitstitel)“

David Biedermann, Münster: „Die Lorbeerkränze des Octavian / Augustus -Die Suche nach dem Kranz des Kaisers“

Josef Kiendl, München: „As oder Dupondius, ein Verfahren zur Unterscheidung frühkaiserzeitlicher Prägungen“

Rudolf Hilbert, München: "Neue Forschungen zur Elektronprägung von Milet"

BNG Vorträge 2018

Prof. Dr. phil. Dr. med. Andreas Hillert: Privates Sammeln von Antiken im 20. und 21. Jahrhundert: anachronistisch, destruktiv und/oder zukunftsträchtig?

Dr. Hans Christoph von Mosch, München: Perseus und Andromeda in Ikonion

Prof. Dr. Stephen Mitchel: Die makedonische Besiedlung in Kleinasien

Dr. Ulrich Klein, Stuttgart: Vom zweiten Triumvirat bis zur Tetrarchie. Römische Provinzialprägungen aus der Münzsammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt

Wolfram Tillack, München: Alexandria – der holprige Abschied von der Provinzialprägung

Prof. Dr. W. Leschhorn, Braunschweig: Heinrich der Löwe

Dr. Wilhelm Hollstein, Staatliche Kunstsammlungen Dresden Münzkabinett Oberkonservator: Die Münzprägung des Sextus Pompeius in Sizilien

Dr. Manfred Mehl, Hamburg: Brakteaten – Hochromanische Kleinkunst.

Prof. Dr. Johannes Nollé, München: Okeanos auf Münzen

Dr. Herta Schwarz, München: Münzen und Medaillen der Türkenkriege

Prof. Dr. Johannes Nollé, München: Göttergeburten in Kleinasien.

BNG Vorträge 2017

Prof. Dr. Stefan Ritter, München: Bauten auf römischen Münzen: Identifikationsprobleme.

Dr. Hartmut Kreutzer, München: Heroen als Schutzpatrone der Polis - Heldenmythen im Spiegel antiker Münzbilder.

Prof. Dr. Peter Weiß, Kiel: Antinoos' zweites Ende. Der Paradigmenwechsel unter Antoninus Pius auf Münzen von Tarsos.

Frau Dr. Spoerri - Butcher, Research Assistant, Ashmolean Museum, Oxford: Pseudo-autonome Münzen der römischen Kaiserzeit. Ausdruck einer autonomen Politik der kleinasiatischen Städte?

Dr. Margret Nollé, München:  Starke Frauen - Amazonen als Städtegründerinnen in Kleinasien'.

Dr. Claudia Klages, Rheinisches Landesmuseum, Bonn: Die Münzprägung in der Münzstätte Trier zur Zeit der ersten Tetrarchie.

Elke Krengel M.A., Berlin: Das Horn des Elagabal, 20 Years after. Forschungsgeschichte und neues Material.

Dr. Sebastian Steinbach, Universität Osnabrück: Zur stauferzeitlichen (Geld-) Wirtschaft und Münzprägung.

Dr. Ulrike Peter, Berlin: Zur Münzprägung Thrakiens.

Prof. Dr. Bernhard Weisser, Direktor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin: „Auf der Suche nach der Klassik. Johann Joachim Winckelmann und die Numismatik".

 

BNG Vorträge 2016

Dr. Andreas Pangerl, München: Kaiserporträts auf römischen Münzen.

Prof. Dr. Johannes Noll, München: Sagalassos, Münzprägung und Stadtgeschichte.

Dr. Michael Matzke, Kurator Münzkabinett, Historisches Museum Basel: Gefälschte Antike. Die Paduaner oder was ist die Renaissance?

Prof. Dr. Hubert Emmerig, Wien: Geld in der bayerischen Ostmark: von den Römern bis zum Beginn einer eigenen Münzprägung im 12. Jahrhundert.

Leonhard Stopfer, Wien: Forschungen zu den Kroisbacher Prägungen

Alexandra Hylla, München: Die Münzbilder der bayerischen Münzen des Hochmittelalters

Prof. Dr. Peter Franz Mittag, Universität zu Köln, Historisches Institut, Abt. Alte Geschichte: Zu den Medaillons des Antoninus Pius.

Dr. Wolfgang Fischer - Bossert, Wien: Zur Elektronprägung des Phanes.

W. Tillack, München: Die römische Münzstätte Karthago - Spiegelbild des tetrarchischen Herrschaftssystems und Sonderweg.

Dr. Alena Tenchova-Janzik, München: Zur Verbreitung Byzantinischer Münzen vornehmlich des 6. Jahrhunderts in Deutschland.

Dr. Martin Hirsch, München: Die silberne Stadt: Rom im Spiegel seiner Medaillen.

 

BNG Vorträge 2015

Michael Herrmann M.A. , München: Münzprägung der Herzöge von Andechs Meranien 1180-1248.

Dr. Stefan Krmnicek, Tübingen: Nummi loquuntur — Roms sprechende Münzen?

Dr. Hartmut Kreutzer, München: Große Münzkunst im Kleinformat. Syrakusanisches Kleinsilber aus der Zeit der signierenden Künstler.

Prof. Dr. med. Ingo Sobottka, Geesthacht: Infektionen bei römischen Kaisern.

Dr. Wolfgang Becker: Von M. Palatinus zur Pfalz. Die "Pfalz"gepräge -ein Streifzug

Christian Stöss, Frankfurt: Die Münzen des Bistums Mainz.

Dr. Dietrich Klose, München: Von Raubmord, gehortetem Reichtum, einer Liebeserklärung und Kriegsgefangenen: Blicke auf lokale Geldgeschichte am Beispiel Garmisch-Partenkirchen.

Achim Feldmann, BNG: Karl May (1884-1961), Bildhauer und Medailleur in München und Erlangen

Eberhard Friedrich, Dresden: Keramikmedaillen der Manufakturen Meissen, Nymphenburg, etc.

Prof. Dr. Jean Hourmouziadis, Berlin: Geld der Skythen an den Küsten des Schwarzen Meeres (5.-2. Jh. v. Chr.)

Dr. Hans Christoph von Mosch, München: Von Lavinium nach Konstantinopolis. Tierstatuen, Gründungsprodigien und die caesarische Münzprägung

Berichte

Vorträge 1. Halbjahr 2023

17. Januar 2023: Dr. Robert Lehmann und Dr. Andreas Pangerl, BNG München (in Kooperation mit der Staatlichen Münzsammlung München): „Metallanalysen römischer AE-Legierungen aus Numismatik und Archäologie“. Mit xRFA (Röntgenfluoreszenzanalyse) wurden antike römische AE Legierungen wie Orichalcum (Messing), Kupfer sowie Bronzen in Münzen und Medaillen der Münzstätten Rom, Lugdunum, Limesfalsa und kleinasiatischen Münzstätten aus der Zeit des Augustus bis zu Marcus Aurelius erfasst und mit Legierungen zahlreicher anderer römischer Objektklassen wie Militärdiplome (von Nero bis Gallienus), Stadtgesetztafeln, Schutzwaffen, Statuetten und Großskulpturen, Messgeräte, Küchengeräte u.a. verglichen. Hierbei zeigte sich der jeweilige Einsatz funktionaler AE-Legierungen, die sehr hohe metallurgische Kenntnisse der Römer widerspiegeln.

14. Februar: Achim Feldmann, München: „Der Graveur und Medailleur Max Gube' Gube wurde am 20. Mai 1849 in Ratibor in Oberschlesien geboren. Nach Absolvierung der Handelsschule begann er eine Ausbildung als Stein- und Wappenschneider. Nach der Ausbildung in Berlin und Wien siedelte er nach Genf über, wo er sich einen Ruf als Gemmenschneider und Siegelgraveur machte. Bereits im November 1875 kam er dann nach München, wo er seinen Unterhalt als Steinschneider und durch die Anfertigung von Siegeln und Exlibris verdiente. Mehrfach wurde er von Ludwig II. mit bedeutenden Arbeiten betraut. Seit 1891 war er Hofgraveur des Prinzen Alfons von Bayern. Bekannt ist er vor allem für Porträtmedaillen auf Münchner Bürger und einige Salzburger Erzbischöfe. Schließlich hat er auf dem Höhepunkt seines Schaffens eine Reihe hervorragender Porträts des Prinzregenten Luitpold geschaffen. Von seinem Oeuvre von etwa 80 Medaillen ist etwa die Hälfte in seinen letzten fünf Lebensjahren entstanden. Max Gube war Mitglied in der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft. Am 15. Juni 1904 ist er im Alter von nur 55 Jahren verstorben.

21. März: Prof. Dr. Reinhard Wolters, Wien: „Das Haus ist so groß wie der Himmel, kleiner ist es aber als sein Herr (Mart. 8,36,12) - Stadtrömische Bauten und Monumente auf Münzen Domitians als Herrscherlob“

18. April- Prof. Dr. Werner Tietz, Köln: „Zahlungsmittel bei Homer“

16. Mai: Dr. Frank Berger, Frankfurt: „Das Geld der Dichter (in Goethezeit und Romantik)“

20. Juni: Rudolf Hilbert, München: „Zur Legierung und Metrologie von Elektronmünzen - ein Zwischenbericht“

„Max Gube (1849-1904) - Medailleur und Hofgraveur in München“

Am 14. Februar 2023 hielt unser Mitglied Achim Feldmann vor 24 Teilnehmern einen Vortrag über das Thema „Max Gube (1849-1904) - Medailleur und Hofgraveur in München“. Eigentlich hatte der Vortrag bereits im Dezember 2022 stattfinden sollen, hatte jedoch krankheitshalber verschoben werden müssen. Der Graveur und Medailleur Max Gube wurde am 20. Mai 1849 in Ratibor in Oberschlesien als Sohn der Kaufleute Siegfried und Johanna Gube geboren. Nach Absolvierung der Handelsschule begann er eine Ausbildung als Stein-und Wappenschneider. Mit 19 Jahren siedelte Max Gube 1868 nach Berlin um, um sich als Bildhauer an der Kunstakademie ausbilden zu lassen, wechselte dann jedoch kurze Zeit später auf die Akademie in Wien. Im November 1873 heiratete er im Alter von 24 Jahren Therese von Rassovsky, Tochter der Gutsbesitzerseheleute Josef und Sascha Josefa von Rassovsky. Das Paar hatte sechs Kinder, von denen jedoch drei bereits als Säugling oder Kleinkind starben. Anfang 1875 siedelte die Familie nach Genf über, wo sich Gube einen Ruf als Gemmenschneider und Siegelgraveur machte. Bereits im November 1875 kam sie dann nach München. Hier gelang es Max Gube, sich zunächst als Steinschneider und durch die Anfertigung von Siegeln und Exlibris seinen Unterhalt zu verdienen, erregte dann aber durch eine Reihe von guten Medaillen die Aufmerksamkeit des Wittelsbacherhauses. So ist er mehrfach von Ludwig II. mit bedeutenden Arbeiten betraut wurde. Seit 1891 war er Hofgraveur des Prinzen Alfons von Bayern. Bekannt ist er vor allem für Porträtmedaillen auf Münchner Bürger und einige Salzburger Erzbischöfe. Schließlich hat er auf dem Höhepunkt seines Schaffens eine Reihe hervorragender Porträts des Prinzregenten Luitpold geschaffen. Von seinem Oeuvre von etwa 80 Medaillen ist etwa die Hälfte in seinen letzten fünf Lebensjahren entstanden. Max Gube war Mitglied in der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft. Dann erkrankte er jedoch und ist nach kurzem, aber schwerem Leiden am 15. Juni 1904 im Alter von nur 55 Jahren verstorben. Feldmann berichtete in Form eines Fotovortrags, indem er den Künstler mit einer Vielzahl von Werken vorstellte und ihn in die historische Entwicklung der Medaillenkunst einordnete. Dazu wurde eine Reihe von Werken anderer Künstler gezeigt und die unterschiedlichen Möglichkeiten der Herangehensweise an das Medium Medaille um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gezeigt.

„Generalversammlung der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft 2017“

Am 21. Februar 2017 fand im großen Bibliothekssaal der Staatlichen Münzsammlung in München die diesjährige Generalversammlung der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft statt. Die gut besuchte Sitzung wurde vom Vorsitzenden, Kristian Nicol Worbs, geleitet, der einen Bericht über die Aktivitäten des Vereins im Jahre 2016 gab. Nach Berichten des Kassenvorstands und der Kassenprüfer wurde der gesamte Vorstand entlastet.

In Rahmen seines Tätigkeitsberichtes stellten der Vorsitzende und Christoph von Mosch den Entwurf einer neuen Medaille des Vereins vor, für die die BNG die international arbeitende und anerkannte Künstlerin Ulla M. Scholl gewinnen konnte. Frau Scholl, die gleichermaßen als Malerin, Graphikerin und Bildhauerin international tätig ist, hat für den Entwurf der Medaille sinnfällig auf eine von ihr geschaffene Bronzeplastik zurückgegriffen, die vor der Filiale der Bundesbank in München steht und den Titel „Balance" trägt. Der weibliche Torso trägt auf seinen Schultern eine an beiden Enden nach unten gekrümmte Stange, die den Betrachter an eine Wasserträgerin erinnert: Unweigerlich denkt man daran, wie schwierig es ist, bei einer schweren Last die „Balance“ zu halten. Auf der Medaille der BNG hat die Künstlerin dieser schönen weiblichen Gestalt noch eine gegenläufige gekrümmte Linie unter ihre Füße gesetzt. Dies verleiht ihr, indem sie sich einer auf der Mondsichel stehenden Madonna annähert, einen Hauch von Transzendenz. Der Vorstand der BNG fand in dieser Medaille Aspekte der gegenwärtigen und auch zukünftigen Aufgaben der Gesellschaft reflektiert, insbesondere jene Schwierigkeit, in einer sich immer schneller wandelnden Welt mit ständig neuen Herausforderungen die Balance zu halten zwischen dem Bewahren guter alter Traditionen und den Zwängen, mit der Zeit zu gehen und neue Entwicklungen in das eigene Handeln zu integrieren. Beides in Harmonie zu bringen und zuhalten, ist eine zentrale Aufgabe einer bedeutenden kulturellen Institution, wie es die BNG ist. Insbesondere ist sie für die Herausgabe der einzigen deutschen wissenschaftlichen numismatischen Zeitschrift mit internationaler Geltung verantwortlich, unterstützt gemäß ihrer Satzung die Veröffentlichung wissenschaftlich wertvoller Publikationen und trägt zum harmonischen Miteinander von Sammlern, Wissenschaftlern und Münzhändlern bei. Gemäß Vorstandsbeschluss wird die Medaille in begrenzter Auflage in Bronze (120 nummerierte Exemplare zum Preis von 60 Euro) und in Silber (50 Exemplare) geprägt. Die Bronzeversion wird zum Verkauf stehen, die silberne Ausführung kann nur auf Vorstandsbeschluss für Verdienste um den Verein verliehen werden.

Einer der Höhepunkte der diesjährigen Generalversammlung war die Berufung von Prof. Dr. Peter-Robert Franke in den Kreis der Ehrenmitglieder der BNG. Anlässlich des 90-jährigen Geburtstags des Geehrten hatte der Vorstand der BNG beschlossen, ihn wegen seiner großen Verdienste um die Numismatik mit dieser selten verliehenen Auszeichnung zu ehren. Prof. Franke ist seit 1988 Mitglied der Gesellschaft. Er war Schüler des bedeutenden Althistorikers Helmut Berve und wurde 1955 an der Universität Erlangen mit einer Dissertation zum Thema »Alt-Epirus und das Königreich der Molosser« promoviert; 1961 habilitierte er sich mit einem grundlegenden Werk über die Münzen von Epirus. Nach beruflichen Stationen an der Münzsammlung in München und als Referent des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen wurde er 1967 auf den althistorischen Lehrstuhl in Saarbrücken berufen, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1994 innehatte. In dieser Zeit hat er viele deutsche und ausländische Schüler an die Numismatik herangeführt und in ihr ausgebildet. 17 Doktorarbeiten hat er betreut, 7 seiner Schüler bekleideten oder bekleiden noch heute Professuren. Professor Franke hat an der Herausgabe der Sylloge Nummorum Graecorum von Aulock mitgewirkt; unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen ist der Prachtband »Die griechische Münze« mit den exzellenten Fotos von Max Hirmer die verbreiteteste und bekannteste.

Nach der Ehrung fand satzungsgemäß die Wahl des Vorstandes für die nächste Amtsperiode statt. Die Generalversammlung konstituierte folgenden Vorstand: Kristian Nicol Worbs als Vorsitzenden, Dr. Dietrich Klose als stellvertretenden Vorsitzenden, Kay Loger als Kassenwart, Prof. Dr. Johannes Nollé als Schriftführer; als Beisitzer Peter Fleige, Dr. Andreas Pangerl, Gerd Jung, Wolfram Tillack und Dr. Christoph von Mosch.

Nach dem Abschluss der Generalversammlung hielt Prof. Dr. Stefan Ritter, Ordinarius der Klassischen Archäologie an der Ludwig Maximilians-Universität München, einen grundlegenden Vortrag über das Thema „Bauten auf römischen Münzen: Identiflkationsprobleme“. Das wissenschaftliche Verdienst dieses Vortrags war es, methodische Klarheit über den Umgang mit Baudarstellungen auf römischen Münzen geschaffen zu haben. Nachdem Prof. Ritter zahlreiche irrige Interpretationsansätze überzeugend zurückgewiesen hatte, zeigte er auf, dass vor der Verwendung derartiger Darstellungen für die Rekonstruktion antiker Bauten zunächst eine - nicht immer einfache - Klassifizierung in drei Klassen vorgenommen werden muss: 1. Gruppe: Baudarstellungen geben die wichtigsten Merkmale eines Baus naturalistisch wieder, soweit das bei der Kleinheit einer Münze möglich ist. In diesem Fall spielt der Bau eine zentrale Rolle. 2. Gruppe: Ein Bau wird nur summarisch oder abstrahiert kondensiert wiedergegeben und oft nur durch eine Legende identifizierbar gemacht. Sehr oft ist es nicht möglich, aus der Darstellung ein reales Bild von dem Bau zu gewinnen. In diesem Fall spielt der Bau nur eine Nebenrolle; meist geht es um die Bauaktivität eines Kaisers. 3. Gruppe: Architekturelemente dienen nur als Hintergrund von anderen Szenerien; es ist kein bestimmter Bau gemeint.

Mit einem Buffet und interessanten Gesprächen aller Teilnehmer miteinander endete die diesjährige Generalversammlung der BNG.

K.N. Worbs, J. Nollé

Vorträge 2015

„Karl May (1884-1961), Bildhauer und Medailleur in München und Erlangen“

Am 15. September 2015 hielt unser Mitglied Achim Feldmann vor 43 Teilnehmern einen lebhaften Vortrag über das Thema „Karl May (1884-1961), Bildhauer und Medailleur in München und Erlangen“. Karl May wurde am 31. Januar 1884 in Frauenaurach geboren und wuchs mit vier Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach seiner Gesellenprüfung und ersten Arbeiten in verschiedenen Ateliers übersiedelte er im Herbst 1908 nach München und begann 1911 ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste. Während des Ersten Weltkriegs schuf Karl May einige ovale eiserne Kriegsmedaillen, durch die er bis heute bei Liebhabern der Kriegsmedaillenkunst bekannt ist 1919 verließ er die Akademie und machte sich selbstständig. Besonders wichtig war für ihn die Teilnahme an den Kunstausstellungen im Glaspalast zwischen 1910 und 1931, später dann bis 1943 in der Neuen Pinakothek und im Maximilianeum. Parallel war er auch an den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Haus der Deutschen Kunst zwischen 1938 und 1944 beteiligt. Karl May hat im Laufe seines künstlerischen Wirkens eine große Anzahl kleinplastischer Arbeiten, Reliefs, Schmuck und Medaillen in Stein, Keramik, Porzellan, Majolika und Metall geschaffen. In den 1920er- und 1930er-jahren entstanden mehrere Friedhofsgrabmäler; daneben schuf er eine Reihe von Kriegerdenkmälern, zumeist für die Gemeinden seiner Heimat um Erlangen herum. Da er von Mai 1933 bis April 1945 Mitglied der NSDAP und hierin zwischen 1937 und 1945 Blockleiter der Ortsgruppe Gern gewesen ist, wurde nach dem Krieg ein Verfahren gegen ihn eröffnet, das jedoch schließlich aufgrund einer Amnestie am 1. Juni 1948 eingestellt wurde. Karl May ist am 2. September 1961 gestorben, begraben wurde er auf dem Waldfriedhof in München. Feldmann berichtete in Form eines Fotovortrags, was der Anlass für die Beschäftigung mit dem Künstler gewesen war, seine Vorgehensweise zur Auffindung neuer Fakten und die Arbeit mit dem erhalten gebliebenen Nachlass des Künstlers im Stadtarchiv und im Stadtmuseum Erlangen. Dort ist auch eine Vielzahl von Medaillen vor allem aus der Zeit des Ersten Weltkriegs vorhanden, die mit ihren Totentanzmotiven einen eher nachdenklich-kritischen Ton in das sonst so stark von nationalistisch- propagandistischen Themen beherrschte Feld der deutschen Kriegsmedaillen bringen.

Achim Feldmann

„ Forschungsprojekt zur medialen Kommunikationsebenen von Münzbildern und zugehörigen Legenden“

In seinem Vortrag im Mai 2015 präsentierte Dr. Stefan Krmnicek die ersten vorläufigen Ergebnisse eines Forschungsprojektes, welches die medialen Kommunikationsebenen von Münzbildern und zugehörigen Legenden untersucht. Die Grundlage der Studie beruht auf einer Auswertung der Münzbilder und Legenden von mehreren tausend Fundmünzen des 1. -3. Jhs. aus den germanischen Provinzen. Das Fundaufkommen - als Spiegel des einst zirkulierenden Geldes - weist auf einen überproportional hohen Anteil an Prägungen mit Dativ-Legenden im Umlauf, wobei jene Legenden inhaltlich auf die kaiserlichen virtutes Bezug nehmen. K. argumentiert überzeugend, dass dieses Formular vermutlich in Verbindung zur zeitgenössischen Panegyrik entstanden ist und syntaktisch betrachtet aus Gelübden entwickelt wurde. Damit eröffneten diese Legenden Möglichkeiten einer akustischen Wiedergabe und spielten vermutlich bewusst mit den unterschiedlichen literalen Kompetenzen der Leser, wie im Vergleich mit Erkenntnissen aus der modernen Kognitionspsychologie und unter Hinzuziehung der aktuellen Diskussion zu antiken Lesekulturen (Johnson 2000; 2010; Vatri 2012) aufgezeigt werden kann. Der Vergleich der unterschiedlichen Kommunikationsstränge in Legende und Bild macht deutlich, dass die in der Forschung gängige Fokussierung ausschließlich auf Münzbilder bei der Frage nach der medialen Funktion von Münzen einer Revision bedarf. K.

Exkursion nach Amberg

Am 8. November 2014 führte die Exkursion zusammen mit den Müchner Münzfreunden nach Amberg. Während der Busfahrt gab Dr. Hirsch von der Staatlichen Münzsammlung in München eine städte- und geldgeschichtliche Einführung zum Zielort und seiner seit 1274 belegten Münzstätte. Nach Eintreffen in Amberg und dem Zustoßen weiterer BNG-Mitglieder fand eine Stadtführung statt. Herausragend waren dabei die ungewöhnliche Bauart der Basilika St. Martin und die Schulkirche mit beeindruckender Innenansicht im Rokokostil. Bei herbstlichen Temperaturen und herrlich blauem Himmel ging es vorbei an diversen anderen bemerkenswerten Gebäuden wie der „Alten Veste“, dem kurfürstlichen Schloss und Zeughaus, der Stadtbefestigung und der sog. Stadtbrille, einem Wassertorbau über die Vils. Nach dem Mittagessen stand das Stadtmuseum auf dem Programm, welches auch zwei bedeutende, im Jahr 1992 geborgene Münzschatzfunde mit einem Gesamtgewicht von 35 kg beherbergt. Von solchen Schatzfunden träumend, fuhren die Teilnehmer anschließend zurück nach München.

Zusammenfassungen der Vorträge 2014

„Bärtige Machthaber im Rom des ersten Jahrhunderts v. Chr.“

Am 16. Dezember referierte David Biedermann, M.A. vom Deutschen Institut für Archäologie in Berlin über das Thema „Bärtige Machthaber im Rom des ersten Jahrhunderts v. Chr.“. Bärte sind seit jeher eine Art Instrument der Selbstdarstellung. Trug man in der frühen Antike regelmäßig Bart, so war ab Alexander d. Großen die Rasur üblich. Trotzdem sind auf Münzen immer wieder Herrscher zu beobachten, die bärtig dargestellt werden. Die Literatur ging bisher stets davon aus, dass bärtige Porträts der Antike als Ausdruck einer Trauer gelten. In Münzbeschreibungen ist häufig der Ausdruck „Trauerbart“ zu finden. Anhand der Beispiele von Marcus Junius Brutus, Octavian und Marc Anton wies der Referent nach, dass die Theorie des Trauerbartes bei den Porträts dieser Herrscher nicht haltbar ist. Die Gründe der Darstellung mit Bart sind unterschiedlich: im Falle des Brutus dürfte er Ausdruck von dessen republikanisch freiheitlicher Gesinnung sein, im Falle des Octavian dient der Bart vielleicht der Unterstreichung seiner Jugendlichkeit und im Falle des Marc Anton könnte er als Rachebart interpretiert werden. Der Bart als Attribut vermittelt jedenfalls unterschiedliche Aussagen – die Bildsprache ist nicht eindeutig. Eine Monokausalität ist in keinem Fall gegeben. Nach dem Vortrag wurde die traditionelle Tombola der BNG zum Jahresabschluss durchgeführt. Es konnten zahlreiche, vom Münchner Münzhandel gestiftete Preise verlost werden. Der Abend klang mit einem kleinen Umtrunk und interessanten Gesprächen aus.

 

"Lykische Münzprägung"

Am 18. November erfreute Dr. Wilhelm Müseler von der Fa. Dr. Busso Peuss Nachf. in Frankfurt a.M. mit einem Vortrag zur lykischen Münzprägung. Der Vortragende widmete sich ausführlich den Münzprägungen im Westen der südanatolischen Landschaft Lykien in den letzten drei Jahrzehnten des 5. Jhs. v. Chr. Vor dem Hintergrund des Fehlens einer kohärenten literarischen Überlieferung

zur Geschichte der Region verglich er den sehr umfangreichen numismatischen Befund mit den Aussagen einer Reihe von historisch bedeutsamen Inschriften der fraglichen Zeit aus dem Xanthos-Tal. Im Ergebnis gelangte er zu einigen recht detaillierten Aussagen über die politischen Machtverhältnisse und die inneren Konflikte in Lykien als Ausdruck der Auseinandersetzung zwischen Athenern und Spartanern und der griechisch-persischen Rivalität gegen Ende des großen Peloponnesischen Krieges.

 

„Hannibal und Q. Fabius Maximus - Münzpropaganda zu Beginn des 2. Punischen Krieges"

Am 21. Oktober 2014 trug Dr. Wilhelm Hollstein, Stellvertreter des Direktors und Oberkonservator am Münzkabinett zu Dresden, zum Thema „Hannibal und Q. Fabius Maximus - Münzpropaganda zu Beginn des zweiten Punischen Krieges" vor. Dabei stellte er fest, dass der Fragenkomplex „Verantwortlichkeit für die Auswahl der Münzbilder" sowie „Aktualität der Münzbilder" für die römische Münzprägung des 3. Jhs. v. Chr. von der Forschung bisher weitgehend ausgeblendet wurde. Einerseits wird den Münzbildern keine große Bedeutung zugemessen und lediglich von „public types" gesprochen, andererseits soll aber einigen Konsuln, zumeist bedeutenden politischen Persönlichkeiten, aufgrund ihrer großartigen militärischen Leistungen das Recht zugestanden worden sein, die Themen der Münzbilder vorzugeben. Daher ist grundsätzlich in der frühen römischen Münzprägung des 3. Jhs. v. Chr. mit mehr personengebundener und aktueller Thematik zu rechnen als bisher angenommen. Dr. Hollstein arbeitete in seinen Ausführungen einen weiteren Beleg für diese These heraus. Auffälligerweise spielt auf in Spanien vor Ausbruch des 2. Punischen Krieges geprägten karthagischen Münzen sowie auf römischen Bronzemünzen zu Beginn des 2. Punischen Krieges Herakles-Melqart bzw. Herkules eine herausragende Rolle. Schließlich wird die Hercules-Thematik mit Hannibal und Q. Fabius Maximus (Diktator 217) in Bedeutungszusammenhang gebracht und in die historische Situation eingebunden. Ein anspruchsvoller und interessanter Vortrag, der bei zahlreichem Publikum großes Interesse erweckte.

 

„Neugriechische Münzen und Banknoten seit Otto I."

Am 23. September 2014 trug Dr. Herta Schwarz, München, über „Neugriechische Münzen und Banknoten seit Otto I." vor. Nach einer kurzen historischen Einführung, bei der festgestellt wurde, dass Griechenland bis zu seiner Befreiung von den Osmanen in den zwanziger Jahren des 19. Jhs. nie über ein eigenständiges, nationales Staatsgebiet verfügte, wurde ein Überblick über die Chronologie der Münzprägung in der Neuzeit gegeben. Während die Münzen aus der Revolutionszeit Freiheitssymbole wie den dem Feuer entsteigenden Phönix zeigen, unterscheiden sich die Prägungen unter dem Wittelsbacher Otto in Stil und Form kaum von den damals in Europa kursierenden Münzen. Das blieb auch unter seinem Nachfolger Georg I. so. Ausnahmen bildeten die Prägungen während des Balkankrieges 1911/12, die mit ihren Reversdarstellungen mit Bezug auf die griechische Antike propagandistisch Gebietsansprüche manifestierten. In der 2. Republik werden Gebietsansprüche im Rahmen des Krieges gegen die Türkei in ähnlicher Weise durch Bezüge auf die Antike und Wiederholung des Phönix-Themas auf Münzen dargestellt. Während Paul I. weitgehend konservativ prägen ließ, weichen auf dem Revers der Münzen seines Nachfolgers Konstantin II. die anfänglichen Wappendarstellungen wieder dem Phönix. Die sog. „Obristenausgaben" und die Hochzeitsmünze Konstantins bilden bemerkenswerte Ausnahmen. Letztere zeigt mit dem orthodoxen Doppeladler den einzigen numismatischen Bezug auf die für Griechenland so wichtige Orthodoxie. Die Münzmotive der dritten Republik beziehen sich wieder auf Antike und Freiheitskampf. Man blendet ca. 1000 Jahre Geschichte, nämlich die von Byzanz, einfach aus. Ein 100-Drachmen-Stück mit dem Bildnis von Alexander d. Großen dient während der Makedonienkrise Anfang der 1990er Jahre wieder der Propaganda und der Manifestierung von Gebietsansprüchen. Auch die Europrägungen beziehen sich nur auf Antike und Freiheitskampf. Eine wesentliche Klammer des griechischen Volkes, die Orthodoxie, lassen sie einfach aus. So wenden sich diese Münzen genau wie die letzten Prägungen in Drachmenwährung nicht an die eigene Bevölkerung, sondern an Europa, um zu propagieren, wo die Demokratie ihren Ursprung hatte. Leider entspricht das nicht dem Empfinden der griechischen Bevölkerung, die nie eine Vorstellung von einem funktionierenden Staatswesen hatte, dem man verpflichtet war. Auch heute rangieren der Klan, die Familie und die Religion weit vor staatlichen Forderungen. Ein informativer Vortrag mit hoch aktuellem Bezug.

 

„Das Geld mit dem Maximinus seinen letzten Waffengang in Europa bezahlte?"

Am 22. Juli 2014 sprach Wolfram Tillack, Vorstandsmitglied der BNG und engagierter Sammler, über „Das Geld mit dem Maximinus seinen letzten Waffengang in Europa bezahlte?". Das Fragezeichen hinter dem Titel zeigt bereits, dass Herr Tillack mit seinen Ausführungen versuchte, die Frage des Auftraggebers der Münzprägung in der Münzstätte Heracleas zwischen 311 und 314 auf Grundlage neuerer Erkenntnisse neu zu bewerten. Die Münzstätte liegt am Rande Europas genau im geographischen Mittelpunkt der Interessenssphären des Ostens und des Westens und durchlebte somit die Bürgerkriegskämpfe zwischen Maximinus und Licinius in wechselnder Herrschaft. Dabei leistete die Münzstätte einen Beitrag zur Finanzierung der Heere dieser Zeit. Der Referent betrachtete die Zuordnung der selteneren Münzemissionen der angeblichen kurzen Besetzung durch Maximinus in einer Verschmelzung östlicher und westlicher Reversmotive und kam unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Analysemethoden u.a. zu dem Schluss, dass der Londoner Katalog „Roman Imperial Coinage" (RIC) zum betrachteten Zeitraum 25 neue Münztypen aufnehmen und die dort dargestellte Prägeabfolge korrigieren müsste. Ein interessanter und engagierter Vortrag für Kenner der Materie.

"Weinland Kleinasien -Anmerkungen zu Weinanbau und Weinkultur im antiken Kleinasien"

Am 24. Juni 2014 referierte Prof. Dr. Johannes Nollé aus München über das "Weinland Kleinasien -Anmerkungen zu Weinanbau und Weinkultur im antiken Kleinasien". Dass das antike Kleinasien eine der wichtigsten Weinregionen des Mittelmeerraumes war, bezeugen auch viele Münzen, die die dortigen Städte prägten. Diese Münzen geben Auskunft über wichtige Anbaugebiete und Weinexport, über die Verwendung von Wein, z.B. für medizinische Zwecke, über Schädlinge des Weinanbaus, über die gesellschaftliche Rolle, die der Wein und der mit ihm verbundene Dionysoskult in den Städten spielte und über die Rolle des Weins in der Religion. All diese Aspekte untermauerte Prof. Dr. Nolle mit Interpretationen von Darstellungen auf Münzen der antiken Städte Kleinasiens, zitierte aus Texten antiker Schriftsteller und gab Erläuterungen dazu. Ein gekonnt gehaltener, kurzweiliger und fundierter Vortrag!

 

"Frühe Münzprägung der Lyder"

Am 20. Mai 2014 kam der BNG eine ganz besondere Ehre zu. Frau Dr. Ute Wartenberg-Kagan, Direktorin der American Numismatic Society (ANS) aus New York referierte über die frühe Münzprägung der Lyder. Die gebürtige Saarbrückerin beschäftigte sich themeneinführend zunächst mit der Datierung der lydischen Elektronprägungen. Aufgrund von Ausgrabungen und Funden umfasst der chronologische Rahmen dieser Prägungen den Zeitraum von der 2. Hälfte des 7. Jhs. bis zur Mitte des 6. Jhs. v. Chr. Die Lyder gelten daher als die „Erfinder" von in Metall geprägten Zahlungsmitteln. Das Herrschaftsgebiet der Lyder entsprach dem Westen der heutigen Türkei mit einem Kernland um Sardis. Die Münztypen der frühen Prägungen sind vielfältig, wobei drei verschiedene Münzinschriften, deren Zuordnung sich sehr schwierig gestaltet, zu unterscheiden sind. Aufgrund der Tatsache, dass Elektron als natürliche Verbindung von Gold und Silber sehr selten vorkommt, dass in Sardis Reste von Schmelzöfen gefunden wurden, ist davon auszugehen, dass die Lyder über die Fähigkeit verfügten, Metalllegierungen herzustellen. Die Gewichte der Münzen sind sehr präzise, die verwendeten Stempel sind nicht auf bestimmte Nominale begrenzt. Man kann also nicht von einer primitiven Prägung der lydischen. Münzen reden. Die Forschungen zu lydischen Münzen haben sehr viele Fragen aufgeworfen, die mit heutigem Kenntnisstand nicht befriedigend beantwortet werden können.

 

„Augustus, Goethe und die Kuh des Myron. Zur Bedeutung von Kühen und Kälbern in der röm. Staatskunst"

Am 8. April 2014 referierte unser Vorstandsmitglied Dr. Hans-Christoph von Mosch sehr humorvoll und kurzweilig über „Augustus, Goethe und die Kuh des Myron. Zur Bedeutung von Kühen und Kälbern in der römischen Staatskunst". Im Jahr 1812 verfasste Goethe einen Aufsatz über die in zahlreichen antiken Schriftquellen gefeierte Kuh des Myron. Er glaubte, das Meisterwerk in der frühhellenistischen Münzprägung von Dyrrhachion wiedergefunden zu haben. Dort wird eine Kuh dargestellt, die ein Kalb säugt. Heutige Numismatiker glauben, das verlorene Bronzewerk des Athener Bildhauers Myron habe das Vorbild für eine prächtig gestaltete Kuh auf Aurei des Augustus gegeben, die im Jahr 27 v. Chr. geprägt wurden und aktuell zu den teuersten antiken Münzen überhaupt zählen. Unabhängig von der nicht mehr beweisbaren Frage nach dem Vorbild dieser Münzmotive ergab ein Überblick über die Bedeutung von Kühen und Kälbern in der römischen Mythologie und Staatskunst, dass das Motiv als Zeichen für Eroberungen und die Vorherrschaft im „Rinderland" Italia verstanden wurde. Insbesondere im Rückblick auf innerrömi-ehe Konflikte wurde das Kuhmotiv als verstecktes Siegeszeichen und prodigium imperii von Augustus und den Flaviern auf ihren Münzen abgebildet.

 

„Die Münzprägung des Marcus Antonius im Jahr 41"

Am 18. März 2014 setzte das BNG-Mitglied Dr. Florian Haymann aus Dresden die Vortragsreihe mit Themen aus der Antike fort. Mit seinem Vortrag „Die Münzprägung des Marcus Antonius im Jahr 41" zeigte er die Möglichkeit, die Stempelstellung als Kriterium für die Interpretation von Münzen der römischen Republik zu nutzen. Bereits mehrfach konnte anhand der Stempelstellung nachgewiesen werden, dass einige republikanische Münztypen nicht dort geprägt worden sein konnten, wo viele Forscher es vermutet hatten. Besonders fruchtbar ist dabei der Blick auf die Stempelstellung bei den imperatorischen Prägungen aus der Zeit des 2. Triumvirats, deren Lokalisierung kontrovers beurteilt wird. Anhand von Forschungen zu den umfangreichen Münzserien RRC 516 und 517, die Einblick geben in die Verwicklungen des Perusinischen Krieges und das Wirken Marc Antons in Kleinasien, kam der Referent zu dem Ergebnis, dass RRC 517 in zwei verschiedenen, östlich (Ephesos) und westlich gelegenen Prägestätten entstand. Aufgrund der Bildanalyse dieser Prägungen sind auch zwei verschiedene Verwendungszwecke dieser Münzen anzunehmen, und schließlich ist Marc Anton als loyaler Vertragspartner des Octavian anzusehen.

 

„Die Zeichen des Phanes: archaische Münzprägung Kleinasiens"

Am 18. Februar 2014 war zunächst die Generalversammlung der BNG zu bewältigen. Nach erfolgtem Jahresbericht des Vorstandes, Darstellung der Finanz- und Vermögenslage und Bericht der Kassenprüfer erfolgte die Entlastung des Vorstandes. Die in 2014 anstehende Neuwahl des Vorstandes erging sich in der Wiederwahl des alten Vorstandes in seiner grundlegenden personellen Zusammensetzung. Die Zahl der Beisitzer verringerte sich, indem ältere Beisitzer ihr Amt niederlegten und Jüngere sich zur Wahl stellten. Prof. Dr. Kellner wurde zum Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft gewählt.

Anschließend referierte das alte und neue Vorstandsmitglied Konstantin Olbrich zum Thema „Die Zeichen des Phanes: archaische Münzprägung Kleinasiens". Bei den Phanes-Stateren handelt es sich um sehr seltene Elektron-Statere des 6. Jhs. v. Chr., die einen äsenden Hirsch und die frühesten Schriftzeichen in Altgriechisch (Ich bin das Zeichen des Phanes) aufweisen. Über den Namen Phanes wurde in der Vergangenheit viel spekuliert. Verbirgt sich hinter Phanes ein Tyrann, ein Beamter einer prägenden Stadt, ein Bankier, ein Söldnerführer oder ein Verwalter eines Tempelschatzes? Schließlich wurde auch vermutet, dass mit Phanes die aus dem Ur-Ei entsprungene Gottheit der Theogonie des Orphizismus gemeint sein könnte. Herr Olbrich greift diesen Gedanken auf und entwickelt ihn unter Einbeziehung der Darstellung des Hirschen auf der Münze und mit Rückgriffen auf die griechische und römische Mythologie dergestalt weiter, dass er hinter Phanes keine Person, sondern einen Gott sieht, der durch den Hirsch symbolisiert wird. Diese These hatte eine rege Diskussion zu Folge.

 

 

Personalia

Jürgen Günther (9.10.1943-2.3.2023)

Jürgen Günther, mein langjährigster Freund, ein ernsthafter Münzensammler mit großem Interesse an Geschichte, ist plötzlich und unerwartet mitten in einem Leben voller Pläne im 80. Lebensjahr an einem Herzinfarkt verstorben. Die Numismatik hatte uns im Herbst 1970 in München in der Münzenhandlung Egon Beckenbauer zusammengeführt.

Geboren wurde er in Sonneberg am 9. Oktober 1943; seine Kindheit erlebte er in Coburg und den größten Teil der Schulzeit in München. Seine Berufstätigkeit übte er als chemisch-technischer Laborant im Bereich der Materialprüfung für Kunststofftechnik und Metallurgie bei der Fa. MAN in München aus, zuletzt in der Laborleitung. Bei den Veranstaltungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft und dem Freundeskreis der Staatlichen Münzsammlung war er ein geschätzter Gesprächspartner. Seine Sammelleidenschaft begann frühzeitig, und er spezialisierte sich auf das Römisch Deutsche Reich. Einige Zeit später folgte als neues Gebiet: Sachsen, im Besonderen das Spätmittelalter und die frühe Renaissance, speziell Schreckenberger und die in Feinsilber geprägten Spitzgroschen. Nach Jahren verlegte er sein Interesse auf die Dünnpfennige vom Beginn der Prägezeit der Bayerischen Herzöge, dazu auf die Prägungen der Geistlichkeit aus dem Gebiet des heutigen Bayerns aus dieser Zeit. Dazu kamen noch die sogenannten Regensburger Denare, die Wolfgang Hahn vorbildlich publiziert hatte. Leider konnte aber seine Sammlung nicht weiter anwachsen auf Grund der Seltenheit vieler Stücke. So wählte er wiederum ein neues Sammelgebiet aus: die Münzen der bayerischen Herzöge vom 14. bis zum 18. Jh. Sie begleiteten und erfreuten ihn bis an sein Lebensende. In der jüngeren Vergangenheit verfasste er auch einige numismatische Miszellen, die in den Lagerlisten der Firma MGM in München abgedruckt wurden.

Die Trauerfeier fand am 23.3.2023 statt. Seine Familie und ich, die Freunde in BNG und Freundeskreises vermissen Jürgen Günther sehr; möge er in Frieden ruhen!

Manfred Schulze