Gesellschaft

 

1. Vorsitzender:
Dr. Frank Berger

Geschäftsstelle:

Frankfurter Numismatische Gesellschaft

Postfach 900553

60445 Frankfurt am Main

Tel. 0176/57680326

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www.frankfurter-numismatische-gesellschaft.de

Sitzung:
jeden 3. Mittwoch im Monat, 18.00 Uhr im Historischen Museum, Saalgasse 19, Römerberg, Frankfurt/Main .

 

Aktuell

 

 

Vorschau 1. Halbjahr 2024:

 

17.04.2024: Stefan Welte, Hanau,
"Wilhelm IX. und die Medaille auf das Wahllager in Bergen 1790"

15.05.2024: Maya Lerner, Wien,
"Die Münzprägung der Kaiser Balbinus und Pupienus"

19.06.2024: Lutz Schöne, Frankfurt/Main,
"Die Entstehung der Mark Brandenburg und ihre Münzen (ca. 1135-1235)"

 

 

 


 

Programm

Vorträge 2024

Dr. Bernd Sprenger, Langenfeld,
"Münz- und Geldgeschichte Deutschlands aus der Sicht eines Wirtschaftshistorikers"

Dennis Majewski, Seligenstadt,
"Gedenk- und Sammlermünzen Deutschlands"

Vorträge 2023

Dr. Matthias Ohm, Stuttgart,
"Kipperzeit in Württemberg. Entstehung und literarische Karriere des Hirschguldens von 1623"

Dr. Frank Berger, Frankfurt:
"Inflation 1923. Krieg, Geld und Trauma. Ein kurzer Arbeitsbericht zur Sonderausstellung"

Burkhard Balz, Frankfurt:
"Schützen Crypto-Token vor Inflation?"

Peter Zgorzynski, Fa. Künker, Osnabrück:
"Fälschungen moderner Goldmünzen ab 1871"

Eckehard Gottwald, Hofheim,
"Das Notgeld der Stadt Frankfurt am Main 1917-23"

Dr. Ulrich Rosseaux:
"Die Kipper und Wipper als publizistisches Ereignis"

Prof. Dr. Christopher Kopper:
"Akteur zwischen zwei Inflationen. Reichsbankpräsident Dr. Hjalmar Schacht"

Vorträge 2022

Horst-Dieter Müller: „Brandenburg-Preußen: Von der Streusandbüchse zum Weltreich"

Dr. des. Julia Sophia Hanelt, Mainz: „Prägungen zu den Regierungsjubiläen der Kaiser von Antoninus Pius bis Diocletian'

Kurzvorträge von Mitgliedern: E.Druckrey „In Sachen Themistokles"; B.Böhm „Fanblocks im Stadion von Nemea"; F.Berger „Herzog Heinrich Julius von Braunschweig und Arno Schmidt"

 Dr. Rainer Grund, Dresden: „Geschichte und Präsentation einer numismatischen Universalsammlung"

Prof. Dr. Sven Günther, Changchun: „Könige von Roms Gnaden? Die Münzprägung von Edessa im 2. und 3. Jahrhundert"

Dr. Andreas Kaiser, Osnabrück: „Frankfurter und hessische Münzen aus einer bedeutenden hessischen Spezialsammlung“

Dr. des. Julia Sophia Hanelt, Mainz: „Vota-Prägungen anlässlich der Regierungsjubiläen römischer Kaiser von Antoninus Pius bis Carus (138 bis 283)“

Dr. Rudolf Reimann, Kamenz: Die Münzreform Peters des Großen

Dr. Karl Ortseifen, Mainz: Die Gedenkmünzen der USA in der »klassischen" Phase (Teil 2)

Vorträge 2021


Dr. Wolfgang Dreher; Speyer: „Bergbauprägungen am Mittelrhein (Nassau, Solms, Wied, Trier, Sayn, Jülich-Berg)"
Dr. Florian Haymann, Frankfurt: „Der Blick der Medusa. Zur politischen Deutbarkeit von Gorgoneia auf Münzen"
Dr. Frank Berger, Frankfurt: „Der Frankfurter Friede (1871) auf Medaillen"
Dr. Rudolf Reimann, Kamenz: „Die Münzreform Peters des Großen"

Vorträge 2020

Dr. Nadja Tomoun, Frankfurt, "Die Goldkammer, Frankfurts neuestes Museum" 

Dr. Wolfgang Dreher, Speyer, "Bergbauprägungen am Mittelrhein (Nassau, Solms, Nied, Trier, Sayn, Jülich-Berg)" ausgefallen

Dr. Florian Haymann, Frankfurt, "I hoc singulari signo. Zur Goldprägung Constantins des Großen" ausgefallen

David Weidgenannt, Frankfurt, "Zur Münzprägung des Archäischen Bundes" ausgefallen

Prof. Dr. Johannes Nollé, München, "Griechische Kultur am Hindukusch. Die Münzen aus Baktrien"

Dr. Frank Berger, Frankfurt, "Brakteaten. Münzkunst der Stauferzeit im Historischen Museum Frankfurt a.M."
( Der Vortrag von Dr. Manfred Mehl, Hamburg, "Brakteaten - Hochromanische Kleinkunst" wird später nachgeholt )

Vorträge 2019

Dr. Werner Schäfke, Köln, "Athen, Athena, Parthenos. – Der Freiheit ein Gesicht geben"

Dr. Karl Ortseifen, Mainz, "Gedenkmünzen der USA ab 1892"

Dr. Holger Komnick, Frankfurt, "Vetera/Xanten. Das Legionslager und seine Münzen"

Dr. Robert Lehmann, Hannover, "Möglichkeiten metallurgischer Untersuchungen an Münzen. Was können naturwissenschaftliche Münzanalysen für die Numismatik leisten?"

Henner R. Meding, Bergisch Gladbach, "Der Schatzfund vom Dunwald im Deutzgau in der Grafschaft Berg"

Christian Stoess, Berlin, "Wo kommen all die schönen Münzen her?" Die Erwerbungen des Berliner Münzkabinetts und seine Beziehungen zum Münzhandel 1868 bis 1914

Horst-Dieter Müller, Friedrichsdorf, Buchvorstellung: "Münzen und Medaillen der hessischen Landgrafen, 1483 bis 1806"

Daniel Seelbach, Frankfurt: „Herrscherdarstellungen auf Massenmedien (Münzen und Siegel) im 11. Jh.“

Prof. Dr. Peter Franz Mittag, Köln: „Krieg, Familienglück und persönliche Sorgen. Die Medaillone des Antoninus Pius als historische Quelle“

Ulf Lehmann, Herzberg: „Geschichte und Geschichten auf dem Notgeld aus Elbe-Elster"

 

Vorträge 2018

Dr. Konrad Schneider, Frankfurter Numismatische Gesellschaft - "Die Konventionswährung"

Dr. Hendrik Mäkeler, Geldmuseum der Deutschen Bundesbank - "Die Münz- und Geldpolitik im 14. Jahrhundert"

Dr. Frank Berger, Frankfurter Numismatische Gesellschaft - "Romantisches Geld. Einkommen und Geldwert der Goethezeit"

Dietmar Stroh, Förderkreis Industrie- und Technikgeschichte - "Münzmetalle", mit Vorlage seltener Münzstoffe

Wolfgang Dreher, Numismatische Gesellschaft Speyer - "Prägungen aus Rheingold und anderen Flüssen"

Dr. George Watson, Institut für Archäologische Wissenschaften, Frankfurt - "Vor der Krise: Bronzenominale in Südkleinasien im frühen 3. Jahrhundert n.Chr."

Christian Stoess, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin - "Fundmünzen als Quelle der (Geld-)Geschichte Ihre (Nicht-)Behandlung in Deutschland und das Portable Antiquity Scheme in Großbritannien"

Juliane Voss-Wiegand, Deutsche Bundesbank, Frankfurt - "Die Geldscheinsammlung der Deutschen Bundesbank"

 

Vorträge 2017

Klaus Giesen - "Die Kriege des Deutschen Ordens gegen die Litauer im Lichte der Münzprägung"

Dr. Rainer Albert - "31 vor Christus - der Kampf um die Welt"

Roland Diry - "Der Münzfund von Kiskunlalachaza, vergraben um 1189 von deutschen Teilnehmenrn des Dritten Kreuzzuges"

Kurzvorträge aus den Reihen der Mitglieder - Dr. Berger "Ein Geldscheck des James Fenimore Cooper", Buchvorstellung von Florian Haymann u.a.

Prof. Dr. Hendrik Ziegler, Reims - "Das Hessendenkmal im Vorfeld hessischer Standeserhöhung"

Dr. David Wigg, Gelnhausen - "Barbarische Imitationen römischer Münzen: eine neue Quelle zum Aufstieg der Goten?"

Dr. Stephan Roth, Kassel - "Münzverrufung im Mittelalter"

Kathrina Depner, München - "Nun kommt der Knallprotz vom ganzen Land: Billionenschein hat er sich prahlend genannt" - Notgeld in Bayern

Joachim Töppel, Frankfurt/M. - "Medaillen der Künstlerin Silvia Klöde-Hoffmann (mit Vorlage von Originalen)"

 

Vorträge 2016

Vorträge 2016

 
Ulrike Michele Wolf M.A., Frankfurt/Main - "Kommunikation und Machtverhältnisse im westlichen Mittelmeerraum (5.-1.Jh.v.Chr.)"


Dr. Alexander Reis, Obernburg am Main - "Römische Münzbilder auf renaissancezeitlichen Geschützen und Glocken aus Frankfurt/Main"


Dr. Simone Vogt, Hannover - "Die Münzsammlung im Museum August Kestner"


Dr. Rudolf Reimann, Kamenz - "Das Russische Münzwesen unter besonderer Berücksichtigung der Münzreform Zar Peters I."

 

Prof. Dr. Niklot Klüßendorf unter dem Titel „NOTGELD TUT NOT - Das Notgeld der Stadt Melsungen“


Wilhelm Müseler, Frankfurt/Main - "Neues aus Lykien: Ddenewele, der "vergessene" Dynast von Xanthos"


Friedrich-Wilhelm Wulf, Hannover - "Die Münzdatierung des entdeckten Römerlagers von Wilkenburg (Zeit des Augustus)"


Dr. Matthias Ohm, Stuttgart - "Herzog Christoph von Württemberg und seine Münzen"


Dr. Frank Berger, Frankfurt - "Geldstadt Frankfurt, eine Buchvorstellung"

 

Vorträge 2015

Vorträge 2015

 

Klaus Giesen, Damme - "Dürers Reise nach Antwerpen - aus numismatischer Sicht"

Jacek Strzalkowski, Frankfurt/Main - "Moderne polnische Medaillen"

Winfried Stein, Nürnberg - "Carl von Dalberg (1744-1817) - Münzen und Medaillen - ein Kirchenfürst in der Zeit des Übergangs"

Dr. Barbara Simon, Ludwigshafen - "Die Augusteische Außenpolitik im Spiegel der Münzen"

Karl Heinz Fröhner -"Die Lateinische Münzunion 1865-1926"

Volker Löbner, Frankfurt/Main - "Frankfurter Orden und Ehrenzeichen"

Dr. Alexander Ruske, Frankfurt/Main - "Die numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank"

Dr. Sayyar, Hannover - Eligius-Vortrag "Lykische Münzen"

Joachim Töppel, Frankfurt/Main - "Tandem bona causa triumphat - Ein Taler von 1567 erzählt"

 

Berichte

Nachbetrachtung

„Jahreshauptversammlung 2024“, „Münz- und Geldgeschichte Deutschlands aus der Sicht eines Wirtschaftshistorikers“

Da eine amtliche Unwetterwarnung vor Eisregen unseren ursprünglichen Termin im Januar verhinderte, fand unsere Jahreshauptversammlung am 21. Februar 2024 statt. Nach dem Rechenschaftsbericht für 2023 sowie den Berichten des Schatzmeisters und der Kassenprüfer, stand die Neuwahl des Vorstands an. Gewählt wurden: 1. Vorsitzender Dr. Frank Berger, 2. Vorsitzender Eckehard Gottwald, 1. Schriftführer Lutz Schöne, 2. Schriftführer Dr. Florian Haymann, Kassenwart Joachim Reichel und als Beisitzer Christina Bach und Rolf-Bernd Bartel, Horst-Dieter Müller und Andreas Magerkohl. Zum Kassenprüfer gewählt wurden Gennadi Kopejkin und Dietmar Stroh.

Am 21. Februar sprach Dr. Bernd Sprenger aus Langenfeld im Anschluss an unsere JHV über die „Münz- und Geldgeschichte Deutschlands aus der Sicht eines Wirtschaftshistorikers“. Die Geldgeschichte Deutschlands wird durch Dr. Sprenger in vier große Epochen eingeteilt: Die Vorgeschichte bis in das 8. Jh.; die Zeit der Pfennigmünzen vom 8. bis in das 13. Jh.; das Zeitalter vielfaltiger Münzsorten und Währungen vom 13. bis in das 19. Jh.; die Zeit der einheitlichen Währung und der modernen Weltordnung nach 1871. Edelmetalle wurden schon vor mehr als 2000 Jahren durch Kelten und Germanen genutzt, seit der Zeitenwende überwiegend in Form römischer Münzen. Römische Goldmünzen und deren fränkische Nachfolger, vor allem die Tremisses, bestimmten im Fränkischen Reich den Zahlungsverkehr. Mit Karl dem Großen beginnt die Zeit der Silberpfennige, den Zahlungsverkehr beherrscht nun der Denar. Das anfangs nun den Königen zustehende Recht zur Münzprägung wurde durch sie bald schon an kirchliche und weltliche Herrschaftsträger verliehen. Dem ursprünglich überregional gültigen sogenannten „Fernhandelsdenar“ folgten nun die nur noch lokal gültigen „Regionalpfennige“. Hunderte Münzstätten entstanden in Deutschland. Wirtschaftliche Entwicklung und zunehmender Handel erforderten größere Münzen, im 13. Jh. entstanden Mehrfachpfennige, auch Groschenmünzen. Goldmünzen dienten für größere Zahlungen. Herrscher mit silberreichen Bergwerken ließen Taler prägen, Silbermünzen im Gegenwert eines Goldguldens. In Deutschland gab es wiederholt Bemühungen, das Münzwesen zu vereinheitlichen, aber erst die stückweise Überwindung der wirtschaftlichen Zersplitterung durch das Entstehen starker Flächenstaaten schuf die Möglichkeit dazu. Mit der Graumannschen Münzreform wurde 1750 der preußische Reichstaler geschaffen, eine Münze, die selbst nach der Einführung der Mark nach 1871 vorübergehend noch als 3-Mark-Stück umlief. Mit der Industrialisierung des 19. Jhs. stieg der Bedarf an Zahlungsmitteln, Banknoten bestimmten zunehmend den Zahlungsverkehr. Die neue Reichswährung Mark basierte auf Gold, Banknoten konnten jederzeit in Goldmünzen eingelöst werden. Diese Goldbindung endete mit dem Ersten Weltkrieg. Die Papierwährung Mark verfiel jeweils nach den beiden verlorenen Kriegen rasant, viele Deutsche verloren dabei ihr Erspartes. Aber auch unser modernes Geld, nach 1948 die D-Mark und seit 1999 der Euro, verliert laufend an Wert, was sich in den Inflationsraten zeigt. Die Geschichte des Geldes ist eben auch immer die Geschichte seines Wertverlusts.

„Konstantin den Großen als Herculier (312-318)“

Am 20.12.2023 stellte uns Dr. Florian Haymann „Konstantin den Großen als Herculier (312-318)“ vor. Die Einführung des Herrschaftssystems der Tetrarchie durch Diokletian gegen Ende des 3. Jhs. stabilisierte die Herrschaftsverhältnisse im Römischen Reich. Die beiden Seniorkaiser (Augusti) waren Diocletianus Iovius (er sah sich als Nachfahre Jupiters) und Maximianus Herculius (Nachfahre des Herkules). Auch die Juniorkaiser der beiden Augusti sahen sich in der Tradition der Jovianer und der Herkulianer. Dies kam auch in den Münzen zum Ausdruck, diejenigen des Diokletians, seiner Mitkaiser und Nachfolger zeigen oft Motive und Symbole der Bilderwelt des Jupiters, während auf den Münzen des Maximianus oft Herkules, seine Keule oder das Löwenfell dargestellt wurden. Nach dem Ausscheiden des Diokletians aus der Regierung im Jahr 305 zerfiel das System der Tetrarchie langsam. Damit verlor auch die Tradition der Jovianer und der Herkulianer an Bedeutung. In den nun folgenden Kämpfen setzte sich Konstantin der Große im Westteil des Reiches als Alleinherrscher durch, nachdem er seinen Konkurrenten Maxentius im Jahr 312 besiegt hatte. Im Jahr 313 teilten sich Konstantin (erhielt den Westen) und Licinius (erhielt den Ostteil) das Reich. Von Anfang 313 gibt es Münzprägungen aus Arelate (Arles), die Konstantin zeigen und auf der Rückseite den nemeischen Löwen und eine Keule; Konstantin sah sich offensichtlich als Herkulianer. Im Mai 313 wurde Konstantin bei seiner Ankunft in Trier in der ihm gewidmeten Lobrede mit Alexander dem Großen verglichen, dem bekanntesten aller Herkulianer! Letztmalig im Jahr 318 wurden in der Stadt Rom kleine Bronzemünzen durch Konstantin geprägt, die seine vergöttlichten Vorgänger zeigen, so seinen Vater Constantius und den Maximianus Herculius. So stellte er sich noch einmal bewusst in die Tradition des Herkules. Nach dem Sieg Konstantins über Licinius im Jahr 324 war er nun Herrscher über alle Reichsteile und die Unterscheidung nach Jovianer und Herkulianer wurde gegenstandslos.

„Banknoten und Papiergeld in Sachsen 1772-1945“

Dr. Frank Metasch vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde aus Dresden sprach am 15. November 2023 über „Banknoten und Papiergeld in Sachsen 1772-1945“. Ein erster Versuch Augusts des Starken, in Sachsen 1698 eine staatliche Notenbank zu gründen, gelang nicht. Die immensen Staatsschulden in Folge des 7-jährigen Krieges zwangen Sachsen dann aber zur Ausgabe von Schuldverschreibungen, um dem Mangel an Edelmetall-Geld zu begegnen. Die nach 1763 ausgegebenen Schuldverschreibungen trugen noch ein Zinsversprechen; anders war das beim ersten echten Papiergeld, welches 1772 ausgegeben wurde. Die „Cassen-Billets“ über einen Reichstaler waren ein Ersatz für den silbernen Taler und konnten jederzeit in diesen umgetauscht werden. Zusätzlich wurde festgelegt, dass alle Steuern und Abgaben an die Staatskasse zur Hälfte in Papiergeld zu erfolgen hatten. Dies führte zu allgemeiner Akzeptanz des Papiergeldes in der Bevölkerung. Im Lauf des 19. Jhs. stieg mit der Industrialisierung der Bedarf an Kapital, Zahlungsmittel waren knapp. Die Menge an staatlichem Papiergeld wuchs und bald entstanden auch private Banken mit dem Recht, Banknoten herauszugeben. 1835 begann mit der Gründung der „Leipzig-Dresdner-Eisenbahn-Compagnie“ der Eisenbahnbau in Sachsen, die Gesellschaft durfte zu dessen Finanzierung Geldscheine ausgeben, die bald zu hunderttausenden im Zahlungsverkehr kursierten. Mit der Gründung der Deutschen Reiches 1871 ging die Währungshoheit auf das Reich über. Bald wurden die Bedingungen zur Ausgabe privater Banknoten so unattraktiv, dass die Banken ihre Banknotenprivilegien aufgaben. Die Ausgabe von Notgeldscheinen durch Kreise und Kommunen in den Wirren der letzten Kriegstage im April 1945 waren eine letzte, kurze Episode in der Geschichte des sächsischen Papiergeldes.

„Assignaten der französischen Revolution“

Am 11. Oktober sprach Dr. Hendrik Mäkeler von der Bundesbank über „Assignaten der französischen Revolution“. Die im Rahmen der französischen Revolution von 1789 neue gewählte Nationalversammlung beschloss, Kirchengüter einzuziehen, um damit Staatsschulden abzuzahlen. Die zur Schuldentilgung ausgegebenen „Besitzanteile“ an diesen Gütern, die „Assignaten“, wurden verzinst. Zuerst wurden nur Scheine in hohen Nominalwerten von 50 und 100 Livre emittiert; später kamen auch kleinere Stückelungen hinzu, auch um dem Mangel an Münzgeld zu begegnen. Edelmetalle wurden gehortet und dem Zahlungsverkehr entzogen, wieso oft in unruhigen Zeiten! Die Menge an umlaufenden Scheinen nahm bald zu, außerdem tauchten sehr viele Fälschungen auf. All das führte zu einem Vertrauensverlust in die Scheine, sie wurden bald mit hohen Abschlägen gehandelt. Ab 1792 wurden zur Finanzierung der nun beinahe ununterbrochenen Kriege immer mehr Geldscheine gedruckt, auch in hohen Nominalstufen. Das Fehlen von Münzgeld, die immer weiter zunehmende Anzahl an Assignaten und die fehlende Finanzkraft der französischen staatlichen Kassen führte zu massivem Wertverlust der Scheine und letztlich 1797 zum Staatsbankrott. Nach dem Streichen aller Staatsschulden wurde ein neues, dezimales Währungssystem eingeführt, die Assignaten waren Geschichte. . .

Am 6. September nahmen wir an der Podiumsdiskussion zum Thema „Inflation 2023. Wo stehen wir?“ teil. Unter der Moderation von Robert von Heusinger (Schufa AG) diskutierten die Teilnehmer Prof. Dr. Falko Fecht (Dt. Bundesbank), Dr. Fritzi Köhler-Geib (Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW) und Ulrike Hermann (taz) darüber, dass 100 Jahre nach der Hyperinflation 1923 das Thema Inflation wieder aktuell ist. Welche Folgen hat die Inflation für unsere Wirtschaft und Gesellschaft? Und wo stehen wir heute?

„Jahresexkursion nach Gelnhausen (königliche Münzstätte der Stauferzeit)“

2. September 2023 das Ziel unserer Jahresexkursion. Gelnhausen war eine königliche Münzstätte der Stauferzeit. Hier wurden spätestens seit ca. 1170 Brakteaten geprägt mit dem Kaiserpaar als Münzbild. Dieses Bild ist identisch mit der Darstellung auf dem Stadtsiegel von Gelnhausen. Einige seltene Brakteaten zeigen sogar nur das Bild der Königin Beatrix allein mit ihrem Namen in der Umschrift. Die Gelnhausener Prägungen reichten bin ins späte 13. Jh. Der ehemalige Standort der „Alten Münze“ zu Gelnhausen war auch Bestandteil unseres Stadtrundgangs. Dieser nahm seinen Anfang an der Pfalz, die besterhaltene stauferzeitliche Pfalzanlage in Deutschland. Hier war der Schauplatz des berühmten Hoftags von Gelnhausen 1180, wo Barbarossa seinem Vetter Herzog Heinrich dem Löwen das Herzogtum Sachsen entzog und es aufteilte. Der Stadtrundgang umfasste die Marienkirche, den Hexenturm, das Romanische Haus, Ober- und Untermarkt, die Synagoge und die Via Regia innerhalb des Stadtgebietes.

„Akteur zwischen 2 Inflationen, Reichsbankpräsident Schacht“

Am 19. Juli besuchten wir das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank, dort sprach Prof. Dr. Christopher Kopper zum Thema „Akteur zwischen 2 Inflationen, Reichsbankpräsident Schacht“. Hjalmar Schacht war zum Ende der Inflation an der Einführung der Rentenmark beteiligt, die zur Stabilisierung der Währung führte. Im Dezember 1923 wurde er zum Reichsbankpräsidenten ernannt. Die Reichsbank versuchte, mittels einer Hochzinspolitik die Währung stabil zu halten. Die zunehmende Verschuldung der deutschen Banken und Gemeinden führte zur Krise Ende der 1920er Jahre. Da es der von Schacht geleiteten deutsche Delegation nicht gelang, Erleichterungen bei den Reparationsleistungen zu erzielen und die deutsche Reichsregierung nicht bereit war, die zur Erfüllung notwendigen strikten Sparmaßnahmen zu ergreifen, trat Schacht im März 1930 als Reichsbankpräsident zurück. In den nächsten Jahren näherte Schacht sich politisch der NSDAP und wurde im Jahr 1933 erneut zum Reichsbankpräsidenten ernannt, im Sommer 1934 wurde er zusätzlich Reichswirtschaftsminister. Unter seiner Führung wurden Ausgaben für das Wirtschaftswachstum und die Aufrüstung zunehmend auf Kredit finanziert. Zunehmende Differenzen mit der Reichsführung über die Wirtschaftspolitik Deutschlands führten dazu, dass Schacht Ende 1937 vom Amt des Wirtschaftsministers zurücktrat; im Januar 1939 wurde er wegen seiner Kritik an der Rüstungs- und Finanzpolitik als Reichsbankpräsidenten entlassen. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Schacht verhaftet, da ihm Nähe zu den Attentätern nachgesagt wurde, und bis zum Kriegsende interniert. Beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess wurde er freigesprochen, da er zum Kriegsbeginn bereits alle seine Machtbefugnisse verloren hatte. Im Jahr 1953 veröffentlichte Schacht seine Autobiographie, im gleichen Jahr gründete er in Düsseldorf die Deutsche Außenhandelsbank Schacht und Co. und war als finanzpolitischer Berater im Ausland tätig, sein Fachwissen war gefragt.

Lutz Schöne

„Die Kipper und Wipper als publizistisches Ereignis“

Am 21. Juni 2023 fand diesmal ein Gemeinschaftsvortrag mit dem Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in deren Räumlichkeiten statt. Der Leiter des Museums, Dr. Ulrich Rosseaux, sprach über „Die Kipper und Wipper als publizistisches Ereignis“. Berichte über Wirtschaftsthemen sind uns aus heutigen Medien vertraut, aber erst im 18. Jh. gab es in England in den Zeitungen erste Berichte aus der Wirtschaft. Auch erste wirtschaftstheoretische Überlegungen entstanden in dieser Zeit. Umso erstaunlicher ist es, dass die Kipper-und Wipperzeit zu Beginn der 1620er Jahre in Deutschland ein so breites Medieninteresse gefunden hat. Die massive Geldverschlechterung, welche Deutschland erlebte, betraf viele Menschen und sie fragten sich nach den Ursachen. Anders als bei früheren Teuerungen gab es keine Missernten und d Krieg, der dreißig Jahre dauern sollte, stand erst am Anfang und hatte viele Menschen noch gar nicht betroffen. In den 1620er Jahren gab es für Neuigkeiten eine ganze Reihe von Druckerzeugnissen. In Flugblättern und Flugschriften wurden die Ereignisse auch kommentiert und bewertet - und sie erreichten ein breites Publikum. Vielen dieser Druckerzeugnisse verbreiteten ein sehr kritisches Bild der Obrigkeit, welche nicht in der Lage war, der Geldverschlechterung Einhalt zu gebieten. So ist es auch kein Wunder, dass die entsprechenden Nachrichtenmedien fast ausschließlich in den protestantischen Gebieten erschienen. In „Schmäh-und Jammerschriften" wurden die Umstände beklagt und als Sündenböcke wurden vor allem die über Land ziehenden Geldwechsler angeprangert,

für die in den Schriften der Begriff der „Kipper und Wipper“ geprägt wurde. „Theologische Texte“ der evangelisch-lutherischen Geistlichkeit erklärten, dass man mit „Kippen und Wippen“ sein Seelenheil gefährdet, dass Geldwechsler mit dem Teufel im Bunde sind. Die Schriften sollten auch trösten und zu gottgefälligem Leben ermutigen. „Rechtstheoretische Schriften“ beschäftigten sich mit juristischen Folgen der Geldverschlechterung. Was bedeutete die Inflation für Gläubiger und Schuldner? Wichtigstes Ergebnis war dabei, dass Schulden letztlich immer in der gleichen Geldqualität zurückgezahlt werden sollen, in der sie aufgenommen wurden.

Lutz Schöne

„Das Notgeld der Stadt Frankfurt am Main (1917-1923)“

Thema des Vortrags unseres Mitglieds Eckehard Gottwald am 24. Mai war „Das Notgeld der Stadt Frankfurt am Main (1917-1923)“. Zur Finanzierung des Ersten Weltkrieges wurde in Deutschland eine Reihe von Kriegsanleihen ausgegeben. Die mit viel propagandistischem Aufwand verkauften Anleihen waren nach dem Krieg allerdings praktisch wertlos. Schon zu Kriegsbeginn wurde die Einlösbarkeit der Banknoten in Gold aufgehoben. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, ihr Gold in Form von Münzen oder auch Schmuck zur Kriegsfinanzierung abzugeben. Dafür sind die eisernen Medaillen oder Schmuckketten mit dem Motto „Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr“ ein beredtes Zeugnis. Aber auch das Papiergeld, welches man für die Goldabgabe erhielt, verlor bald an Wert. Da auch das Kleingeld aus Kupfer und Nickel zur Gewinnung der Metalle für die Rüstung eingezogen wurde, herrschte ab 1917 ein empfindlicher Kleingeldmangel. Im Jahr 1918 gab die Stadt Frankfurt am Main mit Erlaubnis der Reichsbank Scheine zu 5, 10 und 20 Mark aus, der Stadtwald diente dafür als Sicherheit. Mit der Hyperinflation des Jahres 1923 verlor das Geld sehr schnell an Wert. Während Frankfurt noch im August 1918 „Gutscheine“ über 1 Mio. Mark ausgab, folgten bald sehr einfach gestaltete Scheine über 100 Mio. und 500 Mio. Mark. Im Oktober folgten Milliardenwerte, im November gab es sogar Notgeld zu 1 Billionen Mark. Einzelne Firmen gaben wertbeständige Gutscheine aus. Diese verbrieften keinen Geldwert, sondern den Anspruch auf bestimmte Waren. Nach der Stabilisierung der Wahrung durch die Einführung der Rentenmark im Herbst 1923 wurde das Notgeld, auch das der Stadt Frankfurt, im Verlauf des Jahres 1924 im Kurs 1 Billion Mark = eine Rentenmark eingelöst. Viele Ersparnisse aber hatten sich in Nichts aufgelöst.

 

„Fälschungen moderner Goldmünzen ab 1871“

Am 19. April sprach Peter Zgorzynski von der Firma Künker über „Fälschungen moderner Goldmünzen ab 1871“. Gefälscht wird faktisch alles: die teure Seltenheit ebenso wie die Massenware. Bei den Seltenheiten kommt es vor, dass bei echten, aber häufig vorkommenden Münzen das Jahr oder das Münzzeichen manipuliert wird, um eine seltene Münzvariante „zu erzeugen“. Gelingt es, diese Münze dann zum Marktpreis zu verkaufen, ist der Profit oft gewaltig. Bei häufiger vorkommenden Münzen kann es sich schon lohnen, Barrengold anzukaufen und daraus Münzen herzustellen. Wenn entsprechende Münzmengen zu Marktpreisen in Umlauf gebracht werden, verbleibt dem Fälscher ein ansehnlicher Gewinn. Noch größer wird dieser, wenn das verwendete Gold nicht die vorschriftsmäßige Reinheit besitzt oder die Münze mit unedlen Materialien „gefüttert“ wird... Für die Echtheitsprüfung von Münzen ist neben der ausgezeichneten Kenntnis der Originale ein umfangreiches Wissen über Fälschungsmethoden wichtig. Gängige Herstellungsarten sind Nachprägen, Schleuderguss oder Vakuumguss. Die optische Prüfung der Münze erfolgt mit Lupe oder besser noch mit Mikroskop. Die Oberfläche und Einzelheiten im Design einer Münze verraten schon viel über ihre Echtheit. Gewicht, Durchmesser und Dicke können weitere Hinweise auf Fälschungen geben. Auch die genaue Betrachtung des Münzrandes ist wichtig, viele Fälschungen haben da ihre besonderen Schwächen. Moderne Verfahren wie die Prüfung der elektrischen Leitfähigkeit, die Röntgenfluoreszenzanalyse zur Feststellung der Materialzusammensetzung, die Prüfung mit der Magnetwaage sowie die Dichtemessung geben Auskunft über das verwendete Material und damit einen weiteren wichtigen Hinweis zur Echtheit. Bei allen technischen Hilfsmitteln, die dem Prüfer zur Verfügung stehen, ist aber die abschließende Interpretation der Ergebnisse entscheidend. Weist die Summe aller Erkenntnisse nun auf eine Fälschung hin oder ist die Münze echt? Hier kann eine entsprechend langjährige Erfahrung bei der Begutachtung von Münzen sehr hilfreich sein, wie man sie bei bestellten Gutachtern findet.

 

„Inflation 1923. Krieg. Geld. Trauma“

Am 15. März 2023 gab unser Vorsitzender Dr. Frank Berger einen Überblick über die aktuelle Ausstellung des Historischen Museums Frankfurt zum Thema „Inflation 1923. Krieg. Geld. Trauma“. Ein entsprechender Artikel dazu wurde im NNB bereits in der Juniausgabe 2023 bei den Ausstellungsankündigungen (Seite 239) veröffentlicht.

 

„Kipperzeit in Württemberg. Entstehung und literarische Karriere des Hirschguldens von 1622 und 1623“

Dr. Matthias Ohm aus Stuttgart sprach am 15. Februar 2023 über die „Kipperzeit in Württemberg. Entstehung und literarische Karriere des Hirschguldens von 1622 und 1623“. Die Kipper- und Wipperzeit vor 400 Jahren war eine Zeit erheblicher Geldentwertung in Deutschland. Die Memoiren des Schusters Hans Heberle aus der Gegend von Ulm schildern die Ereignisse aus Sicht des einfachen Mannes. Er berichtet vom Entstehen vieler neuer Münzstätten, die „viel unnützes Geld" prägten. Vor allem das Kleingeld enthielt immer weniger Silber. Die Schuld an der Münzverschlechterung gab man den über Land ziehenden Geldwechslern, den „Kippern und Wippern“, die das gute Geld aufkauften und schlechtes ausgaben. Dass vor allem die Münzherren ihren Gewinn mit den schlechten Münzen machten, blieb vielen Menschen verborgen. Während in weiten Teilen Deutschlands vor allem das Kleingeld im Silbergehalt verschlechtert wurde, geschah dies in Württemberg vor allem mit den Gulden. Die Münzen tragen das Württemberger Wappen und den Namen des Herzogs. Auf der Rückseite ist neben der Wertzahl ein Hirsch zu sehen, er gab den Hirschgulden den Namen. Für Produkte der Kipperzeit waren sie außergewöhnlich schön anzusehen. Aber sie waren auch unterwertig und überschwemmten in großer Menge das Land, die Menschen hatten wenig Freude an ihnen. In den Jahren 1623 bis 1624 endete der Spuk. Die eigentlich verantwortlichen Fürsten erklärten, dass „böswillige Menschen das Geld schlecht gemacht hätten“. Sie werteten die Kippermünzen ab, den Besitzern der Münzen blieb ein Verlust von 70 bis 85%, der wie so oft die einfachen Leute am härtesten traf.

 

„Jahreshauptversammlung“ und „Schockmomente. Eine Weltgeschichte von Inflation und Globalisierung 1850 bis heute“

Gegenstand der am 18. Januar 2023 stattgefundenen Jahreshauptversammlung der FNG war der Rechenschaftsbericht für 2022, der Bericht des Schatzmeisters und der Kassenprüfungsbericht. Die Neuwahl des Vorstands steht erst im nächsten Jahr wieder an. Nach der Versammlung gingen wir noch zum Vortrag von Prof. Dr. Harold James aus Princeton, der sein Buch „Schockmomente. Eine Weltgeschichte von Inflation und Globalisierung 1850 bis heute“ vorstellte. Der Vortrag passte sehr gut zur geplanten Sonderausstellung „Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma“ des Historischen Museums Frankfurt, in dessen „Sonnemann-Saal“ er stattfand.

 

„Die Gedenkmünzen der USA in der „klassischen“ Phase, 2. Teil (1934-39)“

Am 21. Dezember 2022 sprach Dr. Karl Ortseifen aus Mainz über „Die Gedenkmünzen der USA in der „klassischen“ Phase, 2. Teil (1934-39)“. Die seit 1892 geprägten Gedenkmünzen der USA wurden nicht vom Staat, sondern von Einzelpersonen oder privaten Institutionen in Auftrag gegeben und vertrieben, auch wenn für jede Prägung eine Genehmigung des Parlaments nötig war. Die Münzen wurden nicht zum Nominalwert ausgegeben, sondern mit oft erheblichem Aufgeld. Wegen damit verbundener finanzieller Auswüchse wurde die Gedenkmünzprägung durch den US-Präsidenten im Jahr 1929 untersagt. Ab 1934 durften wieder Gedenkmünzen hergestellt werden, sofort begann die Prägung in großem Umfang. Zu verschiedenen nationalen oder regionalen Anlässen wurde geprägt, meist zu solchen, die gute Verkaufszahlen bei erheblichen Preisaufschlägen erwarten ließen. So waren Gründungsjubiläen von Bundesstaaten oder von Städten Anlass für Münzprägungen, aber auch Jahrestage, wie der 100. der Schlacht von Alamo oder der 75. der Schlacht von Gettysburg. Viele Münzmotive wurden jahrelang weiter geprägt - so lange sie sich eben verkaufen ließen. Aus den Erlösen der Münzverkäufe wurden zum Teil Denkmäler oder auch Veranstaltungen zu den angegebenen Anlässen finanziert; aber auch der finanzielle Vorteil des Auftraggebers bildete eine wichtige Motivation für die Prägungen. Die um sich greifende Anzahl an verschiedenen Münzmotiven, Münznominalen und Prägestätten führte dazu, dass es sich kaum jemand leisten konnte, eine vollständige Sammlung an Gedenkmünzen zu erwerben. Ab 1939 galt ein erneutes Moratorium für die Gedenkmünzprägung, die Anzahl der Anlässe und der beteiligten Prägestätten wurde erheblich eingeschränkt.

„Die Münzreform Peters des Großen“

Am 16. November stellte uns Dr. Rudolf Reimann aus Kamenz „Die Münzreform Peters des Großen“ vor. Nach seinem Regierungsantritt 1689 entwickelte Zar Peter I. den Plan, sein Reich zu modernisieren. Ab 1700 sollte eine Münzreform die Finanzen des Landes ordnen. Der Rubel orientierte sich am Taler: Er sollte rund 28 Gramm wiegen. Revolutionär war die Einführung des Dezimalsystems: der Rubel wurde in 100 Kopeken unterteilt, das Gewicht der Silberkopeken wurde entsprechend gesenkt. Wie schon 1654 wurden Kupfermünzen eingeführt, zuerst in kleinen Werten (½ und 1/4 Kopeken). Ab dem Jahr 1704 wurden auch Kupferkopeken geprägt, die Silberstücke blieben aber im Umlauf. Die Bevölkerung machte die Erfahrung, dass die Kupferstücke jederzeit ohne Verlust in Silber gewechselt werden konnten, und verlor rasch das Misstrauen in die neuen Münzen. Silberne Halb- und Viertelrubel, ebenso 10- und 5-Kopekenstücke vervollständigten die Nominalkette. Wie behutsam bei der Reform vorgegangen wurde, lässt ein interessantes Detail erkennen: Obwohl der Julianische Kalender bereits im Jahr 1700 eingeführt wurde, wurde das Prägejahr auf den neuen Münzen weiter mit altslawischen „Buchstabenzahlen“ angegeben, für Sammler heutzutage ohne Übersetzungstabelle kaum zu interpretieren! Erst ab 1720 werden auf den Münzen die Jahreszahlen in der heute noch gebräuchlichen Weise geschrieben.

„Vota-Prägungen anlässlich der Regierungsjubiläen römischer Kaiser von Antoninus Pius bis Carus (138 bis 283)“

Am 19. Oktober sprach Frau Julia Sophia Hanelt aus Mainz über „Vota-Prägungen anlässlich der Regierungsjubiläen römischer Kaiser von Antoninus Pius bis Carus (138 bis 283)“. Der Begriff Vota hatte im römischen Reich die Bedeutung von „Wunsch“ oder „Gelübde“ und wurde oft gegenüber einem oder mehreren Göttern abgegeben. Eine Form des öffentlichen Gelübdes durch Staatsmänner stellte dabei die Abbildung auf Münzen dar. Bei den Münzdarstellungen kann man drei typologische Hauptgruppen unterscheiden: Am Anfang der betrachteten Periode wird oft der opfernde Kaiser dargestellt; kleinere Beizeichen stellten dabei den Bezug zu den erfüllten oder noch zu erfüllenden Opfern dar. Dieser Typ ist bis zum Beginn des 3. Jh. dominierend, danach taucht er seltener auf. Ab Ende des 2. Jhs. wird die Siegesgöttin Victoria mit einem „Vota-Schild“, zuerst vereinzelt, ab der zweiten Hälfte des 3. Jhs. häufiger dargestellt. Bei allen Kaisern des Betrachtungszeitraumes kommt der dritte Typ der „Vota-Münzen“ vor: Eine Vota-Legende wird von einem Kranz umgeben; zuerst ist es ein Eichenkranz, später findet der Wechsel zu einem Lorbeerkranz statt. Im Kranz finden sich meist an prägnanter Stelle die Buchstaben „VOT“ oder „VOTIS“. Die Herrscher verkünden Opfer anlässlich erreichter Regierungsjubiläen oder sie geloben Opferung, damit sie das entsprechende Jubiläum erreichen. Was bei den Soldatenkaisern ja oft nicht geschah.

„Frankfurter und hessische Münzen aus einer bedeutenden hessischen Spezialsammlung“

Unser Mitglied Dr. Andreas Kaiser aus Osnabrück gab uns am 21. September 2022 einen Ausblick auf die Künker-Auktion 374, in welcher „Frankfurter und hessische Münzen aus einer bedeutenden hessischen Spezialsammlung“ versteigert wurden. Die Sammlung von Dr. Hans-Jürgen Loos bietet einen Überblick über die hessische Münzgeschichte, beginnend mit einem zweiseitigen Denar der Abtei Hersfeld (um 1114-27), aus der Zeit der sogenannten „Fernhandelsdenare“. Immer wieder wurden Territorien zusammengelegt und neu abgespalten, was bei den Münzen eine beeindruckende Vielfalt zur Folge hatte, was die Slg. Loos dies durch die Vielzahl der zusammengetragenen hessischen Münzen bis zur Gründung des Kaiserreichs 1871 zeigt.

„Könige von Roms Gnaden? Die Münzprägung von Edessa im 2. und 3. Jahrhundert“

Zu unserem letzten Zusammentreffen vor der Sommerpause am 15. Juni 2022 sprach Prof. Dr. Sven Günther aus Changchun zum Thema „Könige von Roms Gnaden? Die Münzprägung von Edessa im 2. und 3. Jahrhundert“. Das Königreich Osrhoene mit der Hauptstadt Edessa bildete ebenso wie Armenien vom 1. Jh. v.Chr. bis ins 3. Jh. n. Chr. einen Pufferstaat zwischen den beiden Großmächten Rom und Parthien. Die Könige von Osrhoene gingen wechselnde Bündnisse ein, mal mit den Parthern, mal mit Rom. Dies zeigt sich auch in ihren Münzen. Eine frühe Bronzemünze des 2. Jhs. zeigt das Porträt des Königs von Edessa auf der einen Seite, das des Partherkönigs auf der anderen. Später wurden auch Bronzen mit dem Porträt römischer Kaiser geprägt, die Schrift auf der Rückseite ist in der Regel griechisch und benennt Namen und Titel des Königs von Osrhoene. Um das Jahr 165 wurden silberne Drachmen als Nachahmungen römischer Denare geprägt, dabei wird das Porträt des Lucius Verus gezeigt und die griechische Inschrift auf der Rückseite benennt den König Ma'nu als „Freund der Römer“. Darüber hinaus wurden weitere römische Münztypen kopiert. Dies hing vermutlich mit dem Aufenthalt des unter Lucius Verus gegen die Parther siegreichen römischen Heeres im Königreich im Jahr 165 zusammen. Aus den folgenden Jahren kennen wir nur noch Bronzemünzen. Münzen von König Abgar VIII. (ab 177) zeigen einerseits den König mit seinem Herrschertitel, auf der anderen Seite die Kaiser Commodus (bis 192) und danach Septimius Severus. Münzen der Jahre 212/13 zeigen seinen Sohn Abgar IX. zusammen mit Caracalla, bevor der römische Kaiser König Abgar IX. absetzte und Osrhoene in eine römische Kolonie umwandelte. Nun wurden Münzen geprägt mit dem römischen Kaiser auf der Vorderseite und Götterdarstellungen auf der Rückseite, die Umschrift bezeichnete das Land als „Colonia“. Unter Kaiser Gordian III. lebte das osrhoenische Königtum mit Abgar X. im Jahr 239 noch einmal kurz auf. Die Münzen zeigen einen reitenden König und tragen den Königstitel. Irgendwann in den Jahren zwischen 242 und 248 endete das Königreich und Osrhoene mit Edessa wurde endgültig römische Provinz.

„Geschichte und Präsentation einer numismatischen Universalsammlung“

Am 18. Mai stellte uns Dr. Rainer Grund aus Dresden unter dem Titel „Geschichte und Präsentation einer numismatischen Universalsammlung“ das Münzkabinett vor, dessen Direktor er seit 2002 war. Seit fünf Jahrhunderten, seit Georg dem Bärtigen, lässt sich eine Münz- und Medaillensammlung in Dresden nachweisen, unter den folgenden Kurfürsten wurde sie laufend erweitert. Unter der Herrschaft Augusts des Starken erfuhr das Kabinett bedeutende Zuwächse durch den Ankauf von ganzen Sammlungen. Um 1749 schlug Hofrat Dr. Johann Gottfried Richter in seiner Schrift „Wie ein Müntz Cabinet in gehöriger Ordnung zu rangieren sei“ vor, die Bestände an Münze und Medaillen nach historischen und geografischen Gesichtspunkten zu ordnen. Damit wurde die Weiterentwicklung des Münzkabinetts von einer fürstlichen Liebhaberei hin zu einer wissenschaftlichen Sammlung eingeleitet. Umfangreiche Ankäufe erweiterten die Sammlung im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Bedeutende Numismatiker waren in dieser Zeit hier tätig, so die Brüder Julius und Albert Erbstein und Walter Schwinkowski. Das Dresdner Stadtschloss wurde 1945 fast völlig zerstört. Die Sammlung blieb erhalten und wurde durch die „Trophäenkommission“ in die Sowjetunion verbracht. Im Jahr 1958 kehrten die Münzen nach Dresden zurück, die umfangreiche Literatur allerdings wurde bis heute nicht zurückgegeben. Mit rund 300.000 numismatischen Objekten (von Münzen, Medaillen und Orden über Papiergeld und Notgeld bis hin zu Prägewerkzeugen und Prägestempeln) gehört das Münzkabinett Dresden zu den größten und bedeutendsten Sammlungen Deutschlands und Europas.

„In Sachen Themistokles - das besondere Stück“ und „Gab es Fanblöcke in antiken Stadien?“

Am 20. April wurden zwei Vorträge gehalten: Dr. Elke Druckrey gab unter dem Titel „In Sachen Themistokles - das besondere Stück“ zuerst einen Überblick über das Leben des Themistokles. Als Staatsmann Athens, als Feldherr und Flottenführer hatte er wesentlichen Anteil am Aufbau einer griechischen Flottenmacht und am Sieg der Griechen über die Perser in der Seeschlacht von Salamis im Jahr 480 v. Chr. Trotz oder auch wegen seiner unbestreitbaren Verdienste um Athen wurde er angefeindet und 471 v. Chr. per Scherbengericht zur Verbannung verurteilt. Als ihm später wegen vermeintlichen Hochverrats sogar die Todesstrafe drohte, floh er zu den Persern. Dort erhielt er um das Jahr 465v. Chr. als Satrap einige kleinasiatische Städte als Lehen, wo er dann bis zu seinem Tod im Jahr 459v. Chr. lebte. Dr. Druckrey stellte nun eine Münze vor, welche auf der einen Seite einen bärtigen Kopf mit bekränztem Pios zeigt (Hephaistos?), daneben die griechischen Buchstaben e und E. Auf der Rückseite befindet sich eine Ligatur aus eben diesen beiden Buchstaben. Was wäre, wenn die Buchstaben auf beiden Seiten der Münze eine Signatur der Themistokles darstellen? Dann wäre diese Münze im Auftrag des Themistokles entstanden und der bärtige Mann vielleicht keine Götterdarstellung, sondern das Porträt des Staatsmannes?!

Mit der interessanten Frage „Gab es Fanblöcke in antiken Stadien?“ beschäftigte sich im zweiten Vortrag Berthold Böhm. Im Gebiet von Kleonai auf dem Peloponnes lag das Heiligtum von Nemea; dort wurden schon im 6. vorchristlichen Jahrhundert die „Nemeischen Spiele“ abgehalten, durchaus vergleichbar denen von Olympia oder Delphi. Im Peloponnesischen Krieg zerstört, wird die Anlage von Nemea in mazedonischer Zeit wiederaufgebaut und bis ca. 270 v.Chr. benutzt. Es fasste mehr als 10.000 Zuschauer. Bei archäologischen Grabungen wurden in verschiedenen Bereichen der Zuschauerränge 153 kupferne Kleinmünzen aus den Jahren von etwa 300 bis 270v. Chr. gefunden, sie stammen aus 24 verschiedenen Münzstätten, die meisten aus Städten der Umgebung (u. a. aus Korinth 58 Stück, aus Sikyon 22, aus Argos 18 und aus Kleonai 6 Stück). Die Verteilung der Funde legt nahe, dass die Zuschauer bei ihren Besuchen regelmäßig bestimmte Bereiche des Stadions besuchten: Auf der eine Seite häuften sich die Münzen aus Korinth und Sikyon, auf der Gegenseite die von Kleonai und Argos ... So sieht es aus, als hätte es schon damals regelrechte »Fanblöcke" gegeben!

„100 Jahre Inflation in Deutschland“

Am 16. März 2022 stellte Dr. Frank Berger ein Thema der geplanten Ausstellung „100 Jahre Inflation in Deutschland“ des Historischen Museums Frankfurt vor: „Die heitere Inflation? Zur Darstellung der Inflation 1919-23 in satirischen Zeitschriften.“ Vor Beginn des Ersten Weltkrieges gab es auf Grund der Goldparität einen festen Wechselkurs des Dollars zur Mark; nach Abschaffung der Einlösbarkeit der deutschen Geldscheine in Gold halbierte sich im Verlauf des Krieges der Wert der Mark. Im Februar 1920 hatte die Mark bereits 95% ihres Wertes verloren. Auf Inflationsmedaillen jener Zeit wurden der Währungsverfall und seine Auswirkungen thematisiert. Die folgenden Monate waren in Deutschland wegen relativ niedriger Löhne und günstiger Exportbedingungen für deutsche Waren von einem Wirtschaftsaufschwung geprägt. Vieles wurde exportiert und in Deutschland fehlten die Waren. Ende 1921 begann der weitere Wertverlust der Mark- Ende 1923 mussten für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark gezahlt werden! Während die Deutschen mit den Folgen einer immer wertloser werdenden Mark zu kämpfen hatten, konnten Ausländer als Besitzer von „Valuta“ in Deutschland billig einkaufen. In den drei überregionalen Satirezeitschriften Deutschlands, dem „Kladderadatsch“, dem „Wahren Jacob“ und dem „Simplicissimus“, wurde während der gesamten Inflationszeit dieses den Alltag beherrschende Thema der Inflation satirisch begleitet, Verlierer und Gewinner wurden in einer großen Zahl von Karikaturen aufgezeigt. Erst Ende 1923 konnte eine Währungsreform durchgeführt werden. So schnell die Währung stabilisiert wurde, konnten doch die Folgen der Inflation für die einzelnen Deutschen nicht überwunden werden.

„Brandenburg-Preußen. Von der Streusandbüchse zum Weltreich“

Am 16. Februar sprach Horst-Dieter Müller aus Friedrichsdorf zum Thema „Brandenburg-Preußen. Von der Streusandbüchse zum Weltreich“. Als die Hohenzollern 1415 Kurfürsten von Brandenburg wurden, war das von ihnen beherrschte Gebiet eher ärmlich, seine mangelnde Bodenqualität machte es zur „Streusandbüchse des Reiches". Anfang des 17. Jhs. kamen durch Erbgänge Territorien vom Rhein (z. B. Kleve und Mark) bis weit in den Osten (das Herzogtum Preußen) in den Besitz der Kurfürsten.

Und auch wenn der 30-jährige Krieg im Land furchtbare Verwüstungen hinterließ, konnten sich die Hohenzollern durch weitere Zugewinne (Hinterpommern, Minden, Magdeburg) letztlich zu den Siegern zählen. Mit Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, begann sich Brandenburg-Preußen als Militärmacht zu etablieren. Ein koloniales Abenteuer des Großen Kurfürsten führte 1683 zur Gründung der Festung „Groß-Friedrichsburg" in Westafrika. Numismatisches Zeugnis dieser Unternehmung sind die Guinea-Dukaten. Das Münzwesen in Brandenburg verbesserte sich ab 1660 und im Zinnaer Münzvertrag einigten sich Sachsen, Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg auf einen praktikablen Münzfuß für ihre Münzen. Es begann eine umfangreiche Münzprägung; zur Umgehung der Reichsmünzordnung wurden keine Taler oder Halbtaler geprägt, sondern Zweidrittel- und Dritteltaler. Der Sohn des Großen Kurfürsten, Kurfürst Friedrich III., war ein Meister barocker Prachtentfaltung. Dies äußerte sich auch in der Münzgestaltung: Die Wappenseiten wurden mit den Einzelwappen der beherrschten Territorien ebenso geschmückt wie mit den Wappen von Territorien, auf die man Anspruch erhob. Es gelang Friedrich im Jahre 1701 sogar, sich mit Zustimmung des Kaisers in Königsberg als Friedrich I. zum König „in Preußen“ zu krönen, eine gewaltige Rangerhöhung! Friedrich der Große nutzte die von seinem Vater, dem Soldatenkönig, aufgebaute Armee und gewann in den drei Schlesischen Kriegen (1740-63) mit Schlesien eine reiche Provinz. Mit der Graumannschen Münzreform wurde 1750 der Reichstaler im 14-Taler-Fuß geschaffen. Diese Münze wurde in den nächsten Jahrzehnten zur vorherrschenden in Norddeutschland. Im Jahr 1821 gelang es unter König Friedrich Wilhelm III. endlich, das Münzwesen in allen Landesteilen zu vereinheitlichen, bis dahin gab es vor allem bei den kleineren Münzen in den verschiedenen Landesteilen eine große Vielfalt. In die Zoll- und Münzverträge des 19. Jhs. brachte Preußen auch seinen Reichstaler ein. Im Versuch der Harmonisierung der Währungsgebiete entstand eine bemerkenswerte Vereinsmünze: der »Champagner-Taler", der 2 Taler bzw. 3 1/2 Gulden wert war. Damit hatte man zwar eine Münze, die in beiden Währungsgebieten umlauffähig war, die aber einen so hohen Wert darstellte, dass sie im täglichen Leben kaum genutzt werden konnte. Mit der neuen Mark-Währung des Kaiserreichs verschwand der preußische Reichstaler, allerdings lief er noch ein paar Jahre im Wert eines 3-Mark-Stücks um.

Lutz Schöne

„Der Frankfurter Friede (1871) auf Medaillen“

10. November 2021: Dr. Frank Berger, Frankfurt, sprach zum Thema „Der Frankfurter Friede (1871) auf Medaillen“. Auf dem Weg zur deutschen Einheit war Mitte des 19. Jhs. der Norddeutsche Bund unter preußischer Führung entstanden, dieser umfasste noch nicht die süddeutschen Staaten, stellte aber schon einen beträchtlichen Machtfaktor dar. Dies war auch dem französischen Kaiser bewusst, umso besorgter war er, als ein Mitglied der Hohenzollern-Familie die Möglichkeit bekam, den spanischen Thron zu besteigen. Die folgenden diplomatischen Auseinandersetzungen fanden ihren Höhepunkt in der „Emser Depeche“ und mündeten in einer Kriegserklärung Frankreichs an Preußen. Alle deutschen Staaten stellten sich auf die Seite Preußens und die europäischen Mächte verhielten sich neutral. Die französische Armee wurde geschlagen, der französische Kaiser Napoleon III. geriet in Gefangenschaft und im Januar 1871 wurde „im Herzen Frankreichs“ in Versailles das deutsche Kaiserreich ausgerufen. Die Friedensverhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich in Frankfurt am Main führten am 10. Mai 1871 zum „Friede von Frankfurt“. Die originale Einrichtung des Hotelzimmers, in dem der Friede abgeschlossen wurde, befindet sich heute im Besitz des Historischen Museums Frankfurts. Ergebnisse dieses Vertrages waren Gebietsabtretungen Frankreichs an Deutschland und die Zahlung gewaltiger Reparationen. Es gab viele deutsche Münzen und Medaillen auf den Sieg gegen Frankreich. Ein besonderes Kapitel bilden dabei die Prägungen, die sich auf den Friede zu Frankfurt beziehen. Auch in den Folgejahren wurde regelmäßig des Friedensschlusses gedacht, so auch zum 25. Jahrestag im Jahr 1896. Zum 50. Jahrestag wurden noch einmal Medaillen hergestellt: 1921 war der Erste Weltkrieg verloren und die Medaillen erinnerten an die siegreiche Vergangenheit und äußerten wohl auch die Hoffnung auf Revanche.

„Der Blick der Medusa. Zur politischen Deutbarkeit von Gorgoneia auf Münzen“

20. Oktober 2021: Dr. Florian Haymann, Frankfurt, referierte über „Der Blick der Medusa. Zur politischen Deutbarkeit von Gorgoneia auf Münzen“. Das Gorgoneion, das Haupt der Gorgone Medusa, fand schon in archaischer Zeit Eingang in die griechische Kunst. Als Schmuckelement, z. B. an Türen oder auf Truhen, werden Gorgoneia allgemein als „Abwehr“-Maßnahme verstanden. Eine Motivation, die auf Münzen wohl kaum zutreffen kann! Auf den ersten, noch archaischen Münzen sind Medusenköpfe mit einem grotesk verzerrten Maul mit Hauern, z. T. mit herausgestreckter Zunge, dargestellt. Medusa blickt starr geradeaus, der Sage nach kann ihr Blick töten. Aber woher kam dieses Motiv und warum wurde es auf Münzen dargestellt? Seinen Ursprung hat es wohl im Nahen Osten oder in Ägypten. Erst die Sage von Perseus, der die Medusa enthauptete, brachte Ende des 7. Jhs. v. Chr. auch die Geschichte der Medusa in die griechische Vorstellungswelt. Der Sage nach überbrachte Perseus das Gorgonenhaupt der Göttin Athena, diese wurde in der Folge häufig mit den Attributen des schützenden Widderfells „Aigis“ und des Medusenhauptes dargestellt, beides Ausdruck göttlicher Macht. So ist es auch kein Wunder, das schon im 6. Jh. v.Chr. das Gorgoneion auf Münzen der Stadt Athen auftaucht, Athena war schließlich die Beschützerin der Stadt. So werden schon früh durch die Darstellung des Medusenkopfes auf Münzen politische Aussagen öffentlich gemacht. Die Darstellung des Medusenkopfes auf Münzen wandelte sich, sie wurde gefälliger. Aber die Aussage bleibt: Durch die Darstellung der Athena und der Aigis (meist mit Medusenhaupt) wurde der Schutz der Götter beschworen und Wehrhaftigkeit. Alexander der Große ließ sich mit Aigis darstellen und spätere Herrscher prägten Münze mit diesem Motiv, auch um sich in die Tradition Alexanders zu stellen.

„Bergbauprägungen am Mittelrhein (Nassau, Solms, Wied, Trier, Sayn, Jülich-Berg)“

15. September 2021: Dr. Wolfgang Dreher, Speyer, sprach über „Bergbauprägungen am Mittelrhein (Nassau, Solms, Wied, Trier, Sayn, Jülich-Berg)“. Gegenstand des Vortrages waren Bergbaugepräge, also Münzen oder Medaillen, die unmittelbar aus der Ausbeute von Bergwerken geprägt wurden oder die Motive oder Personen mit Bezug zum Bergbau zeigen. Nach der Reichsmünzordnung aus dem 16. Jh. war eine Münzprägung nur in den dafür vorgesehenen Reichsmünzstätten erlaubt und erfolgte dort unter Aufsicht der Reichskreise. Eine Ausnahme bestand für Reichsstände, die eigenen Bergbau betrieben und ihre Ausbeute daraus selbst vermünzen durften. Um das lukrative Münzrecht ausüben zu können, war also der Besitz eines Bergwerkes wichtig, und sei es noch so klein. Der Graf von Solms-Greifenstein prägte sogar Ausbeute-Taler und Teilstücke, obwohl in seinem Bergwerk nur Kupfer und kein Silber gefördert wurde! Kurtrier prägte in seiner Münzstätte Koblenz Ausbeutemünzen aus Silber den Bergwerken von Villmar und von Bernkastel. Auch andere, kleinere Reichsstände konnten eigene Gruben aufweisen beteiligten sich an der Prägung von Ausbeutemünzen, so Wied-Runkel und Wied-Neuwied, Solms-Laubach, Nassau-Weilburg, verschiedene Linien von Sayn und noch weitere Herrschaften.

„Menschen, Tiere, Sensationen - Münzen und Medaillen mit Tiergeschichten“

Am 16. Juni 2021 fand unser erster Vortrag nach mehr als einem halben Jahr „Corona-Pause“ statt. Frau Dr. Simone Vogt aus Hannover sprach über „Menschen, Tiere, Sensationen - Münzen und Medaillen mit Tiergeschichten“. Das Museum „August Kestner" in Hannover hat eine Sonderausstellung zum Thema „Das Tier und wir. Über ein widersprüchliches Verhältnis“ organisiert. Es wird unser ambivalentes Verhältnis zu Tieren beleuchtet, ein Thema, welches sich schon Jahrtausende durch die menschliche Entwicklung zieht und auch Spuren in der Numismatik hinterlassen hat. Dazu wurden im Folgenden einige Beispiele aufgeführt. Im Jahr 1741 traf das indische Panzernashorn „Clara“ per Schiff in Rotterdam ein, eine Sensation für Europa! Es schloss sich eine Tournee durch Europa an. Auf den Aufenthalt des Nashorns in Hannover im Jahr 1746 wurde eine Medaille geprägt, die auch heute noch im Museum vorhanden ist. Weitere Medaillen sind aus Stuttgart und Nürnberg bekannt. Die Darstellung exotischer Tiere ist uns von römischen Mosaiken ebenso bekannt wie von diversen Münzen. Die Tausendjahrfeier Roms im Jahr 248 n. Chr. wurde durch Kaiser Philippus Arabs und seinen Sohn festlich begangen, unter anderem durch Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe sowie durch Tierschauen und Tierkämpfe. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Münzen mit Tierdarstellungen wie Nilpferde, Elefanten, Hirsche, Löwen und Antilopen. Der Elefant wurde oft auf Münzen dargestellt, wohl auch wegen seiner Nutzung als Kriegselefant. Aus den Jahren 213 bis 210v. Chr. ist eine karthagische Didrachme bekannt, die neben dem Kopf eines Gottes (oder gar Hannibals selbst?) eine Elefantendarstellung trägt - vielleicht eine Anspielung auf Hannibals Alpenüberquerung? Von Julius Caesar ist ein Denar bekannt, der Priestergerätschaften zeigt und einen Elefanten, im Abschnitt darunter den Namen „Caesar“. Die Zeit des Barock hat uns eine große Anzahl prächtiger Medaillen geschenkt, bei denen das Spielen mit Tiersymbolen beliebt war. So gibt es eine dänische Medaille aus der Zeit des Nordischen Krieges, auf der ein Elefant (ein Symbol für das Herrscherhaus Dänemarks) einen Steinbock besiegt - eine klare Anspielung auf die Kapitulation des schwedischen Generals Magnus Stenbock bei der Festung Tönning in Jahr 1713. Diese Medaille war wohl auch eine „Retourkutsche“ auf eine ähnliche schwedische aus dem Jahr 1710, wo ein Steinbock einen Elefanten besiegt - die Schweden feierten den Sieg Stenbocks in der Schlacht bei Helsingborg in jenem Jahr.

„Griechische Kultur am Hindukusch. Münzen aus Baktrien“

Erstmals nach Ende der Corona-bedingten Schließung des Historischen Museums sprach am 17. Juni 2020 Prof. Dr. Johannes Nolle aus München über „Griechische Kultur am Hindukusch. Münzen aus Baktrien“. Der Hindukusch in Afghanistan wird auch dem geschichtlich Interessierten nicht sofort als Quelle antiker griechischer Kultur einfallen. Wir kennen auch nur wenige materielle Zeugnisse jener Zeit, z.B. Ruinenstätten - und archäologische Grabungen in Afghanistan sind nicht erst in den letzten Jahren gefährlich geworden. Zufallsfunde oder Ergebnisse von Raubgrabungen werden der Öffentlichkeit selten bekannt, sie verschwinden nur zu oft in Schmelztiegeln oder werden illegal ins Ausland verkauft. Aber die Eroberungszüge Alexanders des Großen schufen hier, nördlich des Hindukusch, in der Landschaft Baktrien, ein Herrschaftsgebiet, das der hellenistischen Kultur verbunden war, aber zugleich ein hohes Maß an Selbstständigkeit besaß. Während nach der Eroberung durch Alexander um 327v. Chr. im eroberten Land griechische Soldaten und Kolonisten angesiedelt wurden, zogen in späteren Jahren kaum noch Griechen in das Gebiet. Wohl auch wegen seiner Randlage weit im Nordosten des griechischen Einflussgebiets gibt es nur sehr wenige Informationen zur Geschichte und Kultur Baktriens, die Interessen griechischer Geschichtsschreiber lagen wohl eher in den Zentren des Hellenismus. So sind die überlieferten Münzen wichtige Informationsquellen, die uns viel erzählen können über das griechische Baktrien. Trotz der erwähnten Randlage erlebte das hellenistische Baktrien eine Blütezeit, bis etwa 250v. Chr. als Teil des Seleukidenreiches, danach nutzte der Satrap Diodotos innere Kämpfe im Seleukidenreich und begründete ein unabhängiges graeko-baktrisches Königreich. Diese Unabhängigkeit wird durch seine Münzen dokumentiert, er setzte sein eigenes Porträt auf die Münzen und ersetzte Apollon, den mythischen Ahnenherrn der Seleukiden, durch Zeus. Schließlich nennen ihn die Münzen in der Legende als Prägeherrn. Sein Sohn Diodotos II. setze die Münzprägung in vergleichbarer Weise fort, die Münzen beider Diodotoi lassen sich nicht unterscheiden. Um 230v. Chr. wurde Diodotos II. durch Euthydemos gestürzt und getötet. Dieser wurde auch durch den Seleukiden Antiochos III. als König anerkannt, er sollte wohl die griechische Welt gegen eindringende Nomaden aus dem Nordosten sichern. Demetrios 1., Sohn des Euthydemos, erweiterte das Königreich über den Hindukusch hinaus und eroberte größere Gebiet in Nordwestindien. Ein Aufstand gegen Demetrios 1. brachte diesem den Tod und der Verschwörer Eukratides wurde neuer König. Seine Regierungszeit war überschattet von vielen Kriegen gegen Indien und vor allem gegen das aufstrebende Partherreich unter Mithridates. Letztlich wurde er von einem seine Söhne ermordet. Trotzdem war diese Zeit ein Höhepunkt der griechischen Kultur in Baktrien. Die Münzprägung war künstlerisch und technisch auf höchstem Stand und die unter Eukratides 1. erbaute Residenzstadt Eukratideia (heute Ai Khanoum) lässt auch als Ruinenstätte noch ihre einstige Größe und Pracht erahnen. Die Herrschaft der graekobaktrischen Könige endete um 130 v. Chr. unter dem Ansturm der aus Nordwestchina einfallenden Kuschan.

„Kriege, Familienglück und persönliche Sorgen - die Medaillone des Antoninus Pius als historische Quelle“

Am 20. November 2019 sprach Prof. Dr. Peter Franz Mittag aus Köln zum Thema „Kriege, Familienglück und persönliche Sorgen - die Medaillone des Antoninus Pius als historische Quelle“. Römische Medaillone sind uns seit der Zeit der späten Republik überliefert worden. Während zu Zeiten Caesars oder Neros vor allem die Stempel normaler Münzen zur Herstellung einfacher Medaillone Verwendung fanden, wurden ab ca. 80 n. Chr. eigens Stempel zur Prägung größerer Stücke mit freierer Gestaltung hergestellt, was unserem heutigen Begriff eines Medaillons schon näherkommt. Aus der Regierungszeit des Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) sind uns 362 Medaillone bekannt. Der Kaiser ist uns in der Geschichtsschreibung als „Friedenskaiser“ bekannt, der auch für eine Politik der Rückbesinnung auf römische Traditionen stand. Der Vortragende versuchte, diese Bild anhand einiger Medaillone zu prüfen und zu relativieren. Obwohl Antoninus Plus als Friedenskaiser galt, wurden in seiner Regierungszeit dennoch einige Kriege geführt, so in Britannien, Obergermanien, Dakien und Mauretanien. Einige Medallione nehmen wohl Bezug auf die drei Feldzüge in Mauretanien: Es werden Szenen aus der griechischen Sagenwelt um Herkules dargestellt, wie er die Äpfel aus dem Garten der Hesperiden holt und dabei Atlas begegnet - Ereignisse, die sich im geografischen Raum Mauretaniens abgespielt haben sollen. So wie das Bild des Friedenskaisers nicht uneingeschränkt bestätigt werden kann, ist auch die Rückbesinnung auf die römischen Überlieferungen und Traditionen nicht als alleinige Wahrheit zu sehen. Zu Zeiten des Antoninus Pius war es in der römischen Aristokratie wichtig, sich in der griechischen Kultur und Sagenwelt auszukennen. Viele Medaillone beziehen sich in ihrer Bildsprache auf die griechische Sagenwelt. Auch einige Medaillone mit Bezug auf das familiäre Umfeld des Kaisers nutzen immer wieder die Bilderwelt der griechischen Sagen, irdische Ereignisse werden in mythischen Bildern dargestellt. Ein Medaillon mit der „Hochzeit von Ariadne und Bacchus“ nimmt eventuell Bezug auf die Hochzeit seines Adoptivsohns und Nachfolgers Marc Aurel und seiner Tochter Faustina und eine Dioskuren-Darstellung auf einem anderen Stück spielt vielleicht auf die Adoption seiner zwei Nachfolger Marc Aurel und Lucius Verus an. Dann könnte die Darstellung Äskulaps auf einem Medaillon für die Hoffnung auf oder den Dank für Genesung stehen, aber wessen Genesung und wovon?

„Herrscherdarstellungen auf Massenmedien (Münzen und Siegel) im 11. Jh.“

Gegenstand des Vortrages am 16. Oktober 2019 von Daniel Seelbach aus Frankfurt am Main waren die „Herrscherdarstellungen auf Massenmedien (Münzen und Siegel) im 11. Jh.“. Im 11. Jh. gab es nur wenige Möglichkeiten, Bilder und Botschaften weit zu verbreiten. Als frühe Massenmedien boten sich da Siegeldarstellungen und vor allem Münzen an, letztere wurden naturgemäß im ganzen Land und darüber hinaus verbreitet. Es ist anzunehmen, dass die Bilder auf diesen Medien nicht zufällig ausgewählt wurden, sondern dass mit ihnen Aussagen getroffen werden sollten. Sowohl im oströmischen Reich wie auch in Nord- und Mitteleuropa war die Darstellung des Herrschers mit Schwert weit verbreitet, symbolisierte dieses doch die Wehrhaftigkeit des Gebieters, seine Fähigkeit, sich und seine Herrschaft zu schützen. In der Regel steckt das Schwert in einer Scheide, nur einer der byzantinischen Kaiser, Isaak Komnenos, wird mit gezücktem und erhobenem Schwert dargestellt. Dies war eine eher aggressive Geste, die zu seiner Zeit sicher auch so verstanden wurde. Auch in England gab es von Eduard dem Bekenner und Wilhelm dem Eroberer auf Siegeln Darstellungen mit gezogenem Schwert: der kriegerische und wehrhafte Charakter der Könige wurde hiermit unterstrichen. Der deutsche Kaiser Heinrich IV. wird ebenso mit Schwert gezeigt, wie auch der Dänenkönig Knut der Heilige: wir sehen hier Krieger im Kampf gegen äußere und innere Feinde. Die Darstellung eines Herrschers mit Lanze, also einer Offensivwaffe, kommt fast ausschließlich in Deutschland vor. Gemeint ist hier wohl die „Heilige Lanze“, ein Herrschaftstattribut der Kaiser. Bei Heinrich IV. kann dies wohl darüber hinaus auch als Zeichen gegen seine zahlreichen Feinde gedeutet werden. Die Darstellung von zwei oder mehreren Herrschern auf einer Münze war eher im oströmischen Reich im 10. und 11. Jh. unter den makedonischen Kaisern verbreitet. Hier sollte gemeinsame Herrschaft dokumentiert werden; auch die Legitimität der Herrschaftsfolge wurde unterstrichen, indem Vorgänger und Nachfolger gemeinsam abgebildet wurden.

„Münzen und Medaillen der hessischen Landgrafschaften von 1483 bis 1803/1806“

Unser Mitglied Horst-Dieter Müller stellte am 9. Oktober 2019 sein gerade erschienenes Buch „Münzen und Medaillen der hessischen Landgrafschaften von 1483 bis 1803/1806“ vor. Die Buchvorstellung wurde vom Autor und vom ersten Vorsitzenden unserer Gesellschaft Dr. Frank Berger gemeinsam moderiert. Das Werk von Horst-Dieter Müller ist nicht nur ein Münzen-Spezialkatalog, es behandelt auch die Entwicklung des Münz- und Geldwesens sowie die Geschichte von fünf hessischen Landgrafschaften und das Wirken der Herrscherdynastien. Ältere Münzliteratur wird vom Autor zitiert, in Konkordanz gesetzt und nach heutigem Kenntnisstand beurteilt. Der Münzhandel und die Presse hatten das Werk schon einige Zeit in Händen und sich durchweg positiv geäußert. Besonders wurden die komplette Konkordanz, die Kommentare zu früheren Vermutungen und die Abhandlung der hessischen Geldgeschichte hervorgehoben.

„Wo kommen all die Münzen her? Die Erwerbungen des Münzkabinetts und seine Beziehungen zum Münzenhandel 1868-1914“

Am 18. September 2019 stellte Christian Stoess vom Münzkabinett Berlin die Frage „Wo kommen all die Münzen her? Die Erwerbungen des Münzkabinetts und seine Beziehungen zum Münzenhandel 1868-1914“. Unter dem Großen Kurfürsten wurde der Grundstein zum heutigen Münzkabinett gelegt. Einige wenige geschlossene Ankäufe von Münzsammlungen sind aus dem 17. und 18. Jh. überliefert, die bedeutendsten Zuwächse der Königlichen Sammlung erfolgten durch Erbschaft. So kam nach 1685 die kurpfälzische Münzsammlung nach Berlin, später kamen die Sammlungen von Ostfriesland (1744) und Brandenburg-Ansbach (1791) hinzu. Im 19. und 20. Jh. erfolgten die größten Zuwächse durch den Ankauf bedeutender Privatsammlungen. Die meisten der zwischen 1868 und 1914 angekauften Objekte wurden von Sammlern oder deren Erben erworben. Eine weitere wichtige Gruppe stellen die Münzhändler dar. Julius Friedländer, dessen Fokus auf der Erweiterung der Sammlung antiker Münzen lag, beschaffte diese vor allem bei den Händlern Hoffmann und Rollin & Feuardent in Paris und London, aber auch bei Händlern in Athen. Alfred von Sallet ließ zwei große Mittelaltersammlungen ankaufen, Julius Menadier legte besonderen Wert auf die Sicherung und den Ankauf von Münzfunden. Nach 1900 kamen die wichtigsten Lieferanten aus dem Handel aus Paris, aber auch aus Berlin mit Adolph Weyl und vor allem aus Frankfurt am Main, wo sich neben Leopold & Leo Hamburger und Adolph Hess mit den Firmen Adolph E. Cahn, Joseph Hamburger und Sally Rosenberg das Zentrum des deutschen Münzhandels herausbildete. Das rasante Wachstum der Sammlung setzte sich nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg nicht fort. Zwar wurden noch Sammlungen erworben, aber in Umfang und Qualität nicht mit den Vorkriegserwerbungen vergleichbar. Nur noch selten gelang es, eine herausragende Sammlung zu erwerben. Die letzte große Erwerbung war im Jahr 2003 die Sammlung von Friedrich Stefan aus Graz, die Münzen der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters umfasste. Heute werden bisweilen noch wichtige Stücke erworben, möglich ist dies aber nur durch Zustiftungen.

„Schatzfund von Dunwald im Deutzgau in der Grafschaft Berg“

Im letzten Vortrag vor der Sommerpause sprach am 19. Juni 2019 Henner R. Meding aus Bergisch Gladbach über den „Schatzfund von Dunwald im Deutzgau in der Grafschaft Berg“. Im heutigen Kölner Stadtteil Dünnwald wurde zu Beginn des 12. Jhs. das Kloster St. Nikolaus gegründet, die damals errichtete romanische Kirche gibt es heute noch. Eine vom Kölner Erzbischof ausgestellte Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1118 zugunsten dieses Klosters ist uns überliefert. Obwohl im direkten Einflussbereich der Kölner Erzbischöfe gelegen, gehörte das im Deutzgau gelegene Dunwald (wie das Kloster damals hieß) zur Grafschaft Berg. 1939 wurde ein Fund von über 1.500 Münzen gemeldet, welche bei Arbeiten auf dem Friedhof der Kirche geborgen wurden. Später tauchten noch rund 600 weitere Münzen auf, die wohl auch aus diesem Fund stammen könnten. Die Schlussmünze wurde zwischen 1275 und 1282 geprägt, was für eine Verbergung des Schatzes in jenen Jahren spricht. Die Zusammensetzung des Fundes ist ein Spiegel der damaligen Handelsbeziehungen am Rhein: 20% der Münzen stammten aus Köln, 12% aus Aachen, 7% aus Geldern und 5% aus Kleve. Des weiteren wurden 40% der gefundenen Münzen in Holland und 5% in Utrecht geprägt und nicht zuletzt stammten 6% der Münzen aus England und Schottland. Hier nun stellt sich die Frage, wer wohl dieses kleine Vermögen versteckt hat, warum er dies tat und warum der Schatz nicht wieder geborgen wurde. Berichte über kriegerische Handlungen sind uns aus jener Zeit im Deutzgau nicht überliefert. Nach heutigen archäologischen Befunden lag der Verbergungsort außerhalb der damaligen Klostermauern, was die Frage aufwirft, warum der Besitzer des Vermögens nicht hinter den Klostermauern Schutz suchte. Der damalige Gesamtwert des verborgenen Geldes war recht groß, es könnte sich um die Kasse eines reisenden Händlers gehandelt haben. Die große Anzahl von Münzen von rheinabwärts gelegenen Münzständen würde die Bedeutung dieser Handelswege zur damaligen Zeit verdeutlichen. Es wäre auch möglich, dass es sich bei den Münzen um Steuereinnahmen handelte, die (aus welchem Grund auch immer) ihren Empfänger nicht erreichten. Dies wird sich wohl nie sicher aufklären lassen.

„Möglichkeiten metallurgischer Untersuchungen an Münzen.“

Dr. Robert Lehmann aus Hannover sprach am 15. Mai über „Möglichkeiten metallurgischer Untersuchungen an Münzen.“ Was können naturwissenschaftliche Münzanalysen für die Numismatik leisten?“ Aus chemischen Untersuchungen an Münzen können verschiedene Erkenntnisse gewonnen werden. Zusammensetzung und Reinheit der Münzmetalle waren schon immer für den Werte einer Münze wichtig, aber tiefergehende metallurgische Untersuchungen können auch Auskunft über die Geschichte rund um eine Münze geben. Genauere Analysen der frühen Elektronprägungen zeigen, dass hierfür nicht - wie oft behauptet - eine natürlich vorkommende Metalllegierung Verwendung fand. Schon um 600 v. Chr. beherrschten Lyder die Metallurgie und verwendeten zwar verschiedene Gold-Silber-Kuper-Gemische, erzielten damit aber einen möglichst gleichmäßigen Farbton. Untersuchungen von kupfernem Kleingeld aus dem römischen Marschlager Wilkenburg bei Hannover haben ergeben, dass das verwendete Material vieler dieser Münzen in der Zusammensetzung demjenigen von damals gängigem Kupfergeschirr ähnelt. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass bei Bedarf Kleingeld im Feldlager selbst produziert wurde, mit allem, was man zur Verfügung hatte. Die Isotopenverhältnisse im Münzmetall können Hinweise auf die geografische Herkunft des Metalls geben. Untersuchungen an sassanidischen Silbermünzen haben ergeben, dass das dafür verprägte Silber überwiegend aus zwei Bergwerken im heutigen Iran stammt. Das wiederum relativiert historische Berichte über große römische bzw. byzantinische Tributzahlungen, die erst die bekannte umfangreiche Münzprägung möglich gemacht hätten. Die Sassaniden waren sehr wohl in der Lage, selbst genug Silber zu gewinnen. Ein besonderes Thema bei der metallurgischen Analyse stellt die Suche nach modernen Fälschungen historischer Münzen dar. Bei vermeintlich sensationellen Schatzfunden, die auch manchen Experten täuschen konnten, hat sich im Nachhinein die Verwendung moderner Metalllegierungen nachweisen lassen.

„Der Xantener Fundplatz Vetera und sein Fundmünzen“

Thema des Vortrags von Dr. Holger Komnick aus Frankfurt am Main am 17. April war „Der Xantener Fundplatz Vetera und sein Fundmünzen“. Im Gebiet von Xanten am Niederrhein gab es zeitlich nacheinander zwei Legionsiager. Das Lager Vetera 1 beherbergte 2 Legionen und wurde um das Jahr 70 n. Chr. zerstört. Vetera II wurde in der Nähe verkleinert wieder aufgebaut und existierte bis ins 2. Drittel des 3. Jhs. Nördlich von Vetera entstand eine Siedlung namens „Colonia Ulpia Trajana“, heute ist sie ein archäologischer Park. Die Legionslager und die römische Siedlung wurden im Lauf der Jahrhunderte immer wieder durchsucht. Daher sind viele Funde nicht oder wenig dokumentiert in Privatbesitz gelangt. Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts begann die systematische Erforschung, es wurde ein Museum gegründet. Bei Ausgrabungen in den Jahren von 1905 bis 1934 konnte in Vetera 1 eine erste kleine hölzerne Anlage aus dem Jahr 12 n. Chr. nachgewiesen werden, die um das Jahr 60 zum Doppellegionslager ausgebaut wurde. Die heute noch bekannten Fundmünzen stammen aus den ersten 4 Jahrhunderten. Es wurde ein Goldschatz gefunden, ansonsten überwiegend Silber und Bronze, auch heute werden bei Begehungen des Geländes weitere Münzen gefunden. Außerdem wurden Formen gefunden, die auf eine Geldfälscherwerkstatt schließen lassen.

„Münzwesen der USA - Gedenkmünzen der klassischen Phase ab 1892“

Am 20. März 2019 sprach Dr. Karl Ortseifen aus Mainz über das „Münzwesen der USA - Gedenkmünzen der klassischen Phase ab 1892“. Zum 400. Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus wurde 1892 die „World's Columbian Exposition“ veranstaltet. Auf dieses Ereignis wurden die ersten Gedenkmünzen der USA emittiert - silberne Halbdollar und Vierteldollar, aber auch Goldmünzen. Schon im Folgejahr wurde auf Initiative des „Board of Lady Managers“ der „Isabella-Quarter“ herausgegeben, die spanische Königin hatte schließlich die Expedition des Kolumbus finanziert. Es sollte auf die Beteiligung der Frauen an der Entdeckung und Besiedlung Amerikas aufmerksam gemacht werden. Von Anfang an erfolgten diese Prägungen nicht im staatlichen Auftrag, sondern sie wurden privatfinanziert. Trotzdem musste jede neue Münzprägung durch den Kongress genehmigt werden. Oft wurde an geschichtliche Ereignisse erinnert, an die Entdeckung und Erschließung des Westens und mit Beginn des 20. Jahrhunderts gab es eine ganze Reihe von Münzen zum 100-jährigen Bestehen vieler Staaten des mittleren Westens. Vor allem in den 1920er Jahren wurde zu vielen verschiedenen Prägeanlässen in unterschiedlichen Wertstufen und in speziellen Varianten geprägt, was den Sammler zwang, viele verschiedene Münzen zu erwerben. Durch diese Ausgabepolitik und die hohen Preisaufschläge fühlten sich viele Sammler über Gebühr ausgenutzt, was sich in sinkenden Absatzzahlen bemerkbar machte. Letztlich führte dies dazu, dass von 1929 bis 1933 eine Pause in der Gedenkmünzenprägung eintrat. Ab 1934 wurde erneut eine große Anzahl an Gedenkmünzen in verschiedenen Varianten herausgegeben, bis am 5. August 1939 die Prägung wiederum eingestellt wurde. In den Folgejahren gab es nur noch gelegentliche Ausgaben und 1954 endete die Gedenkmünzenprägung der „klassischen Periode“; erst in die 1980er Jahren wurden wieder Gedenkprägungen herausgegeben.

„Athen, Athena, Athena Parthenos - Der Freiheit ein Gesicht geben“

Gegenstand des Vortrages am 20. Februar von Dr. Werner Schäfke aus Köln war „Athen, Athena, Athena Parthenos - Der Freiheit ein Gesicht geben“. Vom Ende des 6. vorchristlichen Jhs. bis mindestens zur Zeitenwende gewannen die Athener ihr Silber in den Silbergruben des Laurion, welches sie zu ihren bis heute bekannte Drachmen und Mehrfachdrachmen verarbeiteten. Schon frühe Athener Drachmen tragen den Kopf der Athena als Schutzgöttin der Stadt im Münzbild, auf der Gegenseite die Eule bzw. den Steinkauz mit einem Ölzweig und den Buchstaben AOE als Hinweis auf die Athener Herkunft. Nach dem Sieg über die Perser bei Marathon im Jahr 490 v. Chr. wurde Athena auf den Münzen oft mit einem Helm dargestellt, welcher als Siegeszeichen mit Olivenblätter verziert ist. Bei Münzen, die nach dem Sieg in der Seeschlacht von Salamis geprägt wurden, tauchten zusätzliche Ornamente auf dem Helm der Athena auf, welche der Vortragende als Heckverzierungen von Schiffen deutet - wohl ein weiterer Hinweis auf die Siege über die Perser. Mitte des 5. Jhs. schuf Phidias auf der Athener Akropolis mit dem monumentalen Standbild der siegreichen Athena Parthenos ein Sinnbild für die Freiheit der Griechen und ihren Kampf gegen die persische Unterdrückung. Auch Münzen anderer griechischer Städte tragen die Athena im Bild, sei es als Hinweis auf die Gründung der Niederlassung durch Athen, sicher auch als Symbol der griechischen Freiheit. Noch jahrhundertelang wurde die Athena als wichtiges Symbol verstanden, im 1. vorchristlichen Jh. wurde die Auseinandersetzung zwischen dem Römer Sulla und dem König von Pontos Mithridates VI. nicht nur militärisch geführt, beide Seiten verwendeten in einer Art „Bilderstreit“ auf ihren Münzen das Athena-Motiv.

„Jahreshauptversammlung 2019“

Gegenstand der Jahreshauptversammlung der FNG am 16. Januar 2019 waren wie immer der Rückblick auf das vergangene Jahr und der Ausblick auf das Programm für 2019. Darüber hinaus wurde mit Joachim Reichel ein kommissarischer Schatzmeister ernannt, da nach dem überraschenden Tod von -Rüdiger Kaiser der Posten vakant wurde.

„Die Geldscheinsammlung der Bundesbank“

Frau Juliane Voß-Wiegand von der Deutschen Bundesbank stellte am 19. Dezember 2018 „Die Geldscheinsammlung der Bundesbank“ vor. Den Grundstein der Sammlung bildeten die durch die Bank Deutscher Länder (BDL) im Jahr 1954 angekauften Reste der Reichsbanksammlung (etwa 23.000 Stücke) und die bedeutende Sammlung Arnold Keller mit rund 190.000 Scheinen. Durch weitere Zukäufe vergrößerte sich die Geldscheinsammlung auf heute rund 260.000 Stücke. Anhand von Beispielen aus der Sammlung wurde die Geschichte des Papiergeldes nachgezeichnet. Die frühesten Nachweise von Papiergeld fuhren nach China, das älteste Stück der Sammlung ist aus dem Jahr 1375, aber sicher gab es in China schon früher Papiergeld. Ein „Credityf Zedel über 10 Daler Silbermünzen“ aus dem Jahr 1666 ist aus Schweden überliefert, er wurde im Zusammenhang mit neuen Kupferfunden herausgegeben. In Frankreich wurde durch John Law am Anfang des 18. Jhs. erstmals Papiergeld ausgegeben, dieses verlor aber nach ersten Anfangserfolgen rasch an Wert. Gleiches galt für die Assignaten aus der Zeit der Französischen Revolution. Die meisten Papiergeldemissionen jener Zeit waren also nicht erfolgreich. In den englischen Kolonien Nordamerikas gab es fast immer zu wenig Münzgeld für den Handel, schon früh musste Geldersatz benutzt werden, unter anderem auch Papiergeld. Zum Ende des 18. Jhs. gab es bereits viele Banknotenemissionen und zur Zeit des Bürgerkriegs in der 1860er Jahren gab es rund 1.900 Banken mit eigenen Banknoten. Da diese aber nur bei der emittierenden Bank wieder einzulösen waren, war ihre allgemeine Akzeptanz als Zahlungsmittel nicht gegeben. In Deutschland verbreitete sich das Papiergeld im 19. Jh. in den einzelnen deutschen Staaten sehr schnell, es war überwiegend wertstabil und ähnelte so schon den später üblichen „Banknoten'. Nach der Reichsgründung im Jahr 1871 wurde die Ausgabe von Geldscheinen zentralisiert: die großen Nominale zu 100 und 1.000 Mark wurden von der Reichsbank, die kleineren Nominal von der Reichsschuldenverwaltung emittiert. In der Bundesbanksammlung finden sich für die Zeit nach 1945 auch viele Entwürfe und Proben zu DM- und Euro-Banknoten, auch zum Thema Fälschungssicherheit und Wasserzeichen gibt es einige Sammlungsobjekte.

„Vom Umgang mit Münzfunden in Deutschland und England“

Christian Stoess von den Staatlichen Museen Berlin sprach am 17. Oktober 2018 über „Vom Umgang mit Münzfunden in Deutschland und England“. Fundmünzen sind wichtige Informationsquellen für die Geschichts- und besonders für die numismatische Forschung. Während in Deutschland früher Münzfunde durch Berufs- und auch durch Hobbyarchäologen zügig bearbeitet und veröffentlicht wurden, liegt heute die Bearbeitung bei der Bodenarchäologie. Aber Planstellen für Archäologen und für Numismatiker fallen zunehmend den Sparplänen der Kultusministerien zum Opfer. Die Folge ist, dass immer weniger Funde bearbeitet und publiziert werden. Andererseits gibt die zunehmende Digitalisierung von Münzbeständen der Museen immer bessere Möglichkeiten zur Forschung. Ein umfangreicher Fundkatalog der Numismatischen Kommission steht im Internet zur Verfügung (https://kenom.gbv.de/fundkomplexe/), dieser enthält aber vor allem die früher gemachten Funde, da neuere Publikationen selten sind. In den meisten deutschen Bundesländern hat die Änderung der Gesetze bezüglich des Eigentums an Schatzfunden einen massiven Rückgang der gemeldeten Münzfunde zur Folge. Die Regeln der Hadrianischen Teilung (Eigentumsrechte liegen beim Finder und beim Grundstückseigentümer) wurden zugunsten des Schatzregals abgeschafft (alle Schatzfunde gehören dem Staat). Hintergedanke war wohl, dass die staatlichen Museen für den Erwerb von wichtigen archäologischen Funden kein Geld mehr aufbringen müssen, da die Funde nun ohnehin dem Staat gehören. Letztlich bedeutet dies, dass die Sparbemühungen der Bundesländer zum massiven Verlust von Informationen über die nun oft unterschlagenen Münzfunde führen. Nur in Bayern, wo das Schatzregal noch nicht eingeführt wurde, werden derzeit noch in nennenswertem Umfang Funde gemeldet. In England und Wales wurde ein umgekehrter Weg beschritten. Das auch früher schon eher großzügig angewandte Schatzregal wurde 1996 aufgegeben. Nach dem neu eingeführten „Treasure Act“ gehören Fundmünzen und andere Artefakte nun je zur Hälfte dem Finder und dem Grundstückseigentümer - unter der Bedingung, dass der Fund binnen kurzer Zeit gemeldet wird. Durch staatliche Initiative ist die zügige Registrierung und Bearbeitung der Funde durch Mitarbeiter von Museen und auch durch geschulte freiwillige Helfer vor Ort sichergestellt. Museen erhalten für interessante Funde ein Vorkaufsrecht zu marktüblichen Preisen, ansonsten bleibt das Eigentumsrecht bei den Findern und den Grundstückseigentümern. Innerhalb weniger Jahre stieg die Zahl gemeldeter Funde pro Jahr um mehr als das 30-fache. In einer zentralen Datenbank werden alle Funde registriert und der Allgemeinheit und damit auch der Forschung zur Verfügung gestellt Schon über 400.000 Fundobjekte wurden gemeldet und registriert. In Deutschland sind wir von so einer breiten Wissensbasis zu Münz- und Schatzfunden weit entfernt; die derzeitige Gesetzeslage und das schmale Budget für die wissenschaftliche Bearbeitung von Neufunden sprechen derzeit auch nicht dafür, dass sich das ändert.

„Vor der Krise: Bronzenominale in Südkleinasien im frühen 3. Jahrhundert n. Chr.“

Das Thema des Vortrages von Dr. George Watson, Institut für Archäologische Wissenschaften Frankfurt am Main, am 19. September 2018 war „Vor der Krise: Bronzenominale in Südkleinasien im frühen 3. Jahrhundert n. Chr." Von den Städten der römischen Provinzen in Kleinasien ist eine Vielzahl von bronzenen Provinzialprägungen bekannt. Es sind aber noch viele einfache Fragen dazu nicht abschließend geklärt, wie z.B. die Frage, um welche Nominale es sich bei den verschiedenen Münzen eigentlich handelt und in welchem Wertverhältnis sie zu den kaiserlichen Prägungen standen. Im Vortrag nun wurde eine Gruppe von Städten im Süden Kleinasiens betrachtet, deren wichtigste Side, Aspendos, Lyrbe und Syedra waren. Obwohl verschiedenen geografischen Regionen zugehörig, bildeten sie wirtschaftlich und währungstechnisch zu dieser Zeit eine Einheit, vom Vortragenden zu „Ostpamphylien“ zusammengefasst. Um 200 n. Chr. war die Region ökonomisch und militärisch von einiger Bedeutung, eine Vielzahl unterschiedlicher Münzstempel aus Side deutet auf eine rege Münzprägung. Die Feststellung der Nennwerte der entsprechenden Münzen ist schwierig, vor allem, weil es auf den Prägungen damals üblicherweise kaum Wertzeichen gab. Eine Unterscheidung nach Metallen entfällt, da die hier betrachteten Münzen Kleinasiens alle aus Bronze bestehen. Größe und Gewicht bilden nun das wichtigste Kriterium, bei al marco geprägten Münzen sind diese aber nicht immer zuverlässig zu interpretieren. Für Ostpamphylien lassen sich um 200 n. Chr. über Größe und Gewicht (bei einigen lokalen Unterschieden) drei Nominale annehmen, deren griechische Bezeichnung in Anlehnung an das römische As erfolgte: 1 Assarion (18 bis 19 mm, rund 4 g), 2 Assaria (23 bis 25 mm und 7 bis 8 g) und 4 Assaria (31 bis 32 mm und 15 bis 17 g). In den folgenden Jahrzehnten tauchten vermehrt Wertzeichen auf den Münzen auf. So ist vor allem bei den größeren Münzen zu beobachten, dass sich bei gleichbleibenden Maßen die Werte verändern. Zuerst in Side werden sie als 5, später als 6 Assaria gekennzeichnet. Andere Städte folgen darin, es kommen nun 8, 11 und 12-Assaria-Stücke vor. Zusätzlich zu den steigenden Nominalwerten werden die Münzen auch schrittweise leichter. All dies hat sicher mit der Krise im 3. Jahrhundert in Rom zu tun, wo häufige Kaiserwechsel Ausdruck politischer Instabilität sind und dies zusammen mit Barbareneinfällen die Wahrung verschlechtert. Spätestens ab 250 n. Chr. hat dies auch massive Auswirkungen auf Kleinasien, der Wertverfall der imperatorischen Prägungen macht sich wie gezeigt in den Bronzeprägungen der Städte bemerkbar.

„Jahresausflug nach Wertheim“

Unser diesjähriger Jahresausflug führte am 1. September nach Wertheim. Nach unserer Ankunft in Wertheim und einem stärkenden Kaffee begannen wir mit der Besichtigung der „alten Münze“. Die Anfänge dieses vermutlich ältesten Gebäudes der Stadt lassen sich anhand von dendrochronologischen Befunden etwa auf das Jahr 1260 datieren. Seinen heutigen Namen bekam das Haus, weil es seit etwa 1765 für rund 40 Jahre Münzstätte der Grafen von Wertheim war. Derzeit sind die Renovierungsarbeiten am Gebäude in vollem Gange, die Eigentümer tragen hier mit ihren Eigenleistungen den Hauptteil der Arbeitslast. Trotzdem nahmen sie sich die Zeit, uns durch die Baustelle zu führen und uns ausführlich die Baubefunde aus 750 Jahren Geschichte zu erläutern. Es gehört beim heutigen Zustand der Räume schon viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie es in dem Haus nach Abschluss der Baumaßnahmen einmal aussehen könnte. Wir wünschen den Eigentümern, dass ihnen der Enthusiasmus bis zum Abschluss der Baumaßnahmen erhalten bleiben möge! In einer anschließenden kurzweiligen Stadtführung bekamen wir einen Einblick in die Geschichte der Stadt bis hin zur Gegenwart. Nach dem Mittagessen führten uns Mitglieder des Arbeitskreises Numismatik im Historischen Verein Wertheim durch das Grafschaftsmuseum, Schwerpunktthema waren hier die Münzen. Wertheim war Münzstätte von Mitte des 14. Jhs. bis Anfang des 19. Jhs.; die Erzeugnisse dieser 450-jährigen Münzgeschichte sind in der sehr schön gestalteten Ausstellung von Wertheimer Münzen zu bewundern. Bemerkenswert auch die Vielzahl von alten Münzstempeln, die sich erhalten haben. Wir durften Einblicke ins Archiv nehmen, wo weitere alte Münzstempel lagern. Die Ergebnisse der akribischen Forschungsarbeiten des früheren Vorsitzenden des Arbeitskreises Philipp Hügel lassen erahnen, wie viel Arbeit in den detailreichen Darstellungen und Beschreibungen der untersuchten Münzen steckt. Mit einem Cafébesuch ließen wir den Nachmittag ausklingen, bevor es gegen 18 Uhr wieder zurück nach Frankfurt ging.

„Prägungen aus Flussgold“

Am 20. Juni 2018 sprach Dr. Wolfgang Dreher von der Numismatischen Gesellschaft Speyer über „Prägungen aus Flussgold“. An deutschen Flüssen wird zum Teil schon seit der Römerzeit Gold gewaschen, vor allem am Rhein und an der Donau mit ihren Nebenflüssen. Das Waschen von Gold war und ist an den deutschen Flüssen sehr mühsam. Das Rheingold hat eine durchschnittliche Größe von 0,017 mm - rund 165.000 bis 200.000 Flitter ergeben ein Gramm Gold. Nach Hochwässern lagerte sich an bestimmten Flussabschnitten und Sandbänken vermehrt Gold ab, so dass sich die Gewinnung an solchen Stellen tatsächlich lohnte. Die Rheinbegradigungen im 19. Jh. veränderten das Fließverhalten des Flusses und beendeten dadurch für lange Zeit die Goldgewinnung am Fluss. Im Vortrag wurde eine Reihe von Rheingoldprägungen vorgestellt, die in ihrer Umschrift auf die Herkunft des Goldes hinweisen, beginnend mit einem Pfälzer Halbdukaten aus dem Jahr 1674 aus Heidelberg. Bis Mitte des 19. Jhs. wurden Rheingoldmünzen von verschiedenen am Fluss liegenden Ländern geprägt, von Baden, Bayern, Hessen, Mainz und der Pfalz. Auch aus Gold der Donau und ihrer Nebenflüsse Inn und Isar wurden durch bayerische Herrscher Goldmünzen mit explizitem Hinweis auf die Herkunft des Goldes geprägt. Auf den Münzen werden neben der Nennung der Goldherkunft manches Mal auch landschaftlich reizvolle Motive mit Flusslandschaften abgebildet, es gibt sogar Prägungen, die Goldwäscher bei ihrer Arbeit zeigen. An der Eder wurde ebenfalls seit dem 13. Jh. Gold gewaschen, seit dem 16. Jh. wurde im Eisenberg bei Korbach Gold gewonnen. Es gab vereinzelte Prägungen aus dem so gewonnenen Gold, vorgestellt wurde ein doppelter Edergold-Dukat von 1677. In den letzten Jahrzehnten haben moderne Goldwäscher die Gewinnung von Flussgold mit modernster Technik wieder aufleben lassen, so in der Schweiz am Oberrhein, am Rhein in der Nähe von Karlsruhe und auch an der Eder. Neu hinzugekommen ist die Goldwäsche an Elbe und Schwarzach. Das gewonnene Gold ist von den Produktionskosten her nicht marktfähig, in der Regel werden Prägungen aus diesen Ausbeuten daher zu Liebhaberpreisen verkauft.

 

„Münzmetalle“

Am 16. Mai 2018 sprach Dietmar Stroh vom Förderkreis Industrie- und Technikgeschichte über „Münzmetalle“. Die Übersicht beginnt mit den klassischen Münzmetallen Gold und Silber. Bei heutigen Anlage-Münzen wird annähernd reines Metall verwendet, in früheren Jahrhunderten waren die Metalle meist legiert, um die Gebrauchseigenschaften zu verbessern oder auch weil die technischen Möglichkeiten keine Gewinnung reiner Metalle zuließ. Münzen aus reinem Kupfer waren eher unüblich, meist wurde Bronze (Kupfer mit Zink legiert) oder Messing (Kupfer und Zinn) verwendet, da auch hier die Gebrauchseigenschaften besser sind. Es gibt eine Reihe außergewöhnlicher Münzmetalle: Platin- und Palladiummünzen aus Russland oder Zinn-Münzen aus Thailand. In Bimetallmünzen Österreichs wurden in den letzten Jahren Niob und Titan vermünzt, Kasachstan gab Münzen mit Tantal heraus. In Notzeiten wurden auch Eisen und Zink benutzt oder auch Blei. Eine Besonderheit bei den „Münzmetallen“ stellen Prägungen mit spezieller Herkunft des Metalls dar: auf den 1796 von Frankfurt an das französische Heer zu zahlenden Kontributionsmünzen steht geschrieben „aus den Gefäßen der Kirchen und Bürger der Stadt Frankfurt“. In Kriegszeiten wurden mitunter auch Münzen aus dem Metall von Glocken geprägt oder auch aus erbeuteten Kanonen. Die Herstellung von Medaillen aus Aluminium-Resten eines Zeppelins oder aus Kanonenkugeln der Völkerschlacht bei Leipzig sind weitere Beispiele solcher „Wiederverwendungen“ von Metallen. Abschließend gab Herr Stroh noch einen Überblick über nicht-metallische Münzmaterialien, gerade in Notzeiten wurde auch aus Porzellan, Glas, Holz, Pappe oder Leder Geldersatz geschaffen.

„Romantisches Geld. Einkommen und Geldwert der Goethezeit“

Thema des Vortrags am 18. April 2018 durch Dr. Frank Berger war „Romantisches Geld. Einkommen und Geldwert der Goethezeit“. Auch die Dichter, Musiker und Maler der Goethezeit und der Romantik mussten leben. Woher hatten Sie ihr Geld? Bei zwei Künstlern dieser Zeit wurden im Vortrag die finanziellen Verhältnisse näher beleuchtet. Der deutsche Schriftsteller Jean Paul Friedrich Richter (1763-1825) kam aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen. In seiner Studienzeit ab 1781 begann er zu schreiben, sein Einkommen reichte aber bei weitem nicht aus und er musste sogar vor seinen Gläubigern fliehen. Erst Mitte der 1790er Jahre wurde er berühmt, in der Folgezeit konnte er von seinen literarischen Werken leben. Noch schwieriger sah es bei Caspar David Friedrich (1774-1840) aus. Er brauchte viele Jahre bis zu seinem künstlerischen und materiellen Durchbruch (um 1805). Aber anders als Jean Paul konnte er nie finanzielle Sicherheit erlangen. Eine notwendige Kur im Jahr 1835 konnte er sich nur leisten, weil ihm der Verkauf einiger Bilder an den russischen Zarenhof gelang. Noch kurz vor seinem Tod bat er den Zaren um finanzielle Hilfe. - Eine oft gestellte Frage in der Numismatik ist diejenige nach der Kaufkraft einer Münze, welchem Euro-Wert entspräche diese. Einer auf Kaufkraftvergleichen aufbauenden Statistik der Bundesbank zufolge hätte ein Taler von 1811 heut etwa eine Kaufkraft von 40 Euro. Ein anderer Weg Vergleichbarkeit herzustellen ist die Betrachtung des Netto-Jahreseinkommens einer Familie im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten. Wo lag das Existenzminimum? Wofür wurde und wird das Einkommen ausgegeben? Vor 200 Jahren wurde in „Normalhaushalten“ deutlich mehr Geld für die Ernährung ausgegeben als heute, heute sind die Kosten für das Wohnen wesentlich höher. Aus den zur Verfügung stehenden Unterlagen lässt sich für die Zeit um 1800 ein Einkommen für eine „Durchschnittsfamilie“ von etwa 185 Talern im Jahr ermitteln. Die Armutsgrenze lag wohl bei etwa 85 Talern. Bei einem Umrechnungsverhältnis von 1 Taler zu 200 Euro erhält man ein aktuelles Durchschnitts-Netto-Einkommen von 37.000 Euro und einer Armutsgrenze von etwa 17.000 Euro. Durch eine Reihe konkreter Statistiken untermauerte Dr. Berger seinen Ansatz - ein Taler von vor 200 Jahren ist am ehesten dem Wert eines 200-EuroScheins von heut vergleichbar.

„Die Münzpolitik im 14. Jh.“

„Die Münzpolitik im 14. Jh.“ war Gegenstand des Vortrags von Dr. Hendrik Mäkeler vom Geldmuseum der Bundesbank am 21. März 2018. Seit der Zeit Karls des Großen wurde der Zahlungsverkehr in Mitteleuropa durch den Silberpfennig beherrscht, er war praktisch das einzige geprägte Nominal. Mitte des 13. Jhs. fand eine „Rückkehr“ zum Gold als Münzmetall statt, italienische Städte begannen goldene Gulden und Dukaten zu prägen. Mit dem Handel fanden diese Goldmünzen ihren Weg nach Norden. Im 14. Jh. wurden auch durch verschiedene deutsche Herrscher eigene Goldmünzen geprägt, die sich noch sehr stark an den italienischen Vorbildern orientierten. Im Rahmen der Reformbemühungen seitens Karls IV. gab es auch Bestrebungen, die Münzordnung im Reich zu vereinheitlichen. Es sollten als Reichsmünzen zwei Goldmünztypen geprägt werden, dazu silberne Groschenmünzen. Dieses Vorhaben scheiterte am Widerstand der Kurfürsten. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts entstehen lokale Münzvereine, die kaiserliche Zentralmacht verliert in Währungsfragen an Bedeutung. Der Rheinische Münzverein standardisiert die Goldmünzenprägung der vier rheinischen Kurfürsten, der Wendische Münzverein regelt für viele Städte der Hanse die Silbermünz-Prägung. Im Rappenmünzbund wird die Münzprägung an Oberrhein vertraglich geregelt. In jener Zeit gibt es auch erste geldtheoretische Betrachtungen. Nikolaus von Oresme, ein französischer Gelehrter, vertrat die Ansicht, dass das Geld nicht Eigentum des Landesherrn ist, sondern demjenigen gehört, der es gerade in Besitz hat. Es sei nicht statthaft, dass der Münzherr sein Prägerecht zur Bereicherung nutzt. Fragen nach dem inneren Wert einer Münze im Verhältnis zum Nennwert, nach der Bezahlung der Prägekosten oder dem Erzielen eines Schlagschatzes wurden betrachtet. Das 14. Jh. stellt somit eine Zeit des Übergangs im Münzwesen dar, die mittelalterliche Silberpfennigprägung wird abgelöst durch ein Münzsystem mit unterschiedlichen Münzmetallen und vielen Nominalstufen.

„Die Konventionswährung von 1753“

Am 21. Februar 2018 sprach unser Mitglied Dr. Konrad Schneider über „Die Konventionswährung von 1753“. Durch die Reichsmünzordnung von 1566 wurde eine neue Silbergroßmünze als Reichswährung eingeführt: Der Reichstaler sollte zu 9 Stück aus der feinen und 8 Stück aus der rauen Kölner Mark geprägt werden. Aus unterschiedlichen Gründen verschlechterte sich der Silbergehalt der Münzen im Lauf der Jahrzehnte. Die Reichstaler wurden oft nur noch zu Repräsentationszwecken geprägt und das Kleingeld wurde immer minderwertiger. Ein erster Tiefpunkt dieser Entwicklung war die Kipper- und Wipperzeit zu Beginn des 30jährigen Krieges. Ende des 17. Jhs. gab es mit dem Münzrezess von Zinna (1667) und dem von Leipzig (1690) Versuche, wieder hochwertige Münzen zu prägen. Da diese Vereinbarungen aber auf Nordostdeutschland begrenzt blieben, konnte so keine Lösung für das Reich geschaffen werden. Mitte des 18. Jhs. kam Bewegung in die Münzpolitik. Im Jahr 1738 wurde der Leipziger Münzfuß (12 Taler sind aus der feinen Kölner Mark zu prägen) zwar als Reichsmünzfuß anerkannt, aber selbst der Kaiser ließ Münzen prägen, die diesen Bestimmungen nicht entsprachen. Preußen ging eigene Wege und führte mit der Münzreform von Graumann im Jahr 1750 den 14-Taler-Fuß als Währungsgrundlage ein. Im Jahr 1753 vereinbarten Österreich und Bayern in der Wiener Münzkonvention die Prägung nach einem 10-Taler-Fuß, welcher im süddeutschen Kreuzer-Währungsraum einem 20-Gulden-Fuß entsprach. Allerdings wurden bald die Münzen für den täglichen Zahlungsverkehr erneut unterwertig ausgebracht. Es stellte sich für die Umlaufmünzen ein 24-Gulden-Fuß ein. Dieser sollte sich dann für die nächsten Jahrzehnte als stabil erweisen. Andere süd- und westdeutsche Kreise schlossen sich der Vereinbarung an. Nur der Nordosten Deutschlands (vor allem Preußen) blieb der Konvention fern. Nach 1780 hatte sich im täglichen Zahlungsverkehr ein 24½-Gulden-Fuß eingestellt, der 1837 in München bei der Gründung des Süddeutschen Münzvereins als neuer Münzfuß anerkannt wurde.

„Mitgliederversammlung 2018“

Am 17. Januar 2018 fand die Jahreshauptversammlung der FNG statt. Neben dem Rückblick auf das vergangene Jahr und dem Ausblick auf das Programm für 2018 war die Wahl des Vorstandes ein wichtiger Tagesordnungspunkt. Wiedergewählt wurden: 1. Vorsitzender Dr. Frank Berger, 2. Vorsitzender Eckehard Gottwald, 1. Schriftführer Lutz Schöne, 2. Schriftführer Walter Weise, Kassenwart Rüdiger Kaiser, Beisitzer Rolf-Bernd Bartel, Horst-Dieter Müller und Joachim Reichel.

„Medaillen der Künstlerin Silvia Klöde-Hoffmann“

Am 20. Dezember 2017 stellte uns unser Mitglied Joachim Töppel „Medaillen der Künstlerin Silvia Klöde-Hoffmann“ vor. Die in Kleinmachnow bei Berlin geborene Silvia Klöde-Hoffmann machte eine Lehre an der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen und einen Abschluss als Diplom-Bildhauerin. Sie war in der Manufaktur bis 2011 als Porzellandesignerin tätig, seit 2012 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. Die Gestaltung von Medaillen ist neben der Produktentwicklung von Porzellan ihr wichtigstes Tätigkeitsfeld. Für die Ausstellung „Saxonia Numismatika“ zur sächsischen (Geld-)Geschichte im Jahr 1989 reichte sie ihre erste Wettbewerbsmedaille ein, diese wurde mit einem 3. Peis gewürdigt. Frau Klöde beteiligte sich regelmäßig an den Wettbewerben der FIDEM, für den im Jahr 2000 in Weimar stattfindenden Kongress zum Thema „Arche 2000“ schuf sie die offizielle Teilnehmermedaille. Diese wurde in Silber gefertigt und an die Teilnehmer vergeben. Zu dem die letzten Jahre beherrschenden Thema Martin Luther und die Reformation hat sie verschiedene Medaillen angefertigt, zentrales Motto war für sie dabei „Reformation und Freiheit“. Zum 300. Geburtstag des Komponisten Christoph Willibald Gluck im Jahr 2014 schuf sie eine Medaille aus Lettiner Porzellan. Als jüngstes Stück ihres Wirkens wurde ein sogenannter „sächsischer Weintaler“ vorgestellt, eine Medaille auf das „Herbst- und Weinfest“ in Radebeul (bei Dresden), das in diesem Jahr stattfand.

„Da kommt der Knallprotz vom ganzen Land: Billionenschein hat er sich prahlend genannt“

Am 11. November sprach Frau Katharina Depner aus München unter dem Titel „Da kommt der Knallprotz vom ganzen Land: Billionenschein hat er sich prahlend genannt“ über bayrisches Notgeld. In Bayern wie in ganz Deutschland verschwanden zum Ende des Ersten Weltkrieges Münzen mehr und mehr aus dem Zahlungsverkehr, sei es, dass sie wegen ihres Edelmetallgehaltes gehortet oder wegen ihres Buntmetallgehaltes für die Rüstung benötigt wurden. In den Jahren bis 1922 wurden vor allem kleinere Stückelungen im Pfennig- und Markbereich als Notgeld hergestellt. In diesem Zusammenhang entstanden auch Geldscheinserien, die eher für Sammler gedacht waren. Die einsetzende galoppierende Inflation führte ab Ende 1922 zu einer raschen Geldentwertung, so dass wieder nicht genug Geld gedruckt werden konnte. Wieder wurden Notgeldscheine benötigt. Erst mit dem Ende der Inflation durch die Einführung der Rentenmark wurde das Notgeld Ende 1923 überflüssig. Bis dahin hatten in Bayern mehr als 14.000 Emittenten in 377 Orten Notgeld hergestellt, allein in München gab es 428 Emittenten! Behörden, Kommunen, Banken und Sparvereine sowie auch Wirtschaftsunternehmen gaben »Geldersatz" (»Gutscheine", „Lohnschecks", „Bargeld-Notersatz") heraus, denn zum Emittieren von »echtem" Geld waren sie nicht berechtigt. Das Notgeld lief lokal begrenzt um und sollte nach einem meist kurz begrenzten Zeitraum wieder eingelöst werden. Oft war es dann aber schon wieder komplett wertlos...

„Die mittelalterliche Münzverrufung“

Am 18. Oktober sprach Dr. Stefan Roth aus Kassel über „Die mittelalterliche Münzverrufung“. Eine Besonderheit hochmittelalterlicher Geldgeschichte war die Herausbildung lokaler Münzsorten in Verbindung mit einer regelmäßigen Verrufung, d.h. der Außerkurssetzung dieser Münzen und der Ausgabe neuer Münzen. Zu festgesetzten Terminen wurden die alten Pfennige ungültig und es wurden z.B. für 4 alte Pfennige 3 neue ausgegeben. Der Handel auf dem Markt durfte dann nur noch mit den neuen Münzen abgewickelt werden. In der Regel erfolgten die Verrufungen einmal im Jahr. Da die neuen Pfennige nach dem gleichen Münzfuß ausgebracht wurden wie die alten, bedeutete der Umtausch einen Vermögensverlust von 25 %. Dies behinderte einerseits die Bildung größerer Geldvermögen, andererseits erhöhte sich aber auch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Auch reagierten Preise und Löhne auf den regelmäßigen Wertverlust des Geldes, im Verlauf des Jahres stiegen sie an. Kurz vor dem Umtausch hatte der alte Pfennig nur noch 75% seiner Kaufkraft, mit der Ausgabe der neuen Pfennige begann die Entwicklung von vorn. Aus dem Ertrag des Münzumtausches mussten viele Aufgaben finanziert werden: Ankauf bzw. die Bereitstellung neuen Silbers und die Prägung der neuen Münzen. Darüber hinaus waren Transport und Lagerung der neuen Münzen zu bezahlen sowie der eigentlich Umtausch. Nicht zuletzt wurde streng überwacht, dass wirklich nur mit den gültigen Münzen gehandelt wurde und niemand den Zwangsumtausch umging. Was dann noch übrig blieb, war Gewinn für den Münzherrn, sicher eine wesentliche Triebfeder hinter dem System der Münzverrufungen. Sichtbares Ergebnis der Münzverrufung ist eine fast unüberschaubare Zahl verschiedenartiger Münzen aus jener Zeit. Den Städten waren die Münzverrufungen ein Dorn im Auge, behinderten sie doch den Handel. Und da die Fürsten immer in Geldnot waren, ließen sie sich im späten Mittelalter das Münzrecht von den Städten abkaufen. So endete die Zeit der Münzverrufungen in Deutschland zum Anfang des 15. Jhs.

„Barbarische Imitationen römischer Münzen: eine neue Quelle zum Aufstieg der Goten?“

Dr. David Wigg-Wolf aus Gelnhausen berichtete am 20. September 2017 von Forschungen der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts zum Thema „Barbarische Imitationen römischer Münzen: eine neue Quelle zum Aufstieg der Goten?" Römische Münzen werden auch heute noch zu tausenden außerhalb der früheren Grenzen des Römischen Imperiums gefunden. Besonders interessant dabei sind viele Imitationen römischer Münzen, welche nicht in betrügerischer Absicht minderwertig angefertigt wurden, sondern die hochwertig als normale Zahlungsmittel dienen konnten. Die Stempel dafür wurden wohl von römischen Münzen abgenommen und zum Teil nachgeschnitten. Über Stempelanalysen und Untersuchungen von Stempelkopplungen ist eine Verbreitung bestimmter Imitationstypen über ein weites Gebiet von Niedersachsen und Gotland im Norden bis hin nach Ungarn im Süden zu erkennen. In den letzten Jahren kamen viele Fundmeldungen aus der Ukraine und Moldawien hinzu. Es lässt sich über die Stempelverbindungen erkennen, dass das Verbreitungsgebiet der betrachteten Imitationen ganz Osteuropa umfasst, mit besonderer Häufung in der heutigen Ukraine, dem damaligen Kernland der Goten. Und bei diesen ist wohl auch die Quelle dieser massenhaften Imitationen zu suchen. Im Jahr 251 fielen den Goten nach dem Sieg über ein römisches Heer unter Trajanus Decius große Mengen an Goldmünzen in die Hände, das Gold nutzten sie wohl auch für eigene Prägungen - und viele dieser Münzen sind gelocht, um sie als Schmuck zu tragen. Bei der Eroberung der Stadt Alexandria Troas im Jahr 262 plünderten die Goten die dortige Münzstätte und nahmen neben Edelmetall auch Münzstempel mit. Sie begannen mit der Prägung eigener Münzen, zunächst mit den geraubten Stempeln, später auch mit selbstgeschnittenen. Die Mitte des 3. Jhs. beginnende frühgermanische Goldprägung riss im Lauf der Zeit nicht mehr ab. Ein Teil dieser Münzen verblieb im Barbaricum, ein Teil gelangte mit dem Einfall der Goten und anderer Germanen ins Reich. Neben der Herstellung von Münzen als Zahlungsmittel erfolgte auch eine Weiterentwicklung der Prägungen als Schmuckmedaillons und in Form von „Brakteaten'Mit der Gründung eigener germanischer Reiche auf dem Boden des Imperiums wurde auch die Goldmünzenprägung als staatliche Aufgabe weitergeführt, zuerst meist mit dem Bild und dem Namen römischer Kaiser, später auch mit eigenen Bildern und Motiven.

„Geldmuseum der Bundesbank“

Am 20. August führte uns unser Jahresausflug ganz in die Nähe, wir besichtigten das neue Geldmuseum der Bundesbank. Die völlig neu konzipierte Ausstellung führt durch die Geldgeschichte vom Naturalgeld über die ersten Münzen bis hin zu modernen Zahlungsmitteln. Die Geschichte des Geldes ist gleichzeitig Wirtschaftsgeschichte und es gab auch immer wieder Krisen, die sich auf die Währungen auswirkten. Die Kipper- und Wipperzeit der 1620er Jahre waren ein Zeichen der Geldverschlechterung früherer Jahre, während die Hyperinflation Anfang der 1920er Jahre noch gar nicht so weit entfernt erscheint. Wer weiß schon, was die lockere Zinspolitik der EZB im Gefolge der Finanzkrise Anfang dieses Jahrhunderts uns noch bringen wird?

„Das Hessendenkmal im Vorfeld hessischer Standeserhöhung“

Zu unserem letzten Treffen vor der Sommerpause sprach am 21. Juni 2017 Prof. Dr. Hendrik Ziegler aus Reims über „Das Hessendenkmal im Vorfeld hessischer Standeserhöhung“. Im Zuge der französischen Revolution wurde Frankfurt am Main im Herbst 1792 durch französische Revolutionstruppen erobert. Anfang Dezember 1792 konnte die durch die Franzosen nur schwach gesicherte Stadt durch preußische und hessische Truppen zurückerobert werden. Schon im Folgejahr wurde ein durch den preußischen König gestiftetes Denkmal für die bei der Befreiung der Stadt gefallenen hessischen Soldaten eingeweiht. Dieses Denkmal ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert. Auf einen aus Basaltsäulen bestehenden Unterbau wurde ein Kubus mit Inschriften gesetzt, welcher durch ein Schild, eine Keule, einen Widderkopf und ein Löwenfell bedeckt wird. Es gab schon früher vergleichbare Konstruktionen, meist aber als Unterbau für ein aufgesetztes Personen- oder Reiterdenkmal. So stellt das Denkmal einen Übergang dar zwischen den Denkmalen des Spätabsolutismus und der einfacheren, wuchtigen Revolutionsarchitektur. Die Inschriften nennen die Namen aller 55 Gefallenen, vom Offizier bis zum einfachen Soldaten. Schon Friedrich der Große hatte einigen seiner gefallenen Generale Denkmale setzen lassen, aber die Nennung einfacher Soldaten war eine Neuerung, die erst im Rahmen der Befreiungskriege gegen Napoleon und später üblich wurde. Auch in einem anderen Zusammenhang steht das Hessendenkmal. Ein zweites Denkmal befindet sich an der gleichen Landstraße, mit welchem Wilhelm IX., Landgraf von Hessen-Kassel, seine Kaisertreue unterstreicht und an sein Heerlager zur Absicherung der Kaiserwahl von 1792 erinnert. Der Ehrgeiz des Landgrafen zahlt sich aus, im Jahr 1803 erfährt er seine Standeserhöhung zum Kurfürsten! Wie zu jener Zeit üblich, wurden all diese Aktivitäten von einer umfangreichen Medaillenprägung begleitet, wovon der Vortragende einige schöne Beispiele vorstellen konnte.

„Didrachme von Neapolis“, „Antike Münzen sammeln“, „Straßburger Gegenstempel von 1681“, „Fälschungssicherungen bei Notgeldscheinen des Dillkreises“, „Bankscheck der Otsego County Bank“

Am 1. Mai sprachen Mitglieder unserer Gesellschaft über Stücke aus ihren Sammlungen: Gegenstand des Vortrages von Dr. Druckrey war eine Didrachme von Neapolis, welche im 4. Jh. v. Chr. geprägt wurde. Ein Ausflug in den Gründungsmythos von Neapel, das sein Entstehen auf die Sirene Parthenope zurückführt, ermöglicht die Interpretation des Münzbildes. - Im nächsten Vortrag stellte Dr. Haymann sein neues Buch „Antike Münzen sammeln“ vor. Dies richtet sich vor allem an interessierte Laien oder an Münzsammler, die sich (noch) nicht an die antike Numismatik herangewagt haben. Das Buch bietet aber eine Fülle an Informationen, die sicher nicht nur für den Laien hilfreich sind. - Über Straßburger Gegenstempel von 1681 sprach Herr Weite. Nach den Wirren des 30-jährigen Krieges versuchten die Münzstände in Deutschland wieder eine geregelte Münzverfassung zu erreichen. Mit dem Zinnaer Münzvertrag von 1667 wurde durch Brandenburg und Kursachsen die Prägung von 2/3- und 1/3-Talern beschlossen, welche einen niedrigeren Silbergehalt hatten als von der Reichsmünzordnung vorgeschrieben. Mancher Münzherr konnte sich der Versuchung nicht entziehen, die neuen Münzen geringwertiger auszubringen als vereinbart. So kam es zu verschiedenen Gegenstempelungen. Vorstellt wurden zwei sächsische Münzen, die in Straßburg kurz nach der Besetzung durch die Franzosen im Herbst 1681 gegengestempelt wurden. - Herr Gottwald stellte dann seine Untersuchungen zur Entschlüsselung der Fälschungssicherungen bei Notgeldscheinen des Dillkreises aus dem Jahr 1922 vor. Trotz der sehr einfachen Machart der Scheine war in den Unterlagen von Merkmalen zur Fälschungssicherung die Rede. Akribische Analysen vor allem der Randverzierungen brachten letztlich die Erkenntnis: Anhand von Variationen in den wiederkehrenden Mustern wurden die Serien unterschieden, das Fehlen eines ganz unscheinbaren Punktes an einer bestimmten Stelle in den Verzierungen war Absicht, um Fälschungen entlarven zu können. - Im letzten Beitrag des Abends stellte Dr. Berger einen Bankscheck der Otsego County Bank aus dem Staat New York vor. Das Besondere dieses Schecks von 1841 ist, obwohl er auf Grund des Alters und seiner Seltenheit schon bemerkenswert wäre, dass er von James Fenimore Cooper persönlich unterzeichnet ist. Einen Roman des Schriftstellers hat manch einer schon gelesen, aber seine Originalunterschrift zu sehen ist eher selten!

„Münzfund von Kiskunlachàza, vergraben um 1189/1190“

Roland Diry sprach am 19. April über den Münzfund von Kiskunlachàza, vergraben um 1189/1190 von (deutschen) Teilnehmern des Dritten Kreuzzuges. In den 1950er Jahren wurde in der Nähe von Budapest in Ungarn, in Kiskunlachàza, ein Schatz entdeckt. Der Fund wurde vorrangig aus Sicht ungarischer Münzgeschichte bearbeitet Durch das Fehlen jeglicher ungarischer Münzen wurde er als „Edelmetall-Hort“ und als ein Indiz für die noch weitverbreitete Gewichtswirtschaft im damaligen Ungarn angesehen. Der Referent hat in Budapest mit freundlicher Unterstützung dortiger Museumsangestellter die Münzen des Fundes komplett sichten können und hat sich an eine gründliche Nachanalyse gemacht. Erste Auffälligkeit: der weitaus größte Teil sind Münzen des Kölner Erzbischofes Philipp von Heinsberg (1167-1191) bzw. zugehörige Beischläge. Diese Münzen können aufgrund neuester Forschungen sehr gut datiert werden. Die im Fund enthaltenen Münzen legen ein Ende der Zusammenstellung des Schatzes um 1190 nahe. Die Umschrift einer der Münzen weist recht sicher auf „Kaiser Friedrich“ hin, womit hier wohl nur Barbarossa gemeint sein kann. Betrachtet man nun die Zusammensetzung des Fundes mit dem bekannten „Barbarossa-Schatz“, der in der Türkei gefunden wurde, so fallen deutliche Parallelen auf. So scheint die Schlussfolgerung, dass die Münzen des Schatzfundes von Kiskunlachàza im Rahmen des Dritten Kreuzzuges von deutschen Teilnehmern mitgeführt wurden, sehr naheliegend. Der Kreuzzug verlief auf dem Landweg an Budapest vorbei und damit auch durch die Gegend von Kiskunlachàza. Ob der niedergelegte Schatz von einem Kreuzzugsteilnehmer verborgen wurde oder von einem der Händler, die die Truppen versorgt hatten, lässt sich heute allerdings nicht mehr feststellen.

„31 vor Christus - der Kampf um die Welt“

Am 15. März sprach Dr. Rainer Albert zum Thema „31 vor Christus - der Kampf um die Welt“. Nach der Ermordung Caesars im Jahr 44v. Chr. verbünden sich Octavian und Marcus Antonius, um gegen dessen Mörder vorzugehen. Nach ihrem Sieg im Jahr 42 v. Chr. teilen sich beide die Macht, Octavian beherrscht den Westen einschließlich der Stadt Rom, Marcus Antonius bekommt den Osten und betreibt dort eine offensive Außenpolitik Er erringt diplomatische Erfolge in Armenien und mischt sich aktiv in Ägypten ein. Ein Feldzug gegen die Parther scheitert allerdings. Marcus Antonius geht eine enge politische und menschliche Beziehung zu Kleopatra ein und entzweit sich dadurch mit Octavian, mit dessen Schwester er noch verheiratet ist. Zudem fällt er durch „unrömisches Verhalten“ auf: Er lässt sich gemeinsam mit Kleopatra in orientalischem Herrschaftskult huldigen. Derweil baut Octavian seine Macht in Rom systematisch aus und begleitet seine eigene Politik propagandistisch durch ein ganzes Bildprogramm auf römischen Münzen. Die Auseinandersetzung der beiden Herrscher treibt auf eine militärische Lösung zu. Marcus Antonius sammelt seine Truppen und zieht bei Actium auch seine Flotte zusammen. Am 2. September 31 v. Chr. kommt es zur Schlacht, in welcher entschieden werden soll, wer letztlich „über die Welt herrschen“ wird. Marcus Antonius und Kleopatra fliehen vom Schlachtfeld, und lassen einen Großteil der Flotte und das Heer zurück. Die im Stich gelassenen Truppen gehen zu Octavian über - Ruf und Zukunft des Marcus Antonius sind ruiniert. Die beiden Verlierer der Schlacht verlieren letztlich auch ihr Leben. Octavian ist Sieger auf ganzer Linie, sein Triumph wird wieder propagandistisch von einer ganzen Reihe von Münzemissionen begleitet. Wichtig ist Octavian dabei, dass er nicht „über Römer gesiegt hat“, sondern dass Ägypten besiegt (und erobert) wurde. Der Denar mit dem Krokodil als Symbol für Ägypten und der Aufschrift „Ägypten ist besiegt“ ist ein beredtes Beispiel dafür. Octavian ist nun unumschränkter Herrscher und wird als Zeichen seiner besonderen Stellung zum „Augustus“ erhöht-ein Name der uns heut noch ein Begriff ist.

„Die Kriege des Deutschen Ordens gegen die Litauer im 14. Jh.“

Am 15. Februar sprach Klaus Giesen über „Die Kriege des Deutschen Ordens gegen die Litauer im 14. Jh.“. Die Münzprägung des Deutschen Ordens orientiert sich an den Münzen Nord- und Mitteldeutschlands. Zuerst werden schriftlose Brakteaten geprägt, sie sind unschwer am Bild eines bewaffneten Ritters und dem Kreuzschild zu erkennen. Den Brakteaten folgen Hohlpfennige, die ab etwa 1245 ausgegeben werden. Zunehmender Handel und Geldverkehr verlangen ab Mitte des 14. Jhs. nach Mehrfachnominalen. Vierpfennig-Münzen (Vierchen) und 15-Pfennig-Münzen (Halbschoter) werden geprägt. Die Rechnung dazu: aus der Mark werden 720 Pfennige geprägt, also sind 180 Vierchen oder 45 Halbschoter eine Mark. Diese Einteilung scheint sich nicht bewährt zu haben, ab etwa 1380 wird als neuer Münztyp der Schilling zu 12 Pfennigen herausgebracht -60 Schillinge sind eine Mark. Sie werden geprägt, bis sie im Jahr 1492 vom Groschen und seinen Teilstücken abgelöst werden. Zwischen die südlichen Besitzungen in Preußen und die nördlichen Besitzungen des Ordensstaates in Livland schiebt sich wie ein Keil das Großfürstentum Litauen, dies ist ein für den Deutschen Orden unbefriedigender Zustand. Daher finden ab 1304 Jahr für Jahr zwei Kreuzzüge gegen die (noch heidnischen) Litauer statt: ein Winterfeldzug im Februar (da ist das sumpfige Land gefroren) und ein Sommerfeldzug im August (da ist das sumpfige Land ausgetrocknet). Zu diesen Kreuzzügen kommt der ritterliche Adel aus ganz Europa. Die Teilnahme am Kreuzzug gegen die heidnischen Völker in Osteuropa ist seit 1147 durch die Päpste mit denselben Privilegien ausgestattet, wie sie früher für das Heilige Land galten. Die oft erheblichen Kosten für die Teilnahme am Kreuzzeug haben die Ritter selbst zu tragen. In der Stadtchronik der Stadt Metz steht zu lesen, dass Kosten in Höhe von 100 Floren entstehen für jedes Pferd, das man mit sich führt - sei es das eigene Pferd, das des Knappen oder ein Lastpferd. Der Graf Johann von Blois führt im Jahr 1362 eine Reisekasse mit 4950 Goldmünzen mit sich, ein Gewicht von knapp 20 kg! Zum aktuellen Goldpreis wären das rund 650.000 Euro. Die Hauptkosten der Reise, die täglichen Ausgaben für Essen und Trinken, für das Futter der mitgeführten Pferde sowie für die Unterkunft werden mit Silbermünzen in der jeweiligen Landeswährung beglichen. Im Ordensstaat angekommen, müssen die Ritter also die mitgebrachten Goldmünzen in das Silbergeld des Ordens umtauschen - der Orden hat ein striktes Verbot des Umlaufs fremden Geldes im Ordensland erlassen. Die hohen Kosten haben machen Ritter ruiniert, wenn er denn überhaupt gesund zurückkehrte. Die Kreuzzüge endeten mit der Annahme des Christentums durch den litauischen Großherzog und späteren polnischen König Wladislaw Jagiello.

Buchvorstellung „101 Geldorte in Frankfurt“

Am 21. Dezember 2016 stellte unser Vorsitzender Dr. Frank Berger sein neues Buch „101 Geldorte in Frankfurt“ vor. Seit Karl der Große auf der Frankfurter Synode im Jahr 794 in Umsetzung seiner Münzreform die Einführung des neuen Pfennigs (Silberdenars) verbindlich vorschrieb, war die Stadt auch immer mit dem Geld und dem Münzwesen verbunden. Vgl. die Rezension im NNB 8/2016, S. 326.

„Herzog Christoph von Württemberg und seine Münzen“

Über Herzog Christoph von Württemberg und seine Medaillen sprach am 16. November Dr. Matthias Ohm aus Stuttgart, vgl. dazu den Beitrag von Dr. Ohm in NNB 2015, S. 418 ff.

„Die Münzdatierungen des entdeckten Römerlagers von Wilkenburg (Zeit des Augustus)“

Die Münzdatierungen des entdeckten Römerlagers von Wilkenburg (aus der Zeit des Augustus) waren am 19. Oktober Vortragsgegenstand von Friedrich-Wilhelm Wulf aus Hannover. Vor 25 Jahren wurden auf Luftbildaufnahmen 8 km südlich von Hannover in einer Leineniederung auffällige Bodenstrukturen gefunden, die auf ein Marschlager der römischen Armee hindeuteten. Eine archäologische Erstbegehung erbrachte wenig, ein Marschlager bestand oft nur kurze Zeit und die verwendeten Materialien (z.B. Holzpalisaden und Zelte) wurden wieder mitgenommen. Da die Begehung ohne Metalldetektor erfolgte, konnten auch keine Metallgegenstände aufgespürt werden. Im Jahr 2015 gab es endlich eine systematische Untersuchung großer Teile des Geländes und einige Grabungen. Große Teile des Grabens um das Lager konnten nachgewiesen werden bis hin zur Lage der Tore. Viele gefundene Scherben waren aus vorrömischer Zeit, ein Hinweis darauf, dass diese Stelle schon früher als Siedlungsgebiet gedient hat. Vor allem der Einsatz von Metalldetektoren brachte hunderte Metallfunde, vor allem kaputt gegangene oder verlorene Gegenstände wie Zeitheringe, Pferdegeschirrteile, Fibeln und Nägel. Unter den zum Teil sehr schlecht erhaltenen Münzen befanden sich keltische Kleinbronzen sowie viele römische Münzen aus der Zeit von etwa 90 v. Chr. bis 2 n. Chr. Die Zusammensetzung der Münzfunde ist vergleichbar denen des Schlachtfeldes von Kalkriese. So ist zu vermuten, dass das Lager von Wilkenburg irgendwann zwischen 1 bis 5 n. Chr. bestand, also kurz vor der „Varus-Schlacht“.

„Ddenewele, der „vergessene“ Dynast von Xanthos“

Am 21. September 2016 sprach Wilhelm Müseler über Neues aus Lykien: Ddenewele, der „vergessene“ Dynast von Xanthos. In der lykischen Stadt Xanthos befand sich ein bedeutendes Grabmal, das Nereiden-Monument aus dem frühen 4. Jh. v. Chr. Dessen überlieferte Fragmente sind heute in London im British Museum in einer im Jahr 1969 errichteten Rekonstruktion zu sehen. Der Bauherr dieses tempelähnlichen Bauwerkes ist unbekannt. Herr Müseler versuchte im Vortrag, den dafür in Frage kommenden Regenten anhand der vorhandenen Münzfunde zu identifizieren. Bekannt ist' der etwa 410 v. Chr. verstorbene lykische Dynast Kherei. Dessen unmittelbarer Nachfolger war nicht, wie häufig angenommen, der Usurpator Erbinna. Aus Münzfunden kennen wir den Herrscher Ddenewele. Dieser hat nicht nur in Xanthos, sondern auch in Termessos und TIos Münzen recht umfangreich prägen lassen. Vom späteren Usurpator Erbinna gibt es nur relativ wenige Gepräge und alle stammen aus Termessos. Dies weist auf Termessos als Zentrum seiner Herrschaft hin - was wiederum dafür spricht, dass er ein solch bedeutendes Grabmal nicht in Xanthos hätte erbauen lassen. Von Ddenewele wissen wir, dass er um 400 v. Chr. noch regierte; die Invasion des Erbinna erfolgte vermutlich um 395 v. Chr. In den rund 15 Jahren seiner Regierung mit Schwerpunkt in Xanthos hätte er also den Bau des Grabmals durchaus in Auftrag geben können. Die Usurpation des Erbinna unterbrach die Bauarbeiten, sie wurden erst später beendet. Am Bau sind auch heute noch Spuren einer solchen Bauunterbrechung zu erkennen. Im Vortrag wurde also wieder ein Beispiel dafür gegeben, wie die Numismatik bei historischen und archäologischen Fragestellen hilfreich sein kann.

„NOTGELD TUT NOT - Das Notgeld der Stadt Melsungen“

Zu unserem letzten Treffen vor der Sommerpause am 15. Juni 2016 stellte Prof. Dr. Niklot Klüßendorf unter dem Titel „NOTGELD TUT NOT - Das Notgeld der Stadt Melsungen“ seine Arbeiten zum Buch über dieses Thema vor. Die Geschichte des Geldes wie auch von Geldersatzzeichen, was das Notgeld vom Ende des ersten Weltkrieges ja darstellt, ist immer auch im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Lage und der Politik, besonders auch der Finanzpolitik zu sehen. Intensive Archivarbeit erschließt uns wichtige Informationen über die Hintergründe des Geschehens. Die Stadt Melsungen hatte, wie die meisten Städte Deutschlands, am Ende des ersten Weltkrieges mit vielen Problemen zu kämpfen. Viele Männer waren im Krieg gefallen, es herrschten Hunger und Not. Die reguläre Währung des Reiches schwindet im Wert, der Anspruch auf Einlösung der Geldscheine in Gold ist zum Beginn des Krieges aufgehoben worden. Dazu kommt der Mangel an Kleingeld, da die Münzen entweder gehortet werden (vor allem Silber) oder zur Gewinnung kriegswichtigen Metalls eingezogen wurden. Der Ersatz durch Eisen-, Zink- oder Aluminium-Münzen erfolgt nur unzureichend. Die Stadt Melsungen ist also gezwungen, zur Erfüllung ihrer laufenden Zahlungsverpflichtungen in kleinen Beträgen Papier-Notgeld zu emittieren - gegen Hinterlegung von Sicherheiten bei der Reichsbank wird sie dazu ermächtigt. Die entsprechenden Design-Entwürfe werden von der Firma Lauer in Nürnberg geliefert. Auch um im täglichen Wirtschaftsleben den Mangel an Kleingeld entgegenzuwirken, werden Notgeldscheine emittiert, so z.B. von der Stadtsparkasse. Ab 1918 werden auch größere Markbeträge als Notgeld emittiert, da auch hier ein Mangel eingetreten ist. Nach Beendigung des Krieges werden die umlaufenden Notgeldscheine im Laufe des Jahres 1919 wieder eingezogen. Die Reichsbank übernimmt wieder die Versorgung mit Zahlungsmitteln. Durch die fortschreitende Geldentwertung ist Münzgeld nicht mehr nötig und Papiergeld wird in immer gewaltigeren Mengen gedruckt, da die Inflation das Geld rasch entwertet. Dieses Inflationsgeld ist aber kein lokales Notgeld mehr, sondern es sind Ausgaben der Reichsbank. Erst nach Ende der eigentlichen Notgeldzeit werden zu Sammlungszwecken sehr viele künstlerisch oft qualitätsvolle Serien an „Pseudo"-Notgeld emittiert. Gemeinden, Druckereien und Händler verdienen an diesen Ausgaben viel Geld. Im Zahlungsverkehr waren sie aber nie anzutreffen. Die Stadt Melsungen war beim Handel mit dem Notgeld maßvoll. Es wurden keine speziellen Serien für Sammler hergestellt, nur die Reste des nicht mehr benötigten echten Notgeldes wurden an Händler verkauft.

„Die Münzsammlung im Museum August Kestner“

Am 20. April 2016 sprach die Museums-Kuratorin Dr. Simone Vogt aus Hannover über „Die Münzsammlung im Museum August Kestner“. August Kestner (1777-1853) war Jurist und im diplomatischen Dienst Hannovers lange Jahre in Rom tätig. Dort widmete er sich auch seiner Leidenschaft für die Kunst der Antike, er war u.a. Mitbegründer des späteren Deutschen Archäologischen Instituts. Nach seinem Tod vererbte er seine Sammlung seiner Heimatstadt Hannover. Sie bildete den Grundstock für die Ausstellungen des 1889 eröffneten Kestner-Museums. Zukäufe weiterer Sammlungen erweiterten den Museumsbestand rasch. Der im Krieg beschädigte Museumsaltbau wurde 1958 bis 1961 durch einen Neubau überformt, so dass die alte, denkmalgeschützte Architektur heute als Teil der Ausstellung gelten kann. Teil des umfangreichen Museumsbestandes ist die Münzsammlung mit rund 100.000 Münzen und Medaillen. Das Münzkabinett des Museums wurde im Jahr 2010 geschlossen, es passte in seiner bisherigen Form nicht mehr ins Museumskonzept. Im Rahmen der Dauerausstellung „Antike Kunst“ werden aktuell rund 400 Münzen präsentiert und als Teil von Sonderausstellungen (aktuell „Macht und Ohnmacht“) werden ebenfalls passende Münzen ausgestellt. Die Ausstellungsreihe „Die Jahrhundertmünze“ präsentiert ausgewählte Einzelstücke aus der rund 2.500-jährigen Münzgeschichte. Frau Dr. Vogt zeigte uns einige besonders wichtige Stücke der Sammlung, beginnend bei antiken Münzen wie einem Goldstater Nektanebos II. oder von Tetradrachmen aus der Sammlung Gerhart Hauptmanns. Hervorragende Brakteaten aus dem Mittelalter schlossen sich an, gefolgt von Lösern aus der Renaissance bis hin zu prächtigen Barockmedaillen. Die Arbeit der Kuratorin war in den letzten Jahren vor allem bestimmt durch eine Museums-Inventur und durch die Renovierung des Tresorraumes für die Münzsammlung. Auch die begonnene Digitalisierung der Münzbestände möchte sie weiter vorantreiben, allerdings sind die personellen und finanziellen Möglichkeiten sehr beschränkt. Derweil sollen und müssen Münzen und Medaillen in den wechselnden Sonderausstellungen immer wieder präsentiert werden, um den Wert solcher Objekte auch dem Publikum und den politisch Verantwortlichen sichtbar zu machen. Vielleicht wird es eines Tages auch wieder eine Dauerausstellung mit numismatischen Themen geben.

„Römische Münzporträts auf renaissancezeitlichen Geschützen und Glocken aus Frankfurt am Main“

Am 16. März 2016 stellte Dr. Alexander Reis „Römische Münzporträts auf renaissancezeitlichen Geschützen und Glocken aus Frankfurt am Main“ vor. Einleitend machte der Vortragende auf Details im Mitte des 16. Jhs. verwendeten Architekturschmuck aufmerksam: Neben anderen antiken Formen und Bildern fanden auch römische Kaiserporträts ihren Platz, welche offensichtlich von überlieferten Münzen kopiert wurden. Auch zu Schmuckzwecken wurden römische Münzen verarbeitet, unter anderem als Anhänger, in Tellern oder Schalen. Die Verwendung römischer Münzmotive war also ein Trend der Zeit, aber für Conrad Göbel wurde sie quasi ein „Markenzeichen“. Conrad Göbel (um 1498 bis 1568) war von 1528 bis 1553 Büchsenmeister der Stadt Frankfurt am Main. Seine Geschütze und Glocken zeichnen sich durch einen virtuosen Renaissancestil aus. Von seinen Handwerkskollegen hebt Göbel sich ab durch die Verwendung von Götterdarstellungen und Szenen aus der antiken Mythologie, besonders jedoch von Münzporträts römischer Kaiser. Darüber hinaus wurden die Motive auch dahingehend „aktualisiert“, dass in die Reihe römischer Porträts auch (stilistisch passend) zeitgenössische Renaissance-Porträts eingefügt wurden. Von Conrad Göbel und seinem Sohn Nikolaus sind ein Geschütz und sechs Glocken erhalten, die durch Münzmotive verziert sind: beispielsweise in der evangelischen Kirche von Niedereschbach. An der Schulter und am Schlagrand dieser Glocke befinden sich Porträts von Caligula, Nero, Vespasian, Hadrian und Commodus. Göbel faszinierten diese Darstellungen als authentische Abbilder der Antike, in deren künstlerischer Tradition er sich mit seinen Erzeugnissen sah.

„Bebildertes Metall - Die Münze als Kommunikationsmittel“

Am 17. Februar 2016 sprach Frau Ulrike Michel Wolf aus Frankfurt über „Bebildertes Metall - Die Münze als Kommunikationsmittel“. Gegenstand ihrer aktuell entstehenden Dissertationsarbeit sind die Münzbilder des 5. bis 1. vorchristlichen Jahrhunderts im westlichen Mittelmeerraum. Die Münzen und deren Gestaltung sind Ausdruck eines kulturellen Umfeldes, sie können von politischen und ökonomischen Machtverhältnissen zeugen. Ausgangspunkt der Arbeit war die technische Erfassung der Münzmotive von über 5.000 Münzen des zu untersuchenden geographischen und zeitlichen Raumes. Mit Hilfe verschiedener statistischer Verfahren wurde untersucht, welche markanten Münzbilder in welchen Münzstätten zu unterschiedlichen Zeiten verwendet wurden und ob Verbindungen zu vermuten sind, ob also ein Münzbild „gewandert ist“. Darüber hinaus werden die verwendeten Münzmotive mit den auf anderen Artefakten überlieferten Bildern abgeglichen. Anders als meist in der Forschung üblich, geht Frau Wolf in ihrer Dissertation nicht den Weg, von bekannten geschichtlichen Ereignissen ausgehend ein passendes Münzbild zu finden. Sie versucht mittels ihrer Untersuchungen der Münzbilder nachzuweisen, dass bestimmte Münzbilder der Städte gezielt von anderen übernommen wurden. Erst dann soll ein möglicher geschichtlicher Zusammenhang gefunden werden.

„Mitgliederversammlung 2016“

Am 20. Januar 2016 fand die Jahreshauptversammlung der FNG statt. Wichtigstes Thema war die Neuwahl des Vorstandes. Unser scheidender 1. Vorsitzender Dr. Helmut Schubert, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierte, blickte auf seine Amtszeit von 1998 bis 2016 zurück. Traditionsgemäß wurden regelmäßig Vorträge zu numismatischen Themen gehalten und einmal im Jahr führte ein Ausflug zu unterschiedlichen Zielen mit numismatischem Hintergrund. Zur Euroeinführung fand die Ausstellung „12 werden 1 - Ein Geld für Europa“ statt und ein Katalog zur Ausstellung wurde veröffentlicht. Unvergessen bleibt auch die sehr gelungene 100-Jahr-Feier der FNG im Jahr 2006. Trotz eines Rückganges unserer Mitgliederzahl (ein Trend, der auch aus anderen Vereinen bekannt sein dürfte) hat die Frankfurter Numismatische Gesellschaft mit aktuell 65 eine noch beachtliche Größe. Zum Schluss dankte unser scheidender 1. Vorsitzender allen Mitgliedern des Vorstandes und der Gesellschaft für die engagierte Zusammenarbeit. Dr. Berger dankte ihm im Namen der Gesellschaft für sein langjähriges Engagement und überreichte ein Präsent. Auf Vorschlag des neuen 1. Vorsitzenden wurde Dr. Helmut Schubert von der Jahreshauptversammlung zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt.

Der neu gewählte Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender Dr. Frank Berger, 2. Vorsitzender Eckehard Gottwald, 1. Schriftführer Lutz Schöne, 2. Schriftführer Walter Weise, Kassenwart Rüdiger Kaiser, Beisitzer Rolf-Bernd Bartel, Horst-Dieter Müller und Joachim Reichel.

 

„Tandem bona causa triumphat - ein Taler von 1567 erzählt“ – „Endlich triumphiert die gute Sache“

„Tandem bona causa triumphat - ein Taler von 1567 erzählt“ – „Endlich triumphiert die gute Sache“. Joachim Töppel aus Frankfurt erklärte uns am 16. Dezember 2015, wer oder was da triumphiert hat. Der erste im Jahr 1567 durch Kurfürst August von Sachsen geschlagene sächsische Gedenktaler soll an die Einnahme der Stadt Gotha und der zugehörigen Burg Grimmenstein erinnern. Neben einer ausführlichen Beschreibung der Münze ließ Herr Töppel vor allem Vorgeschichte und Ablauf der Belagerung Revue passieren. Im 16. Jh. konkurrierten die ernestinischen und die albertinischen Wettiner um die Vorherrschaft in Mitteldeutschland. Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 kämpfte der Albertiner Moritz auf Seiten des Kaisers gegen seine protestantischen Glaubensbrüder unter Führung des ernestinischen Kurfürsten. Nach dem Sieg des Kaisers erhielt Moritz die sächsische Kurwürde übertragen. Sein Nachfolger August von Sachsen konnte nie wirklich sicher sein, sie eines Tages nicht doch wieder an die ernestinische Verwandtschaft zu verlieren... Im Jahr 1563 nahm der Ernestiner Johann Friedrich II. trotz Verbotes durch den Kaiser den geächteten Wilhelm von Grumbach in Gotha auf. Diplomatische Bemühungen zur Auslieferung des Geächteten schlugen fehl. So wurde Kurfürst August beauftragt, die Reichsacht zu vollstrecken. Er belagerte und eroberte 1567 Gotha- und Burg Grimmenstein. Wilhelm von Grumbach und weitere Beteiligte wurden hingerichtet, Herzog Johann Friedrich II. in Haft genommen. Nach dessen Tod wurde seine Herrschaft geteilt; die diversen Nebenlinien der Ernestiner verloren an Bedeutung und August konnte sich nun der Kurwürde sicher sein. In seinen Augen „triumphierte die gute Sache“ - er hatte im kaiserlichen Auftrag die Störer des Landfriedens bestraft und die Kurwürde für sich und seine Nachfolger gesichert!

„Demos und Boule. Lokalpolitik in Kleinasien im Spiegel der Münzen“

2. Dezember 2015, Eligius-Vortrag: Frau Dr. Katharina Martin aus Münster sprach über „Demos und Boule. Lokalpolitik in Kleinasien im Spiegel der Münzen“. In der römischen Provinz Asia gab es neben großen Städten wie Ephesos und Pergamon viele kleinere griechische Städte mit kommunaler Selbstverwaltung und Münzrecht. Während der römischen Kaiserzeit, vor allem im 2. und 3. Jh., wurde dieses Recht umfangreich ausgeübt, viele Städte prägten lokales Kupfer-Kleingeld. Die Münzen zeigten oft klassische römische Bildmotive (z.B. Kaiserporträts), kombiniert mit Abbildungen mit lokalen Bezügen (Gebäude, lokale Götter o.ä.). Es gab aber auch Münzen mit ausschließlich lokalen Themen - in der Nominalkette oft die kleinsten Stücke. Gerade auf diesen Stücken wurde häufiger die aus dem Theater bekannte Personifikation des Volkes gezeigt, „Herr Demos“ mit Bart, Hüftmantel und Stock. Beinahe genauso oft kommt „Frau Boule“ vor, die Personifikation des Stadtrats und Sinnbild für die kommunale Selbstverwaltung. Wann genau und vor allem warum die beiden Motive Demos und Boule (z.T. gemeinsam und interagierend, z.T. auch allein) in das Bildprogramm der Münzen aufgenommen wurden, ist heute kaum noch zu klären. Gerade weil es meist kleine und kleinste Städte waren, gibt es kaum schriftliche Überlieferungen. Ungeklärt auch die Umlauffähigkeit dieses lokalen Geldes: war es nur in der ausgebenden Stadt gültig oder auch in anderen? Die wenigen Fundnachweise reichen nicht für belastbare Thesen.

 

„Die numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank“

Am 18. November sprach Dr. Alexander Ruske aus Frankfurt über „Die numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank“. Während des Ersten Weltkrieges wurden im Rahmen der Aktion „Gold gab ich für Eisen“ auch numismatische Raritäten bei den Sammelstellen abgegeben, welche nicht im Schmelztiegel landeten, sondern bei der Reichsbank gesammelt wurden. Im Jahr 1935 wurde die Abteilung „Sammlung“ gegründet und noch im gleichen Jahr erfolgte eine erste Präsentation für die Öffentlichkeit. In den Jahren bis zum Kriegsende wurde die Sammlung durch Zukäufe laufend erweitert Im Februar 1945 wurden besonders wichtige Bestandteile der Sammlung ausgelagert; diese wurden von den Amerikanern geborgen und nach Wiesbaden gebracht Diese rund 23.000 Münzen und Medaillen bildeten später den Grundstock der Sammlung der Bundesbank. Der größere Teil der Sammlung verblieb bis Kriegsende in Berlin. Die umfangreiche Papiergeldsammlung wurde zunächst in die Sowjetunion verbracht, später aber nach Berlin zurückgegeben. Sie befindet sich heute im Berliner Münzkabinett. Die restlichen rund 150.000 Münzen und Medaillen gelten heute noch als verschollen, befinden sich aber vermutlich in einem Moskauer Museum. Vielleicht bringen hier die nächsten Jahre noch Aufklärung. Die Sammlung der Deutschen Bundesbank wurde laufend erweitert, unter anderem durch Ankauf der Papiergeldsammlung von Keller. Heute umfasst sie rund 90.000 Münzen und Medaillen und 260.000 Geldscheine. Seit 1999 wurde die Sammlung im „Geldmuseum“ einer breiten Öffentlichkeit präsentiert, aktuell wird das Museum umgebaut Das neue Museumskonzept wird voraussichtlich ab Ende 2016 zu begutachten sein.

„Frankfurter Orden und Ehrenzeichen von 1806 bis 1866“

Am 21. Oktober stellte Volker Löbner aus Frankfurt sein Buch „Frankfurter Orden und Ehrenzeichen von 1806 bis 1866“ vor. Durch Napoleon wurde im Jahr 1804 die Ehrenlegion gegründet, ebenfalls im Jahr 1804 stiftete Kaiser Franz II. zwei Orden für Verdienste um Kaiser und Reich für Frankfurter Adelsgesellschaften (Alten-Limpurg und Frauenstein). Karl Theodor von Dalberg, Fürstprimas und Herrscher über das Großherzogtum Frankfurt, stiftete im Jahr 1809 eine Ehrenmedaille für Frankfurter, die an den Feldzügen seines Verbündeten Napoleon in Spanien teilnahmen. Auf die Teilnahme an den Befreiungskriegen 1813 bis 1814 wurden verschiedene Medaillen verliehen; im Juli 1814 wurde durch den Frankfurter Senat eine silberne Kriegsgedenkmedaille für alle Freiwilligen der Stadt und ihres Umfeldes gestiftet, unabhängig von ihrem militärischen Rang. Der noch Anfang 1813 durch von Dalberg gestiftete Concordien-Orden als Zivil- und Militärorden verlor mit dem Untergang der Fürstprimatischen Staaten alsbald seine Bedeutung. Durch Napoleon III. wurden 1857 die noch lebenden Soldaten, welche unter seinem Onkel Napoleon I. für Frankreich gekämpft hatten, mit der St-Helena-Medaille geehrt - eine Ehrung, die auch Frankfurtern zukam. Beim Frankfurter Militär kamen Dienstalterabzeichen für Soldaten in Gebrauch, Orden wurden nicht verliehen. Mit der Besetzung der freien Reichsstadt durch Preußen im Jahre 1866 endete auch die Zeit Frankfurter Orden und Ehrenzeichen.

 

„Die Lateinische Münzunion von 1865 bis 1926“

Am 16. September sprach Karl Heinz Fröhner aus Darmstadt über „Die Lateinische Münzunion von 1865 bis 1926“. Im Jahr 1865 beschlossen Frankreich, Belgien, Italien und die Schweiz, ihre ohnehin sehr ähnlichen Münzsysteme vertraglich anzugleichen. 1868 wurde Griechenland aufgrund politischer Erwägungen (man beachte die Parallele zur Euro-Einführung!) Mitglied der Münzunion. Verhandlungen zu weiteren Beitritten (z. B. England oder Preußen) führten zu keinem Ergebnis, andere Länder schlossen sich den Regelungen an, ohne Mitglied der Union zu werden (wie Spanien, Österreich-Ungarn, Bulgarien). In den 1870er Jahren verbilligte sich das Silber im Verhältnis zum Gold. Dies führte zu vermehrter Silber-Prägung, die Goldmünzen drohten aus dem Umlauf zu verschwinden. Ein neuer Vertrag führte 1885 den Goldstandard ein, Silbermünzen wurden zu Scheidemünzen. Ein noch größeres Problem stellte die umfangreiche Papiergeldemission (vor allem durch Italien und Griechenland) dar, welche zu einer Inflation führte. Die Silber-Kleinmünzen aus diesen beiden Staaten flossen in die nördlichen Mitgliedsländer ab, wo sie bald nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert wurden. Diese Entwicklungen belasteten die Münzunion, die wirtschaftlichen Probleme im Gefolge des ersten Weltkrieges und der Folgejahre führten letztlich zu ihrem Ende im Jahr 1926.

 

Aus der eigenen Sammlung (Kurzvorträge von Mitgliedern

Zu unserem letzten Treffen vor der Sommerpause am 17. Juni 2015 stellten Mitglieder unserer Gesellschaft Stücke aus ihren Sammlungen vor.

Den Anfang machte „Frühe Frankfurter Stadtansichten in Metall“. Im Frankfurter Münzkabinett befindet sich ein recht kleines, in Ebenholz gefasstes und vergoldetes Metallplättchen aus dem Jahr 1611. Dieses zeigt eine Frankfurter Stadtansicht von Süden, im Vordergrund Sachsenhausen und im Hintergrund sind die Berge des Taunus zu sehen. Es gibt noch ein zweites Exemplar mit gleicher Stadtansicht, aber einem breiteren Rand mit Wappen und Elfenbeineinfassung. Die Darstellung der Stadt war wohl eine neue Mode, es existieren z.B. noch eine silberne Schöffenmedaille und zwei Schautaler aus jener Zeit, welche ebenfalls verschiedene Stadtansichten zeigen.

Als zweites wurde ein „Fremder Ptolemaier" vorgestellt. Die fragliche Münze gleicht einem bronzenen Diobol, wie er unter Ptolemaios II. (284-246 v. Chr.) gebräuchlich war. Das vorgestellte Stück aber weist einige stilistische Abweichungen auf, die es nicht als originäre Prägung des Ptolemaios ausweisen. Bisher wurde dieser Münztyp nur an der Ostküste Siziliens gefunden, was den Weg zu seiner möglichen Herkunft weist. Der Syrakuser Herrscher Hieron II. befand sich seit etwa 270 v. Chr. im Krieg mit den Marmertinern, die Messina besetzt hatten und die Römische Republik um Hilfe baten. Hieron seinerseits suchte Unterstützung bei Ptolemaios, der Münzmetall sandte und ihm erlaubte, in einer sizilianischen Münzstätte ptolemäische Münzen zu prägen. Nach dem Seitenwechsel Hierons II. zu den Römern im Jahr 263 v. Chr. endete das Bündnis mit Ptolemaios II., aber es wurden wohl weitere, nun nicht mehr autorisierte ptolemäische Gepräge hergestellt. Vermutlich stammt das vorgestellte Stück aus jener Quelle.

Medaillen im Zusammenhang mit der „Schlacht von Hanau“ waren Gegenstand des nächsten Vortrages. Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 stellten sich verbündete bayerische und österreichische Truppen den abziehenden französischen Truppen bei Hanau in den Weg. Die Schlacht bei Hanau am 30. und 31. Oktober endete letztlich mit einem Sieg Napoleons, seinem letzten auf deutschem Boden. Trotzdem wird die Schlacht oft auch im Zusammenhang mit den verschiedenen Siegen der verbündeten Truppen genannt, es gibt Medaillen auf die Schlacht und auf den Oberkommandierenden Carl Philipp von Wrede. Auch ein Gemälde und einige Kupferstiche wurden angefertigt.

Den Abschluss bildeten „Zwei Notgeldschein-Unikate“. Beide stammen aus der Zeit des ersten Weltkriegs bzw. der Folgejahre vor der Inflation aus dem Örtchen Outscheid in der Süd-Eifel im heutigen Landkreis Bitburg-Prüm. Ein 5-Pfennig-Schein der „Kolonialwarenhandlung Theodor Bartheil“ und ein 25-Pfennig-Schein der „Gastwirtschaft Wagner“. Von beiden Geschäften und deren damaligen Betreibern gibt es kaum noch Informationen, auch von den Notgeldscheinen war bisher nichts mehr bekannt. Sie sind wohl Unikate, von denen sich in keinem der bekannten Nachschlagewerke Abbildungen oder Beschreibungen finden.

 

"Die Außenpolitik des Augustus im Spiegel seiner Münzprägung"

Am 20. Mai 2015 sprach Frau Dr. Barbara Simon aus Ludwigshafen über „Die Außenpolitik des Augustus im Spiegel seiner Münzprägung". Nach den Wirren des Bürgerkriegs im Gefolge der Ermordung Caesars versuchte der Sieger Octavian nicht, eine „königsgleiche" Stellung in Rom zu erlangen, sondern er gab die Macht formell an den Senat zurück und stellte so offiziell die alte Republik wieder her. Tatsächlich aber sicherte er sich alle maßgeblichen Machtbefugnisse, vor allem die Kontrolle über die Legionen. Er bekam den Ehrentitel „Au-gustus“ verliehen und in regelmäßiger Folge wurden seine außerordentlichen Vollmachten vom Senat bestätigt. Vor dem Hintergrund dieser regelmäßig wiederkehrenden Bestätigung seiner besonderen Stellung spielten seine militärischen und außenpolitischen Erfolge eine große Rolle. Münzen stellten ein wichtiges Mittel der Information und der Propaganda dar, welches durch Augustus auch intensiv benutzt wurde. Die meisten der auf Münzen dargestellten Ereignisse beziehen sich auf Erfolge im Osten, seltener sind solche Münzen wie die auf die Unterwerfung der spanischen Provinzen. Zum Ende seiner Regierungszeit, als die Macht des Augustus völlig unbestritten war, wurden nur noch wenige Prägungen über seine militärischen und außenpolitischen Erfolge geprägt. Sie waren zur Bestätigung seiner außerordentlichen Machtfülle auch nicht mehr nötig.

 

"Carl von Dalberg (1744-1817) - ein Kirchenfürst in der Zeit des Übergangs"

„Carl von Dalberg (1744-1817) - ein Kirchenfürst in der Zeit des Übergangs" war Gegenstand des Vortrages von Winfried Stein aus Nürnberg am 15. April 2015. Die Dalbergs stellten viele weltliche und kirchliche Würdenträger im Reich. Carl von Dalberg trat im Jahr 1765 in kurmainzische Dienste. Von 1771 bis 1802 war er als Statthalter der Mainzer Erzbischöfe in Erfurt tätig. Als er im Jahr 1800 Fürstbischof von Konstanz und 1802 Erzbischof von Mainz und Bischof von Worms wurde, war die alte Reichsordnung bereits im Untergang begriffen. Die linksrheinischen Gebiete waren verloren, seine Mainzer Residenz seit 1797 von französischen Truppen besetzt. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurden die alten geistlichen Herrschaftsgebiete aufgelöst. Carl von Dalberg wurde das Bistum Regensburg zusammen mit der Kurwürde und dem Amt des Reichserzkanzlers übertragen. Als Fürstprimas führte er den Rheinbund, er erhielt zusätzlich die Herrschaft über das Fürstentum Aschaffenburg und die Reichsstädte Wetzlar und Frankfurt am Main. Im Jahr 1810 entstand das Großherzogtum Frankfurt unter seiner Herrschaft. Nach der Niederlage Napoleons trat Carl von Dalberg von all seinen Ämtern zurück. Mit der Neuordnung Deutschlands wurden die Fürstprimatischen Staaten aufgelöst und neu aufgeteilt. Dalberg verbrachte seine letzten Lebensjahre in seinem geistlichen Amt als Bischof in Regensburg, wo er im Jahr 1817 verstarb. Seine numismatische Hinterlassenschaft ist vielfältig. Viele Ereignisse seines Lebens wurden durch die Ausgabe von Medaillen begleitet. In den Fürstprimatischen Staaten am Main wurden einige Münztypen geprägt, für das Regensburger Gebiet allerdings nur sehr wenige Repräsentationsstücke, die heute sehr selten sind.

 

"Moderne polnische Medaillen"

 

Am 18. März 2015 führte uns Jacek Strzalkowski in das Thema „Moderne polnische Medaillen" ein. Herr Strzalkowski beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit polnischen Medaillen des 20. Jhs. Gegenstand seines Vortrages waren polnische Medaillen seit etwa 1960. Von einigen polnischen Künstlern wurden neue Wege im Medaillenschaffen beschritten. Neben der klassisch runden Form wurden eckige und unregelmäßige Medaillen geschaffen oder auch Medaillen, die sich aus verschiedenen Stücken zusammensetzen. Sie ähneln damit manchmal mehr Kleinplastiken als der klassischen Medaille. Nicht nur die zu erwartenden „klassischen" Themen wurden behandelt (zeitgeschichtliche Ereignisse, runde Geburtstage von Institutionen und Persönlichkeiten); auch mythologische Themen oder einfach Gefühle und Impressionen der Künstler wurden auf Medaillen festgehalten. Viele der Werke sind sehr selten und finden sich oft nur in polnischen Museen. Seit diese jedoch solche Medaillen aus Geldmangel nicht mehr ankaufen können, fehlen diesem künstlerischen Gebiet die (materiellen) Impulse. Es werden nur noch wenige Medaillen neu erschaffen.

„Albrecht Dürers Reise in die Niederlande (1520–1521)“

Am 18. Februar 2015 sprach Klaus Giesen aus Damme über „Albrecht Dürers Reise in die Niederlande (1520–1521)“. Durch den Tod Kaiser Maximilians im Januar 1519 verlor Albrecht Dürer nicht nur einen wichtigen Auftraggeber, sondern auch einen Mäzen, der ihn mit einer jährlichen Zuwendung von 100 Gulden förderte. Anlässlich der Krönung des neuen Kaisers Karl V. im Herbst 1520 reiste Dürer nach Aachen, um sich sein Privileg erneuern zu lassen. Über diese Reise, welche er mit einer Bildungsreise in die Niederlande verband, führte Dürer Tagebuch. Die finanziellen Aspekte – Ausgaben und Einnahmen während der Reise – sind aus numismatischem Blickwinkel durchaus interessant. Der Vortragende zeigte die Stationen der Reise auf und stellte uns die in den jeweiligen Orten üblichen Zahlungsmittel vor. Beispielhaft wurden Ausgaben, Preise für Waren und Dienstleistungen während der Reise genannt. Ende Juni 1521 kehre Dürer von seiner Reise zurück nach Nürnberg. In der Gesamtrechnung standen letztlich Reisekosten in Höhe von 405 Gulden, denen Einnahmen von 221 Gulden gegenüberstanden. Da er aber aufgrund des neuen Privilegs des Kaisers gleich für drei Jahre Zuwendungen in Höhe von insgesamt 300 Gulden ausgezahlt bekam, hatte sich die Reise finanziell in jedem Fall gelohnt.

 

„Medaillen auf eine besondere Ausstellung – Erinnerung an die Saxonia Numismatica ’89“

Am 17. Dezember 2014 sprach Joachim Töppel über „Medaillen auf eine besondere Ausstellung – Erinnerung an die Saxonia Numismatica ’89“. Im Jahr 1089 wurde der Wettiner Heinrich I. mit der Markgrafschaft Meißen belehnt. In diesem Zusammenhang entstand in Kreisen der sächsischen Numismatik der Plan einer numismatischen Ausstellung zum Thema „900 Jahre Haus Wettin“ – in der DDR ein durchaus ungewöhnliches Vorhaben. Schon bei der Festlegung eines offiziellen Signets wurde lange diskutiert, auch bei einem solchen historisch motivierten Ereignis wurde ein Bezug zur DDR von den politisch Verantwortlichen eingefordert. Die Ausstellung fand im Sommer 1989 auf der Albrechtsburg in Meißen statt, in den zehn Wochen kamen rund 48.000 Besucher. Jede Herrschaftsperiode und wichtige Ereignisse wurden durch Münzen und Medaillen dokumentiert. Beispielhaft war eine Vitrine, die den Dresdner Fürstenzug zeigte und unter den Abgebildeten die jeweils charakteristischen Zahlungsmittel ihrer Zeit zeigten. Die offizielle Ausstellungsmedaille wurde in Böttger-Steinzeug ausgeführt, zum Teil mit Einlagen in verschiedenen Metallen, was eine damals neuartige Technik darstellte. Die Medaillen waren sehr schnell vergriffen, es wurden „Wochenkontingente“ festgelegt, damit auch Besucher am Ende der Ausstellungszeit noch ein solches Erinnerungsstück erwerben konnten. Es gab weitere Medaillen zum Ausstellungsthema, so eine ganze Serie von Pirnaer Medaillen. Mit dem Mauerfall änderten sich die Rahmenbedingungen für die Numismatik massiv. Manche Gruppe löste sich auf, wieder andere gründeten sich als Vereine neu. Im Februar 1990 wurde die Gründung der Sächsischen Numismatischen Gesellschaft vorbereitet und am 23. Juni traditionsbewusst auf der Albrechtsburg in Meißen vollzogen. Peter-Götz Güttler schuf dazu eine Gründungsmedaille.

 

„Das Weltreich der Kushan im Spiegel der Münzen“

Thema unseres Vortrages, am 3. Dezember 2014 gehalten durch Dr. Michael Alram, war „Das Weltreich der Kushan im Spiegel der Münzen“. Die Kushan waren ein Nomadenstamm, der aus Nordwestchina kommend nach Mittelasien eindrang und das hellenistische Königreich Baktrien um 130 v. Chr. eroberte. Die Eroberer übernahmen die in Baktrien vorhandene Verwaltungsstruktur und gaben eigene Münzen heraus, welche die bekannten Münztypen imitierten. Die Könignamen der Kushan sind uns von einer Steintafel bekannt, die 1993 bei Rabatak in Nordafghanistan gefunden wurde. Mit deren Hilfe lassen sich die Münzen dem jeweiligen Herrscher zuordnen. Schon von den ersten Königen sind Münzen überliefert, überwiegend mit griechischer Beschriftung, aber im Münzbild auch mit Anlehnung an römische Vorbilder. Während ursprünglich nur Silber und Bronze vermünzt wurde, begann um 100 n. Chr. eine umfangreiche Goldprägung, Zeichen gewachsenen Wohlstandes im Reich. Das Reich erreichte um 130 n. Chr. seine größte räumliche Ausdehnung. Enge Handelsbeziehungen bestanden bis in den Mittelmeerraum und nach Rom. Die Münzen der Kushan haben Bildprogramme der Griechen einschließlich ihrer Götterdarstellungen übernommen und weiterentwickelt. Auch wurden indische Gottheiten aufgenommen und römische Einflüsse verarbeitet. Innere Streitigkeiten führten zur Schwächung des Reiches, es wurde in der zweiten Hälfte des 3. Jhs. von indischen und sassanidischen Herrschern erobert und aufgeteilt.

 

„Zur Lokalisierung und Datierung des Denars des Publius Ventidius (Bassus)"

Dr. Florian Haymann aus Dresden sprach am 19. November „Zur Lokalisierung und Datierung des Denars des Publius Ventidius (Bassus)". Publius Ventidius war ein bedeutender Feldherr der späten römischen Republik. Seine steile Karriere verdankte er seiner Nähe zu Gaius Julius Caesar. In den Bürgerkriegen nach dessen Ermordung im Jahr 44 v. Chr. war er Marcus Antonius eine verlässliche Stütze als Feldherr. Im Jahr 40 v. Chr. wurde Ventidius beauftragt, die in Syrien und Kleinasien eingefallenen Parther zu vertreiben. Nach mehreren erfolgreichen Gefechten gelang ihm im Jahr 38 v. Chr. der entscheidende Sieg bei Gindaros. Im November desselben Jahres konnte er in Rom den Triumph über die Parther feiern. Von dem zu betrachtenden Denar des Ventidius (Crawford 531) sind derzeit nur 19 Stücke bekannt, Entstehungsort und -Zeitpunkt sind umstritten. Auf der Vorderseite findet sich ein bärtiger Antoniuskopf, auf der Rückseite eine stehende männliche Gestalt mit eindeutiger Titulatur des Ventidius als Pontifex und Imperator. Letzteres wurde als Hinweis gesehen, dass die Münze im örtlichen und zeitlichen Zusammenhang mit dem Parthersieg stehen könnte. Dagegen spricht der bärtige Antonius, da dieser seinen Trauerbart nach dem Sieg über die Caesar-Mörder in der Schlacht bei Philippi nicht mehr trug. Die meisten Indizien sprechen für eine Entstehung im Jahr 42 v. Chr., entweder wurde die Münze als „Handgeld" für Rekrutierungsmaßnahmen in Mittelitalien geprägt oder in einer Heeresmünzstätte in Gallien. Eher unwahrscheinlich bleibt eine Prägung nach der Schlacht von Philippi Ende 42 v. Chr., also auch eine Prägung im Zusammenhang mit dem Partherfeldzug.

 

Am 15. Oktober 2014 sprach Dr. Frank Berger aus Frankfurt/Main über „Potosi. Auf den Spuren des spanischen Silbers". Ein Bericht dazu wurde bereits im NNB vom Oktober 2014 auf Seite 436 veröffentlicht.

„Wie sich das 1567 geteilte Haus Hessen im 19. und 20. Jahrhundert wieder vereinte"

Am 17. September 2014 schilderte uns Horst-Dieter Müller aus Friedrichsdorf „Wie sich das 1567 geteilte Haus Hessen im 19. und 20. Jahrhundert wieder vereinte". Im Jahr 1567 teilte der Landgraf Philipp der Großmütige die Landgrafschaft Hessen unter seinen vier Söhnen auf, nach 1604 verblieben nur noch die Landgrafschaften Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt. Die wechselvolle Geschichte beider Hessen erfuhr ihren Höhepunkt, als im Zuge der Napoleonischen Kriege Hessen-Kassel zum Kurfürstentum und Hessen-Darmstadt zum Großherzogtum erhoben wurden. Im preußisch-österreichischen Krieg von 1866 stand Hessen-Kassel auf österreichischer Seite, Kurfürst Friedrich Wilhelm verlor seine Herrschaft und die meisten persönlichen Güter. Erst nach der Reichsgründung 1871 bekam das Haus Hessen-Kassel einige Besitzungen zurück. Die Darmstädter Linie verlor im Zuge der Revolution von 1918 ihre Herrschaft. Im Jahr 1937 kam bei einem Flugzeugabsturz fast die gesamte Familie ums Leben. Der einzige Überlebende des Unglücks, Landgraf Ludwig, verstarb 1968 kinderlos. Er hatte das Oberhaupt des Hauses Hessen-Kassel, den Landgrafen Moritz, adoptiert und zum Erben bestimmt. So wurde nach 300 Jahren Teilung das Haus Hessen wieder vereint.

„Rappenmünzbund"

 Am 18. Juni 2014 sprach Reinhard Goldschmidt aus Karlsruhe über den „Rappenmünzbund". Im 14. Jh. herrschte am Oberrhein, wie auch in anderen Teilen Deutschlands, ein wahrer Münz-Wirrwarr. Viele minderwertige Pfennige verschiedener Herrschaften erschwerten den Handel. In einem ersten Vertrag 1344 gab es (u. a. durch Basel und Zürich) erste Bemühungen um einen einheitlichen Silbergehalt bei weiterhin unterschiedlichem Aussehen der Münzen. 1377 wurde die Münzkonvention von Schaffhausen geschlossen. Es beteiligten sich rund 80 Städte und Herrschaften am Vertrag, die Münzen blieben bei einheitlichem Feingehalt im Aussehen weiter vielfältig, eine gewisse Münzverwirrung blieb. Nachdem zwischenzeitlich der Feingehalt der Münzen vertraglich abgesenkt wurde, wurde im Februar 1403 der „Rappenmünzbund" geschlossen, der „Rappenpfennig" in der charakteristischen „vierzipfligen" Form wurde zur Bundesmünze. In den Folgejahren kamen weitere Münzsorten hinzu, so ab 1425 die Plapperte und ab 1462 die Vierer. Ab 1498 wurden wegen akuten Kleingeldmangels wieder Stäbler und Rappen geprägt, neue Großsilbermünzen kamen hinzu (Doppelvierer und Groschen). Jahreszahlen tauchen erstmals auf den Münzen auf. Ab 1520 überschwemmten geringhaltige sogenannte „Rollbatzen" das Bundesgebiet, der Feingehalt der Kleinmünzen sinkt. Aus dem Jahr 1542 stammt das Recht, eigene Taler zu prägen. Mit der Reichsmünzordnung von 1559 wird das Ende des Münzbundes eingeleitet. Im Jahr 1564 unterstellen sich die Mitglieder der Reichsmünzordnung, nach welcher Gulden und Kreuzer die zu prägenden Sorten sind. Steigende Silberpreise verursachen Probleme, die Kleinmünzen ordnungsgemäß auszubringen, durch die Reichsmünzordnung hatte der Bund seine Bedeutung verloren. In einem letzten Treffen in Colmar im Jahr 1584 erfolgten eine Endabrechnung und die Auflösung des Rappenmünzbundes.

 

Zu unserem Treffen am 21. Mai 2014 ließen wir eine alte Tradition unserer Gesellschaft wieder aufleben, Mitglieder der Gesellschaft legen Stücke aus ihren Sammlungen vor. Einige Stücke wurden im Rahmen kurzer Vorträge vorgestellt, begleitet von regen numismatischen Diskussionen. Andere wurden zum Betrachten und Bewundern herumgereicht. Die Beteiligten hatten viel Freude daran, so dass eine Wiederholung sehr wahrscheinlich ist.

 

„Die Geldgeschichtliche Sammlung der Kreissparkasse Köln"


„Die Geldgeschichtliche Sammlung der Kreissparkasse Köln"  stellte Norbert Mersch am 16. April 2014 vor. Im Jahr 1935 wurde bei Bauarbeiten auf dem Gelände der Kreissparkasse Köln eine Reihe gut erhaltener römischer Spardosen gefunden. Diese bildeten den Grundstock für eine Sammlung der Sparkasse zu Geld und Geldgeschichte. Bis auf wenige Stücke ging diese Sammlung allerdings im Krieg verloren. Bei der Neueröffnung der Kassenhalle der Kreissparkasse im Jahr 1953 wurde aber bereits wieder eine Ausstellung zu geldgeschichtlichen Themen präsentiert. Bis heute ist die Verbindung von Bankgeschäft und musealer Präsentation zur Geldgeschichte ein besonderes Merkmal der Kölner Kreissparkasse. Die Sammlung umfasst von griechischen und römischen Münzen der Antike alle Jahrhunderte bis hin zu Münzen der Neuzeit, bevorzugt auch Münzen mit lokalem Bezug. In der Sammlung finden sich auch vormünzliche Zahlungsmittel wie keltische Eisenbarren oder kupferne Schmuckringe, ebenso Glasperlen, Kaurimuscheln und Gerätegeld. Wie schon zur Begründung der Sammlung können weiterhin Spardosen aus vielen Jahrhunderten gezeigt werden. Auch Sparbücher und Pläne zum Schulsparen erzählen über die Geschichte des Sparens. In Köln wurden lange Zeit Münzwaagen hergestellt und auch exportiert; so liegt es nahe, dass auch solche Exponate gesammelt werden. Banknoten aus aller Welt und Notgeldscheine sind ebenso vorhanden wie Münzfälschungen aus allen Zeiten. Heute gibt es in 28 Vitrinen eine feste Ausstellung zu den verschiedenen geldgeschichtlichen Themen. In weiteren 8 Vitrinen werden wechselnde Sonderausstellungen unter dem Titel „Das Fenster" präsentiert.

„Albert de Jaeger (1908-1992)"

 Am 19. März 2014 sprach Dr. Joachim Zeitz aus Bad Homburg über „Albert de Jaeger (1908-1992)". Der französische Künstler Albert de Jaeger war sehr vielseitig als Bildhauer, Medailleur, Graveur, Gießer, Architekt und Buchbinder tätig. Er wurde 1908 in Nordfrankreich geboren. Schon in den 1930er Jahren erhielt er für seine Arbeiten Preise, unter anderem gewann er einen dreijährigen Studienaufenthalt in Rom. Seit 1938 bis zu seinem Tod im Jahr 1992 wohnte er am Stadtrand von Paris, wo er Wohnung und Atelier unter einem Dach hatte. Themen seines umfangreichen Medaillenschaffens waren historische Ereignisse und Jubiläen sowie Persönlichkeiten aus Politik und Militär ebenso wie aus Kunst und Wissenschaft. Charles de Gaulle hat er mindestens fünfmal porträtiert. Es gibt von ihm Medaillen auf Eisenhower und John F. Kennedy, ebenso auf Juri Gagarin und auf den französischen Archäologen Roland Martin. Eine von de Jaeger realisierte Medaille auf den Rotary Club brachte ihn in Kontakt zum vortragenden Dr. Zeitz, was zu einer langjährigen persönlichen Beziehung führte. Von den besonderen künstlerischen Elementen im Medaillenschaffen de Jaegers, welche in hohen Reliefs und Randperlen, ausgeprägter Ziselierung, verschiedener Patinierung und intensiver Nutzung von Schriftelementen bestanden, konnten sich die Anwesenden anhand der mitgebrachten Medaillen selbst überzeugen.

„Die Sammlung Dr. Hans Maag"

Am 19. Februar stellte uns Wilhelm Müseler von der Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. „Die Sammlung Dr. Hans Maag" vor. Ende der 1960er Jahre begann der Zahnarzt Dr. Hans Maag mit dem Sammeln antiker griechischer Münzen. Anfangs tätigte er hauptsächlich Käufe von Sammlerlots auf der Suche nach noch unentdeckten Schätzen. Dabei kamen zum Teil hervorragend erhaltene Stücke und große Seltenheiten in seine Sammlung. Schon bald kaufte er auch schöne Einzelstücke auf Auktionen. So kam im Laufe der Jahre eine beachtliche Sammlung antiker Münzen zusammen. Im Jahr 1996 verlor Dr. Maag bei einem Raubüberfall einen beträchtlichen Teil seiner Münzsammlung, viele wertvolle Einzelstücke gingen ihm verloren. Nach diesem herben Rückschlag machte er sich, auch unter Verwendung der von der Versicherung ausgezahlten finanziellen Entschädigung, tatkräftig an den Neuaufbau seiner Sammlung. Im Jahr 1999 konnte er große Teile einer Sammlung lykischer Münzen ersteigern, in der Folge hat Dr. Maag sich mit hohem zeitlichem und finanziellem Aufwand auf das Sammeln lykischer Münzen konzentriert. Er brachte sein Vermögen in eine Stiftung ein, die sich der Erhaltung seiner verschiedenen Sammlungen widmet, so auch eines sehr umfangreichen Archivs zur regionalen Geschichte seines Heimatortes Bad Nauheim. Da eine museale Präsentation der Münzen umfangreiche bauliche Maßnahmen erfordert hätte und ein ausreichender Versicherungsschutz kaum bezahlbar wäre, entschied die Stiftung, sich von der Münzsammlung zu trennen. So wurde im Jahr 2012 eine der weltweit bedeutendsten Privatsammlungen lykischer Münzen versteigert. Im Vortrag wurde eine ganze Reihe Silber- und Bronzemünzen gezeigt. Faszinierende Erhaltungen und große Seltenheiten ließen den numismatischen Wert der Sammlung erahnen.

 

Am 15. Januar 2014 fand die Jahreshauptversammlung der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft statt. Im Rechenschaftsbericht wurde über die verschiedenen Aktivitäten des vergangenen Jahres berichtet. Der Vorstand wurde neu gewählt, wobei der alte Vorstand praktisch bestätigt wurde: Vorsitzender: Dr. Helmut Schubert, Stellvertreter: Dr. Frank Berger, Kassenwart: Rüdiger Kaiser, Schriftführer: Lutz Schöne, Walter Weise, Beiräte: Eckehard Gottwald und Joachim Reichel.

„Der numismatische Apparat des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom"

Frau Dr. Britta Rabe aus Frankfurt sprach am 18. Dezember 2013 zum Thema „Der numismatische Apparat des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom". Das Deutsche Archäologische Institut in Rom wurde im Jahr 1829 gegründet und zu einer Keimzelle der wissenschaftlichen Archäologie. Heute ist das Institut dem Auswärtigen Amt unterstellt. Es besitzt eine bedeutende Bibliothek mit einer großen Fotosammlung. In Ermangelung ausreichender antiker Originale dienten neben Kupferstichen und anderen Abbildungen auch Abgüsse von Kleinkunstwerken und Münzen schon früh als wichtige Informationsquellen über die Antike. Viele Materialien kamen dabei zum Einsatz: Siegellack, Gips, Schwefel und sogar Baumrinden. Kopien waren leichter und preisgünstiger zu beschaffen als die seltenen Originale. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Paris eine werkstattmäßig betriebene Herstellung von Münzkopien und einen Katalog zur Bestellung der gewünschten Kopien. Die Sammlung des Instituts umfasste letztlich 800 Münzkopien aus gegossenem Schwefel und 300 Metallabgüsse. Dazu kam eine weitere Anzahl aus Siegellack und anderen Materialien. Auch Galvanos, die Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt wurden, gab es in der Sammlung. Ein Teil der Kopien befindet sich heute als Dauerleihgabe in Frankfurt am Main. Leider waren die Stücke unsortiert und nur unzureichend beschrieben und dokumentiert. So sind aus heutiger Sicht wichtige Fragen zu klären: Welche Originale wurden kopiert? Aus welchen Sammlungen stammten die kopierten Originale? Gab es tatsächlich zu jeder Kopie ein entsprechendes Original oder wurden (zufällig oder absichtlich) Stempelkoppelungen hergestellt, die es im Original gar nicht gab? Die Aufarbeitung des Materials wird jedenfalls noch viel Zeit in Anspruch nehmen.

„Die Goldmünzen des Nektanebo"

Thema des durch Dr. Wolfgang Fischer-Bossert gehaltenen Eligius-Vortrages am 4. Dezember 2013 waren „Die Goldmünzen des Nektanebo". Nektanebo II. war der letzte einheimische ägyptische Pharao, der 359-341 v. Chr. regierte, bevor sein Land durch die Perser und später durch Alexander den Großen erobert wurde. Seit etwa 1900 tauchten erst vereinzelt, später auch in Hortfunden Goldstatere auf, die wohl Nektanebo II. zugeschrieben werden können. Sie zeigen auf der Vorderseite ein nach rechts laufendes Pferd und auf der Rückseite ägyptische Hieroglyphen, die am ehesten mit „gutes Gold" zu übersetzen sind. Von Stil und technischer Machart passen die ägyptischen Goldmünzen in das 4. vorchristliche Jahrhundert. Die bekanntgewordenen Fundumstände deuten auf eine Entstehung vor der Zeit Alexanders des Großen hin. Bekannt ist, dass Tachos, der Vorgänger Nektanebos, Goldmünzen schlagen ließ. Er hat Goldstatere mit seinem Namen im Münzbild prägen lassen. So ist es sehr wahrscheinlich, dass die betrachteten Goldmünzen unter Nektanebo II. geprägt wurden, auch wenn sie nicht seinen Namen tragen. Die Goldstatere beider Pharaonen fügen sich im Gewicht ins persische System der Dareiken ein, auch wenn sie vom Aussehen eher griechischen Vorbildern folgen. Wahrscheinlich waren diese Stücke nicht für den ägyptischen Markt gedacht, sondern zur Bezahlung griechischer Söldner Diese wurden in den Auseinandersetzungen der Pharaonen mit den persischen Eroberern eingesetzt und forderten zu ihrer Bezahlung wohl Münzen, deren Bild ihnen vertraut war und die in den persisch dominierten Küstenstrichen des östlichen Mittelmeeres problemlos akzeptiert würden.

 

„Der Schatz der Atocha, auf den Spuren der spanischen Silberflotte von 1622"

„Der Schatz der Atocha, auf den Spuren der spanischen Silberflotte von 1622". Robert Ebenem n von der Degussa führte uns am 13. November zurück in die Zeit der großen spanischen Silbertransporte. Im Jahr 1622 sank vor Florida die schwer beladene „Atocha", eine 1620 gebaute Galeone, in einem schweren Hurrikan. Der amerikanische Schatzsucher Mel Fisher fand nach vielen Rückschlägen im Jahr 1985 das Wrack. Er hob einen sagenhaften Schatz im Gesamtwert von rund 400 Mio. USD. Geborgen wurden hunderte Silberbarren und tausende Silbermünzen. Auch viele Gegenstände aus Gold wurden geborgen. Die meisten Silberbarren sind nummeriert und tragen darüber hinaus viele Stempel und Markierungen. Da heute noch eine komplette Ladungsliste der Atocha existiert, können viele Funde der Atocha genau identifiziert werden, gerade auch die nummerierten Barren.

„Und das soll Geld sein?! Von bronzenen Barren und Brocken im antiken Italien"

Am 16. Oktober sprach Andreas Murgan aus Frankfurt/Main zum Thema „Und das soll Geld sein?! Von bronzenen Barren und Brocken im antiken Italien". Aus der Zeit des beginnenden ersten vorchristlichen Jahrtausends wurden in Italien sogenannte „Aes rude" gefunden, unregelmäßige Kupfer- oder Bronzebrocken, z.T. mit Markierungen versehen. Später wurden auch fladenförmige Barren hergestellt und ab ca. 600 v. Chr. tauchen Bronzebarren mit Mustern und mit figürlichen Darstellungen wie Tieren oder Geräten (Aes Signattun) auf. Die ersten gegossenen Münzen (Aes Grave) sind aus der Zeit um 300 v. Chr. nachgewiesen. Letztere sind ohne Zweifel Zahlungsmittel, nur wie ist es mit den früheren Formen der Bronzebarren? Wichtige Eigenschaften wie einheitliche Maße und Gewichte fehlen ihnen, trotzdem werden sie als Wertgegenstände und begehrte Rohstoffe durchaus für Tauschgeschäfte genutzt worden sein, ebenso als Geschenke oder Opfergaben an die Götter. Archäologische Funde praktisch jeden alten Heiligtums im Umfeld von Rom enthielten Aes Rude, Signatum und Grave. In Hortfunden wurden verschiedene Aes-Formen oft zusammen mit Münzen gefunden. Dies legt den Gedanken nahe, dass diese Bronzebrocken zumindest als geldähnliche Wertgegenstände angesehen und genutzt wurden. Bezeichnend ist, dass in Gegenden mit fortgeschrittenem Geldumlauf, wie z.B. in den griechischen Städten Süditaliens und Siziliens, Funde mit solchen Bronzebarren die Ausnahme darstellen - die Menschen also nicht auf solchen „Geldersatz" zurückgreifen mussten. Am Schluss des Vortrags wurde die Frage „Geld oder nicht Geld?" weiter diskutiert, hier besteht also durchaus noch Forschungsbedarf.

„Kaiser Otto IV. und seine Münzprägung"

Thema des Septembervortrages von Helmut Reiz aus Hannover war „Kaiser Otto IV. und seine Münzprägung". Nach dem unerwarteten Tod des Stauferkaisers Heinrich VI. wurde der Welfe Otto zum deutschen König gewählt. Nach seiner Kaiserkrönung in Rom im Oktober 1209 geriet Otto aufgrund seiner Machtpolitik in Italien in Konflikt mit dem Papst, welcher ihn schon 1210 exkommunizierte. 1211 wurde der Staufer Friedrich zum Gegenkönig gewählt. Otto verlor schnell seine Machtbasis und starb im Jahr 1218 auf der Harzburg. Zu Ottos Zeiten war die allgemein anerkannte Währung der Silberpfennig. In der Ausführung der Münze gab es erhebliche regionale Unterschiede, sowohl im Aussehen als auch im Gewicht. Es war die Zeit der Regionalpfennige mit einzelnen Währungsräumen (z.B. der des Kölner Pfennigs), innerhalb derer sich die Münzen in Aussehen und Gewicht ähnlich waren. Otto ließ sowohl zweiseitige Dünnpfennige als auch einseitige Brakteaten prägen - je nachdem welcher Münztyp im Umfeld seiner Prägestätte gebräuchlich war.

Exkursionen

 

Unser Jahresausflug führte uns am 5. September 2015 nach Oppenheim. Die Stadt am Rhein hat eine lange Geschichte, schon zur Römerzeit gab es hier ein Militärlager. Nach einer Blütezeit im Mittelalter verlor die Stadt an Bedeutung. Sehenswert ist die Stadt heute noch, herausragend dabei die Katharinenkirche, ein bedeutender gotischer Kirchenbau. Die Ruinen der Burg Landskron überragen die Stadt, während sich unter der Stadt das weit verzweigte Kellerlabyrinth erstreckt, welches in Jahrhunderten erschaffen, heute nur zum kleineren Teil erkundet und begehbar ist

 

Unser Jahresausflug führte uns am 20. September 2014 nach Kronberg am Taunus. Hier konnten wir einiges zuvor Gehörtes zur Geschichte des Hauses Hessen-Kassel vertiefen. Victoria, Frau des 99-Tage-Kaisers Friedrich III. und Mutter Kaiser Wilhelms II., nahm ihren Witwensitz im ab 1889 errichteten Schloss Friedrichshof in Kronberg. Nach ihrem Tod im Jahr 1901 vererbte sie ihren Kronberger Besitz ihrer jüngsten Tochter Margarethe, welche mit Friedrich Karl verheiratet war, dem damaligen Oberhaupt des Hauses Hessen-Kassel. Noch heute ist das Schloss im Besitz der „Hessischen Hausstiftung", nunmehr als Hotel betrieben.

Am 7. September 2013 führte uns unser Jahresausflug nach Seligenstadt. Eine Führung durch das Landschaftsmuseum machte uns mit der Geschichte der Einhardsbasilika und der Stadt Seligenstadt bekannt. Die im Museum ausgestellten Münzen gaben uns dabei einen Überblick über die - zugegebenermaßen kurze - Seligenstädter Münzgeschichte. Der anschießende Rundgang durch die Prälatur führte uns durch Wohn- und Repräsentationsräume des Klosters. Die Stadtführung am Nachmittag begann mit einem Besuch des berühmten Klostergartens. Unser Weg führte uns vorbei an der Ruine des Palatiums, einem staufischen Palast am Mainufer, und dem Romanischen Haus - ebenfalls ein Gebäude der Stauferzeit. Am Markt mit dem Blick auf das Einhardshaus - einem Fachwerkbau von 1596 - endete unser Stadtrundgang und mit einem Besuch im „Kleinen Brauhaus" dann unser Ausflug.

Mittelalter-Symposium

Bericht

Frankfurt und Hessen im monetären mittelalterlichen Transit

Frankfurt blickt auf ein Jahr großer numismatischer Ereignisse zurück.

Vor 600 Jahren, am 5. August 1418, ließ Kaiser Sigismund in Frankfurt eine Prägeanstalt für Goldmünzen einrichten. Am 2. November 2018 kamen auf einer Auktion viele dieser Goldgulden zum Verkauf aus dem Besitz der Frankfurter Sparkasse. Und vom 16. bis 18. November 2018 war genau diese Frankfurter Goldprägung eines der Themen einer wissenschaftlichen Tagung im Historischen Museum Frankfurt. Unter dem Titel „Frankfurt und Hessen im monetären mittelalterlichen Transit“ wurde ausschließlich die hessische und Frankfurter Münz- und Geldgeschichte behandelt, und zwar im Rahmen der europäischen Geldwirtschaft dieser Zeit. Idee und Initiative zu diesem Symposium kamen von Roland Diry, einem langjährigen Mitglied der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte.

Eine Besonderheit dieses Symposiums war seine relativ enge Beschränkung auf eine kleine Region (Hessen) und einen exakt fixierten Zeitraum (Mittelalter). Dies verhinderte nicht, dass uns 26 von 27 angefragten Referenten aus sieben Ländern (Russland; Estland; Schweden; Niederlande; Österreich; Großbritannien, Deutschland) die Zusage zu einem Vortrag gaben. Damit konnten wir, von Albert Raff so ausgedrückt, die bislang größte numismatische Tagung in Deutschland im dritten Jahrtausend durchführen.

Die Veranstalter waren die Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte in Person von Christian Stoess mit Unterstützung der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft mit Frank Berger als Vorsitzendem. Dieser ermöglichte die Durchführüng im neu eröffneten Historischen Museum Frankfurt mit allen räumlichen und technischen Rahmenbedingungen. Maßgebliche finanzielle Unterstützung ist dem Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main mit seinem Geschäftsführer Dr. Helmut Müller und seiner Stellvertreterin Dr. Julia Cloot zu verdanken. Eine weitere Zuwendung kam von Christoph Raab namens des Auktionshauses Dr. Busso Peus Nachf. Zu erwähnen ist drittens, dass sich ein einzelner Münzsamm1er privat in erheblichem Umfang finanziell engagiert hat.

Das Ergebnis war ein numismatisches „Festival des Mittelalters“. Dabei wurde die Eingrenzung des Mittelalters mit dem Zeitraum von 500 bis 1500 exakt getroffen. Die Vorträge fanden in chronologischer Reihenfolge statt. Es begann also am Freitagmittag mit Frank Berger und den Münzen des 6. Jahrhunderts in Hessen und endete am Sonntagnachmittag mit Wolfgang Dobras und der Münzstätte Mainz als Spiegel politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Umbrüche im 15. Jahrhundert. Die Vorträge dauerten jeweils 30 Minuten und wurden anschließend lebhaft diskutiert. Es ist beabsichtigt, sie in den „Berliner Numismatischen Forschungen“ gemeinsam zu publizieren. Dazu wurden die Vortragenden gebeten, ihre Manuskripte bis zum 15. Januar 2019 einzureichen.

Binnen Jahresfrist soll auf diese Weise der Tagungsinhalt auch handgreiflich vorliegen.

Ein Hauptgrund von Tagungen ist neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn der persönliche Austausch. Dies förderten tagsüber längere Kaffeepausen und ein Mittagessen mit angelieferter Suppe. Es war Frau Monika Cordero, die dieses Symposium in Abstimmung mit Roland Diry exakt und auf den Punkt organisiert hat. Die Handreichungen des Tagungsalltags führte sie zusammen mit der Familie Diry und Monika Kotzek (GIG) durch. Abends gab es freitags einen kleinen Empfang mit Wein und Brezeln und samstags eine gemeinsame Einkehr in die nahe gelegene „Weinstube im Römer“.

Die thematische Anordnung folgte den vier üblichen monetären Epochen des Mittelalters: Merowinger- und Karolingerzeit, die ottonisch-salische Zeit, die Stauferzeit und die Zeit der Hohlpfennige, Groschen und Gulden.

Unter der strengen Sektionsleitung von Bernd Kluge stellte Frank Berger münzähnliche Stücke aus dem Gräberfeld von Frankfurt—Harheim von ca. 500 bis 580 n. Chr. vor. Arent Pol schloss sich chronologisch an mit einer Skizze zu den Goldmünzen der Merowingerzeit am Mittelrhein. Simon Coupland, von Beruf übrigens Pfarrer, behandelte das gleiche Gebiet für die Karolingerzeit. Es folgte in der Chronologie Peter Ilisch mit westfälischen Einflüssen auf die hessische Münzprägung des Mittelalters, wobei es ihm gelang, die am wenigsten ansehnlichen Münzen der Tagung zu zeigen. Ivar Leimus trug dazu die in Estland gefundenen Stücke aus Fritzlar, Fulda, Hersfeld und Eschwege bei.

Der Schwerpunk des Symposiums lag in der Stauferzeit. Darin waren die zweiseitigen Pfennige und die Brakteaten gleichwertige Themen, zumal sie ja zeitweise nebeneinander in Hessen und Frankfurt präsent waren. Den Fund von Chotin behandelten nacheinander und unter unterschiedlichem Blickpunkt Bernd Kluge und Kirill Tschernyschow. Brakteaten waren das Thema von Jan-Erik Becker, Roger Svensson, Stefan Roth und Ulrich Klein, der Hessen im Licht des Barbarossa-Funds betrachtete. Roland Diry stellte seine Beobachtungen zur Münzprägung in Hessen im 12. Jahrhundert zur Diskussion und widmete sich in einem gemeinsamen Beitrag mit Ulrich Klein den Beischlägen der Denare Philipps von Heinsberg. Generell durchzog den zweiten Tagungstag die Problematik „schwerer Pfennig - leichter Pfennig“.

Einzelstudien lieferten Christian Stoess zu Kalsmunt, Oleg Trostyanskyi zu Fritzlar und Ralf Fischer zu Weilburg. Eingebunden wurde die Stauferzeit bei übergreifenden Vorträgen, so von Alexandra Hylla (Salzburg) über mittelalterliche Münzprägung und Kunst und von Stefan Kötz (Münster) über den Münzumlauf in Hessen vom 8. bis frühen 12. Jahrhundert. Dem schloss sich die Analyse hessischer Münzfunde von 1130 bis 1270 durch Johannes Hartner (Wien) an. Sebastian Steinbach arbeitete die wirtschaftshistorischen Dimensionen des hessischen Transitraums der Stauferzeit in methodich überzeugende Weise heraus.

Das Spätmittelalter war mit Hubert Emmerig, Thomas Arnold, Konrad Schneider, Karl Weisenstein und Wolfgang Dobras überzeugend vertreten. Hierkonnten die schriftlichen Nachrichten im Rahmen der Münzprägung ihre Stärken ausspielen. Karl Weisenstein thematisiere unser Jubiläum, den Beginn der Goldprägung in Frankfurt vor .600 Jahren. Wolfgang Dobras, als Archivar der Stadt Mainz, schätzte sich glücklich, dass die Münzstätte Mainz bei allen Vorträgen des Symposiums eine gewichtige Rolle spielte, ja geradezu im Mittelpunkt der Thematik stand.

Die Numismatik des Raumes von Mittelrhein und Hessen ist mit diesem Symposium ein gutes Stück weiter gekommen. Die Tagung war rückblickend eine Bestandsaufnahme zum Thema und wies vorausblickend den Weg in künftige Themenfelder der Münzgeschichte dieser Herzlandschaft des Heiligen Römischen Reiches.

Frank Berger

Einladung/Programm

Die Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte (GIG) und die Frankfurter Numismatische Gesellschaft (FNG) laden alle Interessierten sehr herzlich ein!

Das öffentliche Symposium findet vom 16. bis 18. November 2018 im Historischen Museum Frankfurt, Leopold Sonnemann-Saal, Saalhof 1 (ehemals Fahrtor 2), 60311 Frankfurt am Main, statt.

 

Freitag, 16. November 2018
 
12:00 Anmeldung
13:00 Begrüßung
  Christian Stoess - Präsident der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte
  Frank Berger -Vorsitzender der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft und Kurator am Historischen Museum Frankfurt
  Roland Diry - Leiter des Symposiums
   
  Sektion 1, Sektionsleitung Bernd Kluge
   
13:15 Frank Berger: Frühmerowingisches Münzwesen in Hessen
13:45 Arent Pol: Das Münzwesen im 6. und 7. Jahrhundert in der östlichen Peripherie des Merowingerreiches
14:15 Simon Coupland: Das Münzwesen in der Zeit der Karolinger im zentralen Rheingebiet (Mainz)
14:45 Diskussion
   
  Sektion 2, Sektionsleitung Ulrich Klein
   
15:45 Peter Ilisch: Westfälische Einflüsse auf die „hessische“ Münzprägung im Mittelalter
16:15 Ivar Leimus: Die Fritzlarer, Fuldaer, Hersfelder und Eschweger Münzen des 11. Jahrhunderts in den estnischen Funden
16:45 Michael Matzke: Leichte und schwere Pfennige am Mittelrhein
17:15 Diskussion
   
  Sektion 3, Sektionsleitung Peter Ilisch
   
18:30 Bernd Kluge: Kreuzfahrerschicksale. Was Hessen und das Schwarze Meer numismatisch verbindet, oder: Der Münzschatz von Akkerman und die hessische Brakteatenprägung um 1200
19:00 Kirill Tschernyschow: Brakteaten des hessischen Raumes aus dem Fund von Chotin und aus der systematischen Sammlung der Ermitage
19:30 Diskussion
   
 Samstag, 17. November 2018
   
  Sektion 4, Sektionsleitung Ivar Leimus
   
9:00 Alexandra Hylla: Mittelalterliche Münzprägung und Kunst
9:30 Roland Diry: Die Münzprägung in „Hessen“ im Transit des 12. Jahrhunderts
10:00 Ulrich Klein: Hessen im überregionalen Kontext des „Barbarossa-Funds“
10:30 Diskussion
   
  Sektion 5, Sektionsleitung Hubert Emmerig
   
11:30 Stefan Kötz: Münzumlauf in Hessen in vorstaufischer Zeit, späteres 8. bis früheres 12. Jahrhundert 
12:00 Johannes Hartner: Geldumlauf der Stauferzeit. Eine Analyse hessischer Münzfunde (ca. 1130-1270) 
12:30 Sebastian Steinbach: Kommerzielle Revolution und monetäre Sattelzeit - wirtschaftshistorische Dimensionen des hessischen Transitraums der Stauferzeit (1100-1250)
13:00 Diskussion
   
  Sektion 6, Sektionsleitung Michael Matzke
   
14:30 Christian Stoess: Die königliche Münzstätte Kalsmunt am Ende des 12. Jahrhunderts
15:00 Ralf Fischer zu Cramburg: Die Münzstätte Weilburg im Mittelalter
15:30 Oleg Trostyanskyi: „Dünnpfennige” of Fritzlar at the late 12th century
16:00 Roland Diry - Ulrich Klein: Pacis Mater und Caput Mundi. Königliche, weltliche und geistliche „Beischläge“ zu den Pfennigtypen II-IV des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg
16:30 Diskussion
   
Sonntag, 18. November
   
  Sektion 7, Sektionsleitung Frank Berger
   
17:30 Jan-Erik Becker: Brakteaten - Innovation und Transfer einer monetären Sonderform zwischen mitteldeutschem und hessischem Raum
18:00 Roger Svensson: Periodic Re-Coinage and Coinage Policies in Central Germany in the Middle Ages
18:30 Stefan Roth: Die Kasseler Brakteaten der Landgrafen von Thüringen
19:00 Diskussion
   
  Sektion 8, Sektionsleitung Konrad Schneider
   
9:00 Hubert Emmerig: Mainz, Kaiser, Herzog. Der Münzvertrag von 1362 für die Münzstätten Miltenberg, Lauf und Amberg
9:30 Thomas Arnold: Miszellen zur hessischen Hohlpfennigprägung im 15. Jahrhundert: Mainfränkische Perlrand-Rad-Hohlpfennige / Hohlpfennige von Melsungen / Hohlpfennige von Ziegenhain
10:00 Diskussion
   
  Sektion 9, Sektionsleitung Hendrik Mäkeler
   
10:45 Konrad Schneider: Norm und reale Qualität der rheinischen Goldgulden zwischen 1400 und 1450
11:15 Karl Weisenstein: Die Rheinischen Kurfürsten und die Auseinandersetzungen um die Reichsmünzstätte Frankfurt (ca. 1418 bis 1440)
11:45 Wolfgang Dobras: Die Münzstätte Mainz als Spiegel politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Umbrüche im 15. Jahrhundert
12:15 Diskussion - Abschlussdiskussion - Resümee

 

Nachruf

William Houston (1944-2022)

William Houston †

Am 22.7.2022 verstarb William Houston, Münzhändler und verdientes langjähriges Mitglied (seit 1970) der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft. Geboren 1944 in Chicago, sammelte er schon als Schüler die 1859 bis 1909 ausgegebenen Indian Pennies. Nach drei Jahren Anstellung bei der Chicago Tribune kam er 1965 als wehrpflichtiger US-Soldat zuerst nach Frankfurt und wurde dann in Berlin als Journalist Berichterstatter im Hauptquartier der US-Army. Dort machte er 1967 die Bekanntschaft von Ina Rieckhoff, was 1972 zur Heirat führte. William Houston besuchte die Berliner Münzbörsen, wo er unter anderem den Münzhändler Waldemar Wrack, Vater von Dr. Gisela Förschner, kennenlernte. 1970 erfolgte der Umzug nach Frankfurt. Hier wurde William Houston zunächst Angestellter der Münzhandlung Marlin Eakin. Im Januar 1972 meldete er sich gewerblich als selbstständiger Münzenhändler an. Seitdem verschickte er unregelmäßig Verkaufslisten, denn Disziplin, vor allem militärische, war nicht seine Stärke, und er nahm an Münzbörsen teil. Regelmäßig und sehr diszipliniert war aber seine Teilnahme an Vortragssitzungen der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft, wo er sich gerne an Diskussionen beteiligte, ohne seinen amerikanischen Akzent jemals abzulegen.

Frank Berger

Maria Radnoti-Alföldi (1926-2022)

Maria Radnoti-Alföldi †

Die Frankfurter Numismatische Gesellschaft trauert um Prof. Dr. Maria Radnoti-Alföldi, Ehrenmitglied seit 2006. Sie verstarb am 7. Mai 2022. Geboren 1926 in Budapest, studierte sie ebendort bei Andreas Alföldi. 1961 habilitierte sie sich in München für das Fach „Antike Numismatik“. 1962 zog sie mit ihrem Mann Aladar Radnoti nach Frankfurt und wurde umgehend Mitglied der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft, der sie somit genau 60 Jahre lang angehörte. Von 1973 bis 1991 war Maria Radnoti-Alföldi Professorin am Seminar für Griechische und Römische Geschichte mit Lehrschwerpunkt Numismatik. Unsere Mitglieder Christian Stoess und Frank Berger erarbeiteten unter ihrer Aufsicht den Katalog der römischen Fundmünzen der Bundesländer Niedersachsen und Bremen und unser Mitglied Helmut Schubert behandelte als ihr Mitarbeiter die hessischen Regierungsbezirke Darmstadt und Kassel.

In der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft war sie mit Vorträgen und Texten aktiv. In der Festschrift zur 75-Jahrfeier 1981 schrieb sie über die historische Einordnung des Frankfurter Phanes-Staters, der sich im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank befindet. Ihr Beitrag zur Festschrift der 100-Jahrfeier war „Ein Seesieg Vespasians“. Ohne jemandem zu nahe zu treten sei gesagt, dass die Frankfurter Numismatische Gesellschaft mit Maria Radnoti-Alföldi ihr mit Abstand bedeutendstes Mitglied verloren hat. Wir halten ihr Andenken in hohen Ehren.

Frank Berger